In Degerloch, im Stuttgarter Süden und in Mühlhausen sollen durch Fusionen große Grundschulen entstehen. Das würde zwar Raumengpässe an weiterführenden Schulen lindern, gefällt aber nicht allen Eltern.

Stuttgart - Der Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung hat dazu geführt, dass viele Kinder mit Hauptschulempfehlung an Realschulen, Gymnasien und auch Gemeinschaftsschulen angemeldet wurden. Die Folge: Dort wurde an vielen Standorten der Platz knapp, während die Grundschulen ohne Hauptschüler zum Teil halb leer stehen.

 

Um die Schulgebäude künftig wirtschaftlicher zu nutzen und die Raumengpässe zu beseitigen, plant die Stadtverwaltung auf Basis des Schulentwicklungsplans an drei Standorten die Zusammenlegung von Grundschulen: in Degerloch, im Stuttgarter Süden und in Mühlhausen. Doch schon im Vorfeld zeigt sich, dass dies nicht ohne Konflikte ablaufen wird.

Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats wird am Mittwoch, 27. April, über die Fusionen in Degerloch und Mühlhausen entscheiden, über die im Süden soll voraussichtlich am 11. Mai abgestimmt werden. In Degerloch soll demnach an der Filderschule sukzessive eine große, sechszügige Grundschule mit Ganztag in Wahlform entstehen. Vom Schuljahr 2019/20 an sollen alle Erstklässler aus Degerloch und Sonnenberg nur noch dort eingeschult werden. Die Noch-Grundschule Albschule soll dann nur noch vom benachbarten Wilhelms-Gymnasium und der Fritz-Leonhardt-Realschule genutzt werden. Beide platzen aus allen Nähten. Die Realschule, die mit aktuell 122 Anmeldungen die gefragteste Realschule in ganz Stuttgart ist, weicht bereits jetzt auf die Albschule aus. Das WG (114 Anmeldungen) kann voraussichtlich nicht alle Bewerber aufnehmen.

Grundschuleltern in Degerloch passen die Fusionspläne nicht

Insbesondere den Grundschuleltern passen die Fusionspläne nicht. Sie wollen keine „Mega-Grundschule“ mit mehr als 500 Schülern. Sie kritisieren die weiten Schulwege und befürchten ein Verkehrschaos vor der Filderschule. Solchen Argumenten hält Schulbürgermeisterin Susanne Eisenmann (CDU) entgegen: „Wir glauben, dass eine große Grundschule auch tolle pädagogische Angebote machen kann. Und natürlich bauen wir eine Mensa.“ Zudem sei weiterhin für alle Kinder der Schulweg kürzer als zwei Kilometer, auch wenn das für einzelne einen 30-minütigen Fußmarsch bedeuten könne. Eisenmann betont auch: „Alle Kinder, die in dem Schulgebäude eingeschult sind, können dort auch bleiben. Wir wollen nicht umpflanzen, sondern rauswachsen lassen.“ In der Gesamtschau auf Degerloch meint die Schulbürgermeisterin: „Es ist für alle Schulen eine Win-win-Situation.“

Im Süden bleibe die Verwaltung bei ihrem Vorschlag, zum Schuljahr 2017/18 die Heusteig- und die Römerschule am Standort Römerschule zusammenzulegen, sagte Eisenmann unserer Zeitung auf Anfrage. Diese soll dann unter dem Namen Grundschule Süd als dreizügige Ganztagsschule in Wahlform geführt werden. Um eine ausgeglichene Auslastung zu bekommen, soll ein Teil des Schulbezirks der Jakobschule zugeschlagen werden. Dass diese Entscheidung nicht schon im vergangenen Herbst getroffen wurde, ist auf die Proteste von Eltern aus der Heusteigschule zurückzuführen, die eine reine Ganztagsschule sowie den Standort Heusteigschule für die Grundschule Süd forderten. In der Folge fanden weitere Gespräche statt. Laut Eisenmann plant die Verwaltung nun, dass vom Schuljahr 2017/18 an alle Erstklässler an der Grundschule Süd, also der bisherigen Römerschule, eingeschult werden. Somit würde die Heusteigschule sukzessive für eine Nachnutzung frei.

Schickhardt-Gemeinschaftsschule könnte in Heusteig-Schulhaus wechseln

Als potenziellem Nachnutzer sei man mit der Schickhard-Gemeinschafts- und Realschule im Gespräch, sagte Eisenmann. Denn sowohl diese als auch das benachbarte Schickhardt-Gymnasium hätten großen Raumbedarf. „Wir sehen die Schickhardt-Gemeinschaftsschule langfristig dreizügig – mindestens“, so Eisenmann. „Aber das geht am jetzigen Standort nicht.“ Das bestätigte unserer Zeitung auch der Schulleiter Richard Haag. Seine Gemeinschaftsschule hatte 2015 aus dem Stand heraus 90 Bewerber, aktuell seien es 77. Schon jetzt habe man ehemalige Fachräume zu Klassenräumen umgewidmet, die Sporthalle nutze man als Interimsmensa, und für Lernateliers gebe es im Schulgebäude keinen Platz.

Zu einer möglichen Teilauslagerung an die Heusteigschule meint der Schulleiter jedoch: „Begeisterung kommt nicht auf.“ Angedacht sei: „Wir gehen mit drei Jahrgängen rüber, und drei bleiben hier.“ Doch die Heusteigschule könne nicht die Ausstattung bezüglich Fachräumen und Digitalisierung bieten, die sein Kollegium an der Schickhardt-Schule gewohnt sei. Der Unterricht hier laufe inzwischen digital, auch die Unterrichtsmaterialien habe man darauf abgestimmt. „Und zwei unterschiedliche Betriebssysteme – das geht nicht“, meint Haag.

Ein weiteres Problem sei: Die Gemeinschaftsschule arbeite mit dem Fachlehrerprinzip. Und es sei nicht zumutbar, dass die Kollegen unter dem Tag pendelten, was rund 20 Minuten brauchen würde. Auch dass sie dann für zwei Lehrerparkplätze monatlich je 50 Euro zahlen müssten, sei schwer vermittelbar. Unklar sei auch, wie die Schulsozialarbeit dann funktioniere. Zudem seien Sporthalle und Mensa an der Heusteigschule zu klein. Ganz zu schweigen von der Kooperation mit dem Schickhardt-Gymnasium, die somit schwierig würde. „Erst wenn die Infrastruktur passt, können wir über einen Wechsel nachdenken“, sagt Haag. „Die Lösung muss auch den Kindern etwas bringen.“

Mönchfeldschule soll Grundschulschwerpunkt werden

Veränderungen soll es auch in Mühlhausen geben. Dort sollen auf Vorschlag der Stadt die Grundschulen der Herbert-Hoover-Schule und der Mönchfeldschule am Standort Mönchfeldschule zusammengelegt werden, und zwar in Form einer dreizügigen Ganztagsschule in Wahlform.

Im Freiberger Schulzentrum soll nur noch eine einzügige Außenstelle mit Halbtagsbetrieb bleiben – beides vom Schuljahr 2017/18 an. Damit soll dem Eschbach-Gymnasium und der Bertha-von-Suttner-Realschule, die im Herbst als Gemeinschaftsschule weitergeführt wird, Luft verschafft werden. Die Gemeinschaftsschule soll dreizügig, das Gymnasium mit seinen gestiegenen Schülerzahlen hingegen vierzügig geführt werden.