Er nennt den syrischen Diktator Baschar al-Assad einen „sozialen Mann“ mit Herz für das Volk – die Korntaler Brüdergemeinde hat dem syrischen Prediger Jany Haddad eine Plattform gegeben.

Korntal-Münchingen - Der syrische Machthaber Baschar al-Assad? Ein Mann mit Herz, findet Jany Haddad, ebenfalls Syrer – und christlicher Prediger, den die evangelische Brüdergemeinde jüngst zu einem Vortrag nach Korntal eingeladen hat. Schon im Frühjahr war Haddad, der in der belagerten Stadt Aleppo auch als Arzt tätig ist, Gast der pietistischen Vereinigung. Haddad bekam damit zum zweiten Mal die Gelegenheit, seine fragwürdigen Ansichten zu äußern.

 

Wen man sich da ins Haus geladen hatte, hätten die Verantwortlichen der Brüdergemeinde eigentlich leicht durch eine Recherche im Internet feststellen können. Schnell wird dort klar, welche Sympathien Jany Haddad für den syrischen Machthaber Assad hegt. In einem Interview etwa, das über die Online-Plattform YouTube zugänglich ist, nennt er Assad „einen der großen Unterstützer der christlichen Minderheit“, der sich für die Sicherheit von ganz Syrien einsetze. Damit nicht genug: Assad sei ein „sozialer Mann“, dessen Herz für sein Volk schlüge. Die Gräueltaten des Regimes, von denen westliche Medien berichteten, seien eine Lüge – und in jedem Fall übertrieben. Der syrische Präsident tue nichts, was andere Regierende in westlichen Ländern nicht auch täten: „Jeder Präsident hat bis zu einem gewissen Grad das Recht, seine Gegner zu kontrollieren“, so Haddad. Einen unschuldigen Menschen habe Assad noch nie getötet. Der Westen hat sich nach Haddads Ansicht auf Assad eingeschossen, weil dieser „ein Führer“ und „keine Marionette“ sei. Der Westen, speziell die USA, hätten außerdem die Terrormiliz Islamischer Staat gegründet.

Ein Diktator als „Gentleman“

Der Vortrag, den Jany Haddad am Dienstag auf Einladung der Brüdergemeinde gehalten hat, war eigentlich als Augenzeugenbericht aus dem umkämpften Aleppo angekündigt worden. Dann jedoch schien sich Haddad Zeitungsberichten zufolge schnell auf eine fundamentale Islam-Kritik eingeschossen zu haben. So soll Haddad jeden Muslim als potenziellen Mörder bezeichnet haben. Einen friedlichen oder moderaten Islam gebe es nicht, wird er weiter zitiert. Den syrischen Diktator Baschar al-Assad, der laut den Vereinten Nationen Giftgas gegen sein Volk eingesetzt haben soll, soll er als „Gentleman“ bezeichnet haben. Ein muslimischer Flüchtling, so der Bericht, sei den Tränen nahe gewesen.

Auch der Kirchenrat im Ruhestand Albrecht Hauser, der Haddads Worte übersetzt hat, hat sich in der Vergangenheit kritisch gegenüber dem Islam geäußert. Der Islamexperte und frühere Missionar hat die Vorstellung, der Islamismus sei ein „Missbrauch des wahren friedlichen Islams“, in einem Pfarrerblatt als „Trugschluss“ bezeichnet. Überall dort, wo Muslime das Sagen hätten, würden sie Andersgläubige als „zweitklassige Bürger“ behandeln. Frieden gäbe es nach den Vorstellungen von Muslimen erst, wenn alle Muslime seien.

Der Verantwortliche ist nicht auszumachen

Die Erklärung dafür, warum sie einem Referenten wie Jany Haddad eine Plattform bietet, bleibt die Brüdergemeinde schuldig. Manuel Liesenfeld, der Sprecher der pietistischen Vereinigung, war selbst nicht bei dem Vortrag. Wer dafür verantwortlich ist, dass der syrische Prediger zum wiederholten Mal bei einer Veranstaltung der Brüdergemeinde sprechen durfte, kann er nicht sagen. „Wir distanzieren uns aber von allem, was pauschal daherkommt und Menschen verunglimpft.“ Und: „Wenn der Fall so gewesen sein sollte, müsste sich die Brüdergemeinde scharf distanzieren.“

Eine differenzierte Darstellung sei nötig. Liesenfeld verweist auf die vielfältige Flüchtlingsarbeit, der sich die Brüdergemeinde verschrieben hat. „Wenn der Eindruck entstanden sein sollte, dass Menschen muslimischen Glaubens verunglimpft worden sind, dann tut es uns leid.“