Der Konsum von Milch in Deutschland geht seit Jahren zurück. Der Absatz von pflanzlichen Milchalternativen steigt dagegen stark an. Gibt es einen Zusammenhang? Oder wo liegen die Gründe?

Stuttgart/Berlin - Der Konsum von Milch ist in den vergangenen Jahren in Deutschland deutlich zurückgegangen. Pro Kopf tranken die Menschen hierzulande im vergangenen Jahr durchschnittlich 50,6 Kilogramm Milch im Jahr – drei Prozent weniger als im Vorjahr. Zwischen 2014 und 2018 ist der Verbrauch sogar um zehn Prozent zurückgegangen: Damals waren es pro Kopf noch 56,3 Kilogramm Milch jährlich. Das zeigen Zahlen der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Die Milchwirtschaft auf Bundes- und Landesebene bestätigt diese Entwicklung. Der Inlandsabsatz werde in diesem Jahr nach aktuellen Zahlen aber in etwa auf Vorjahresniveau liegen, ein Einbruch des Milchmarkts zeichne sich nicht ab.

 

Gründe für den Rückgang im Konsum gebe es mehrere, heißt es vom Milchwirtschaftlichen Verein Baden-Württemberg und dem Milchindustrie-Verband in Berlin: Der demografische Wandel, ein schwindender Stellenwert von Frühstück, Debatten über die krebserregende Wirkung von Milch. Und: Das steigende Angebot von pflanzlichen Alternativen zu Milch. Die hätten inzwischen einen vergleichbar hohen Marktanteil wie Weidemilch, sagt ein Sprecher des Milchindustrie-Verbands. Der Anteil von Weidemilch am Absatz von Trinkmilch macht drei Prozent aus, Tendenz steigend.

Auch auf dem traditionellen Milchmarkt gibt es Verschiebungen

„Der Trend zu veganen Produkten wird sicher noch seine Spuren hinsichtlich der Absatzzahlen von Milchprodukten hinterlassen“, sagt Markus Albrecht vom Milchwirtschaftlichen Verein im Land. Man rechne auch künftig mit einem „leichten Rückgang auf den Heimatmärkten“. Gleichzeitig merken Milchwirtschaft und Landesbauernverband Verschiebungen auf dem traditionellen Milchmarkt selbst. Seit einigen Jahren würden wieder verstärkt Produkte mit mehr Milchfett nachgefragt. Auch Käse ist nach wie vor beliebt, hier sinken die Absatzzahlen nicht. Auch sei ein Anstieg des Direktabsatzes spürbar, etwa über Milchtankstellen und Automaten, sagt Gerhard Glaser, Vizepräsident des Landesbauernverbandes und selbst Milchviehaltern. Regionalen Anbietern werde eher vertraut, „auch der Biomilchverkauf steigt spürbar an.“ Laut aktuellen Daten des Marktforschungsunternehmens Nielsen stieg der Absatz von Biomilch in Deutschland seit 2016 um 37 Prozent. Guckt man nur auf den Bereich der Trinkmilch – nicht auf Milchprodukte insgesamt – macht Biomilch inzwischen einen Anteil von 10 Prozent aus. Auch der Absatz laktosefreier Produkte wächst leicht an, zuletzt stieg er um ein Prozent. Der Marktanteil von laktosefreier H-Milch etwa liegt laut Daten von Nielsen bei 5,7 Prozent.

Der Markt für pflanzliche Milchalternativen wächst unterdessen jährlich um rund 20 Prozent, der Umsatz des gesamten Segments hat sich nach Angaben von Herstellern und dem Marktforschungsinstitut Innova Market Insights in den vergangenen vier Jahren verdoppelt. Marktführer Alpro und der deutsche Hersteller Allos erwarten auch künftig eine Zunahme: Derzeit kaufen demnach etwas mehr als 28 Prozent der Deutschen pflanzliche Milchalternativen – das Potenzial bei der Käuferreichweite sei aber größer.