ZF und Mahle gehören zu den größten Autozulieferern im Südwesten. Beide Unternehmen erhalten am 1. Februar neue Chefs. Nötig wurde dies nach Querelen in Friedrichshafen.

Stuttgart - Bei gleich zwei führenden Autozulieferern im Südwesten gibt es Neubesetzungen auf dem Chefsessel. Erwartungsgemäß wechselt Wolf-Henning Scheider, der bisher die Geschicke des Stuttgarter Mahle-Konzerns verantwortete, zu ZF nach Friedrichshafen. In einer außerordentlichen Sitzung hat der Aufsichtsrat des Getriebe- und Achsenherstellers den 55-Jährigen an die Vorstandsspitze berufen. Scheider tritt sein Amt, das derzeit interimsweise Finanzchef Konstantin Sauer innehat, bereits am 1. Februar an. Zum gleichen Zeitpunkt rückt Jörg Stratmann (48) an die Spitze von Mahle. Er verantwortete bei dem Zulieferer bisher den Bereich Thermomanagement. Für den schnellen Übergang war wichtig, dass Stratmann als Nachfolgeoption vordefiniert war, schreibt Mahle.

 

Die Neubesetzung des Chefsessels bei ZF war nötig geworden, weil Stefan Sommer, dessen Vertrag eigentlich noch bis 2022 gelaufen wäre, nach Querelen mit dem Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand, der bei ZF die Gesellschafterrolle einnimmt, im Dezember das Unternehmen verlassen hat. Der Branchenexperte Scheider stehe als Manager mit seinen fachlichen wie auch menschlichen Fähigkeiten für Kontinuität, lobte ZF-Aufsichtsratchef Franz-Josef Paefgen. Zudem stehe der neue Chef „für einen moderierten Wandel“, so Paefgen. „Er wird ZF mit Fingerspitzengefühl und im steten Austausch mit allen Anspruchsgruppen durch den herausfordernden Transformationsprozess steuern“, fügte er hinzu. Auch OB Brand fand lobende Worte.

Lob für Stratmann

Scheider, der zuvor bei Bosch Karriere gemacht hatte, war erst seit Mitte 2015 Vorsitzender der Mahle-Geschäftsführung. Mahle-Aufsichtsratschef Heinz Junker bedankte sich bei Scheider für die „intensive Arbeit im Transformationsprozess“. Geradezu überschwänglich lobte er Scheiders Nachfolger. Stratmann, der viel Automobil-Erfahrung sowohl im technischen als auch im wirtschaftlichen Bereich mit sich bringe, sei „die ideale Besetzung“, so Junker. Die bisherigen Aufgaben von Stratmann, der bei Conti Karriere gemacht hat, übernimmt Bernd Eckl (50), der seit einem Jahr in der Mahle-Geschäftsführung den Bereich Motorsysteme und -komponenten verantwortet. Dieser Bereich geht nun an Georg Dietz (54) über, der neu in die Geschäftsführung berufen wurde.

Branche im Umbruch

Sowohl ZF als auch Mahle befinden sich, wie die gesamte Branche, im Umbruch. Das ursprüngliche Produktspektrum beider Zulieferer ist mit dem Verbrennungsmotor verknüpft – bei ZF sind es Getriebe, bei Mahle Kolben und andere Motorkomponenten. Doch die technologische Entwicklung geht weg vom Verbrenner und hin zu Elektromotoren sowie autonom fahrenden Autos. Sommer hat ZF in seiner rund fünfjährigen Amtszeit bereits gehörig umgekrempelt. Innerhalb dieses Zeitraums haben sich sowohl Belegschaft als auch der Umsatz nahezu verdoppelt – auf etwa 138 300 Mitarbeiter und 35,2 Milliarden Euro Umsatz. Der größte Schritt dabei war die Übernahme des US-Konkurrenten TRW für zehn Milliarden Euro, der Kompetenzen bei der Sicherheitstechnik und beim autonomem Fahren in den Konzern gebracht hat. Scheider, dessen Kompetenz in der Branche hoch gelobt wird, fällt nun die Aufgabe zu, den Veränderungsprozess fortzusetzen. In welche Richtung es dabei gehen könnte, hat ZF-Finanzchef Konstantin Sauer vor Kurzem angedeutet: Defizite sah er etwa in der Softwareentwicklung.

Auch Mahle (12,3 Milliarden Euro Umsatz, 76 600 Mitarbeiter) ist auf dem Weg vorangekommen. Eingeleitet wurden die Veränderungen dabei bereits von Scheiders Vorgänger Junker. In dessen Amtszeit fällt die Übernahme des Stuttgarter Klimaspezialisten Behr. Als Scheider – damals noch als designierter Mahle-Chef – und Junker 2015 erstmals gemeinsam öffentlich auftraten, taten sie dies vor einem Renault Twizy, der einen elektrischen Antrieb der Mahle-Tochter Letrika unter der Haube hatte.