Die Firma Ziehl-Abegg profitiert unter anderem von der Energiewende in Deutschland. Auch das Stammgeschäft läuft gut.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Stuttgart - Direkt an der Autobahn Heilbronn-Crailsheim fährt möglicherweise auch der Künzelsauer Ventilatorenhersteller Ziehl-Abegg AG in die Zukunft. Dort, im Industriegebiet Waldenburg, will das Unternehmen bis 2013 etwa 20 Millionen Euro investieren – für ein neues Werk, in dem ein neues Geschäftsfeld groß werden soll. „Wir versprechen uns viel von diesen Elektroantrieben“, sagt der Vorstandsvorsitzende Peter Fenkl zu den Investitionsplänen. Auf der Höhe über dem Kochertal gibt es zwar schon ein Werk, doch nun sollen weitere 120 Arbeitsplätze hinzukommen. Diese werden aus Künzelsau, wo es keinen Platz mehr für Erweiterungen gibt, auf die Ebene unterhalb des Waldenburger Schlosses verlagert. Anfang des Jahres wurde ein eigener Geschäftsbereich für Elektroantriebe gegründet, nun folgen die Bagger.

 

Die Elektroantriebe, die im Industriegebiet Waldenburg gebaut werden, sollen vor allem in Fahrzeugen eingesetzt werden, die oftmals stoppen müssen – etwa in Stadtbussen, Lieferwagen oder Kommunalfahrzeugen.Erste Erfahrungen mit seinen Antrieben hat Fenkl schon, wenn auch erst in kleinem Maßstab: So werden diese etwa nach Südkorea geliefert.

Schnelles Wachstum bei der Antriebstechnik

Zum Umsatz des Unternehmens allerdings trägt der Bereich Antriebstechnik, zu dem auch die elektrischen Antriebe für Fahrzeuge gehören, erst einen kleinen Teil bei. Im vergangenen Jahr waren dies 50 Millionen Euro, etwa ein Siebtel des Gesamtumsatzes, doch der Bereich gilt als schnell wachsend. Heute sind die Umsätze in der Sparte Antriebstechnik immerhin bereits doppelt so hoch wie vor sechs Jahren. Allerdings: Dort werden nicht nur elektrische Antriebe für Fahrzeuge, sondern auch für Aufzüge, Computertomographen oder Tiefseeunterwasserfahrzeuge hergestellt, die beim Kabelverlegen eingesetzt werden.

Das Brot- und Buttergeschäft des Unternehmens aber sind nach wie vor Ventilatoren. Insgesamt stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 358 Millionen Euro, Ventilatoren trugen dazu 308 Millionen Euro bei. Etwa 70 Prozent des Umsatzes werden im Ausland erwirtschaftet. Auch in seinem Traditionsgeschäft will das Unternehmen von der Energiewende profitieren. So wurde erst jüngst ein Ventilator präsentiert, der 20 Prozent an Energie gegenüber herkömmlichen Luftmachern einspart.

Auch in diesem Bereich sieht Fenkl noch erhebliche Wachstumschancen, besonders in den Schwellenländern. „In Indien verfault ein großer Teil der Ernte, weil das Obst nicht gekühlt wird“, meint der Vorstandsvorsitzende. Doch für Ziehl-Abegg geht es nicht nur um die Rettung der Ernte: „Die Chinesen brauchen immer mehr Ventilatoren, weil sie mehr frische Produkte kaufen“ – und diese müssen gekühlt werden – von der Produktion bis in die Regale der Supermärkte kaufen, „da braucht man große Kühlanlagen und damit auch Ventilatoren“, sagt Fenkl. „Diese sind überall nötig, wo Kälte hergestellt wird.“

Eigene Fertigung in China

Mit einer eigenen Fertigung in China hat das Künzelsauer Unternehmen bereits 2002 begonnen, heute sind dort 300 Mitarbeiter tätig. Einen weiteren ausländischen Produktionsstandort hat das Unternehmen im ungarischen Marcali, 180 Kilometer südwestlich von Budapest. Dort arbeiten 650 Beschäftigte. Ein weiteres Auslandswerk mit 100 Beschäftigten steht in Lyon. Insgesamt waren Ende des vergangenen Jahres 3100 Mitarbeiter bei Ziehl-Abegg tätig, davon 1700 in Deutschland. Im laufenden Jahr sollen allein an den deutschen Standorten 60 Beschäftigte eingestellt werden, gesucht werden Ingenieure und Facharbeiter.

Stagniert hat die Mitarbeiterzahl bisher erst einmal: im Jahr 2009, als auch die Hohenloher mit damals 2500 Beschäftigten kalt von der Wirtschaftskrise erwischt wurden. Nicht nur mit Elektromotoren oder energiesparenden Ventilatoren will sich das Unternehmen seinen Anteil an den Ausgaben für die Energiewende sichern: „Wir wachsen mit den Windparks mit“, meint Fenkl zu einem wichtiger werdenden Arbeitsgebiet des Unternehmens: „Auch die Windräder und die Verteilstationen brauchen Ventilatoren.“ Der Blick von Fenkl indes richtet sich nicht nur auf riesige Rotoren, sondern auch auf große Gärbottiche: „Auch für den Betrieb von Biogasanlagen sind Ventilatoren nötig.“ Zwar ist der Boom bei Biogasanlagen abgeebbt und auch mit Windparks gibt es Probleme – dennoch aber dürften Gerätschaften für frischen Wind aus Hohenlohe weltweit weiter gefragt bleiben.