Der geplante Anbau an das Gerätehaus soll dazu beitragen, das Krebsrisiko bei den Einsatzkräften zu senken: Es geht um die Trennung von dienstlicher und privater Kleidung.

Ditzingen - Das Verhältnis der Ditzinger Feuerwehr zu Stadtverwaltung und Gemeinderat ist gut. Im Zweifelsfall werden strittige Dinge im Dialog geklärt. Doch jetzt hat die Freiwillige Feuerwehr deutlich gemacht, dass sie sich in einem Punkt auf keinen Kompromiss einlassen wird: Sie setze konsequent auf die Schwarz-Weiß-Trennung. Das bedeutet, dass die Einsatzkleidung nicht in Berührung kommen darf mit der privaten Bekleidung, die der Feuerwehrmann vor und nach dem Einsatz trägt. Dadurch soll das Krebsrisiko minimiert werden, dem die Leute laut dem Landesfeuerwehrarzt und Ditzinger Abteilungskommandanten Andreas Häcker ausgesetzt sind.

 

Erhöhtes Krebsrisiko bei Einsatzkräften

Häcker verweist auf Studien aus den vergangenen zwei Jahren. Demnach haben Feuerwehrleute ein um 30 bis 50 Prozent erhöhtes Krebsrisiko im Vergleich zu anderen Bürgern. Die Einsatzkräfte würden häufiger und in einem deutlich niedrigeren Alter erkranken. Als Ursache wird die Belastung bei Bränden mit Giftstoffen wie Dioxine, Asbest und Metalldämpfen gesehen. Die dienstliche Ausrüstung ist entsprechend geschützt, nicht aber die Privatkleidung. Dass ein erhöhtes Krebsrisiko besteht, habe die Ditzinger Abteilung in den vergangenen Jahren in vier Fällen erlebt, so Häcker. Die Feuerwehr sehe deshalb dringenden Handlungsbedarf „bei der vollständigen Umsetzung des Hygienekonzeptes“.

Dessen Umsetzung ist im Gerätehaus in der Kernstadt bisher nicht möglich. Auch deshalb ist der Feuerwehr am An- und Umbau des Gebäudes gelegen. Der Ausschuss für Technik und Umwelt stimmte am Dienstag einmütig für die Pläne des Architekten. Er billigte auch die Berechnung: Die Erweiterung des Feuerwehrhauses schlägt nach bisherigem Stand mit 370 000 Euro zu Buche. Der Gemeinderat in anderthalb Wochen das letzte Wort. Seine Zustimmung gilt als sicher. Schließlich ist der Grundsatzbeschluss für die Modernisierung des Gebäudes schon gefallen.

Bedarf erstmals 2015 festgestellt

Der Bedarf wurde erstmals 2015 festgestellt. Damals wurde vor allem auf die fehlende Geschlechtertrennung im Sanitärbereich abgehoben und das Fehlen einer zentralen Lagermöglichkeit bemängelt. Im August des vergangenen Jahres legte die Stadt dann ein erstes Konzept vor, das mit der Wehr weiterentwickelt wurde.

Eingeschossiger Anbau geplant

Laut dem Architekten Martin Betz ist ein eingeschossiger Anbau an der Münchinger Straße geplant. Ein zusätzlicher Eingang wird geschaffen, die Lüftung verbessert und die Schwarz-Weiß-Trennung vollzogen. Laut dem Kommandanten Peter Gsandner soll die Fahrzeughalle über einen Flur erschlossen werden. Dieser soll als Schleuse in den Umkleidebereich dienen. Hier werden Stiefel geputzt, Einsatzbekleidung abgelegt, Hände und Gesicht gereinigt. Auf diese Weise will man die größten gefährlich verunreinigten Stellen Flächen in den Griff bekommen. Eine vollständige Dekontamination ist in der Schleuse laut Häcker aber nicht möglich: Giftstoffe gehen teils durch bis auf die Haut.

Das Gerätehaus wurde Ende der 1950er Jahre gebaut. Der Umkleideraum war laut Häcker, der zugleich Sprecher der Ditzinger Wehr ist, für bis zu 60 Feuerwehrangehörige konzipiert. Aktuell sind 75 Einsatzkräfte dort unterbracht.