Bei einem Gefangenenaufstand in Venezuela sind am Freitag mindestens 29 Häftlinge getötet worden. 19 Polizisten wurden bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in den überfüllten Arrestzellen einer Polizeiwache in der Stadt Acarigua verletzt.

Caracas - Bei einem Gefangenenaufstand in Venezuela sind am Freitag mindestens 29 Häftlinge getötet worden. 19 Polizisten wurden bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen in den überfüllten Arrestzellen einer Polizeiwache in der Stadt Acarigua im Nordwesten des südamerikanischen Landes am Freitag verletzt, wie der Sicherheitsminister des Bundesstaats Portuguesa, Oscar Valero, mitteilte. Seinen Angaben zufolge waren Spezialkräfte der Polizei eingeschritten, um einen Massenausbruch zu verhindern.

 

Die meuternden Häftlinge hätten einen „Kugelhagel“ auf die Einsatzkräfte abgefeuert und sogar drei Handgranaten gezündet, sagte Valero. Nach Angaben der Gefangenenhilfsorganisation Una Ventana a la Libertad (Ein Fenster zur Freiheit) hatte die Polizei-Spezialeinheit die Arrestzellen in dem Polizeirevier gestürmt, nachdem ein Insasse dort am Donnerstag mehrere Besucher als Geiseln genommen hatte.

Häftlinge fordern Essen

Die Organisation zitierte einen internen Polizeibericht, wonach unter den Getöteten auch der Anführer der Gefangenen sei. Die Häftlinge hatten demnach Essen und eine Verlegung in richtige Gefängnisse gefordert und über Misshandlungen durch die Polizei geklagt.

Ein Video, das seit Donnerstag in Online-Netzwerken in Venezuela geteilt wird, zeigt einen teilweise maskierten Häftling, der mit einer Pistole und offenbar mit zwei Granaten bewaffnet ist und zwei Frauen bedroht. Eine der Frauen fleht um Hilfe. Der Mann warnt die Polizei aber vor einem Einsatz, denn er sei „bereit zu sterben“.

Die Gefängnisse in Venezuela sind völlig überfüllt, es gibt immer wieder gewaltsame Aufstände. Auch in den Arrestzellen von Polizeiwachen bricht immer wieder Gewalt aus. Dort dürfen Gefangene laut Gesetz eigentlich nicht länger als 48 Stunden festgehalten werden, diese Regel wird jedoch vielfach nicht eingehalten.

Arrestzellen völlig überfüllt

Laut Una Ventana a la Libertad sind die Arrestzellen außerdem deutlich überbelegt. Insgesamt sind die 500 Hafträume in venezolanischen Polizeiwachen demnach für 8000 Häftlinge ausgelegt - untergebracht seien dort aber 55.000 Häftlinge. Die Arrestzellen in Acarigua sind nach Angaben aus einem Polizeibericht für 60 Menschen zugelassen, festgehalten werden dort aber 500 Gefangene.

Im März 2018 waren bei einem Gefangenenaufstand in Valencia im Norden Venezuelas 68 Häftlinge ums Leben gekommen. Die Gefangenen hatten versucht, aus den überfüllten Arrestzellen einer Polizeiwache auszubrechen und mehrere Matratzen in Brand gesteckt. 68 Menschen verbrannten oder erstickten im Rauch.

Seit 2011 sind in Haftanstalten in Venezuela nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehr als 400 Menschen gestorben. Sie starben demnach durch Gewalt, Unterernährung und schlechte Gesundheitsversorgung.