Stadträte von SÖS/Linke-plus kritisieren die Darstellung dunkelhäutiger Menschen auf dem Historischen Volksfest. Bezirksbeiräte auch aus der eigenen Fraktion widersprechen.

S-Mitte - In früheren Zeiten warb eine Schokoladenmarke mit einem dunkelhäutigen Mann im Turban und Tablett für sich. Schokoküsse trugen auch eine andere Bezeichnung. Die Fraktion SÖS/Linke-plus stört sich daran, dass Dunkelhäutige auf Schaubuden beim Historischen Volksfest in ähnlicher Weise dargestellt wurden, wie es einst jene Schokoladenmarke getan hat: mit übertriebenen, physischen Merkmalen und in serviler Haltung gegenüber Hellhäutigen. Die Fraktion forderte deshalb jüngst, dass bei einer Wiederholung der Veranstaltung Wagen mit solchen Darstellungen nicht mehr mit dabei sein sollen. „Ich habe mich gewundert, dass sich niemand daran gestört hat“, meint der SÖS/Linke-plus- Stadtrat Luigi Pantisano.

 

Pantisano erinnert an die öffentlich demonstrierte Herabwürdigung von Afrikanern auf sogenannten Völkerschauen zu Zeiten des Kaiserreichs. Eine ähnliche Symbolik sei heute nicht mehr akzeptabel, findet er. Die Fraktion kritisiert auch fehlende Informationen über den Charakter des deutschen Kaiserreichs. Die starke konstitutionelle Rolle des Kaisers sicherte trotz allgemeinen Wahlrechts bis zur Novemberrevolution 1918 eine autokratische Herrschaft des Monarchen. SÖS/Linke-plus will außerdem nicht, dass die Stadt Geld in die Hand nimmt für eine Wiederholung der Veranstaltung. Sollte es die Veranstaltung noch einmal geben, dann soll sie laut SÖS/Linke-plus auf dem Cannstatter Wasen angesiedelt werden. Der Schlossplatz ist aus Sicht der Fraktion zu oft belegt.

Stadt soll nicht bezahlen

Bereits innerhalb der Fraktion von SÖS/Linke-plus im Bezirksbeirat fehlt das Verständnis für die Haltung der Kollegen aus dem Gemeinderat. Der Bezirksbeirat Ralph Schelle von SÖS/Linke-plus widerspricht den Stadträten deutlich. Er sehe die historischen Abbildungen „völlig entspannt“ und befürwortet ausdrücklich, dass es die Veranstaltung wieder auf dem Schlossplatz gibt. „Das Historische Volksfest sollte vom Wasen abgekoppelt werden. Es zieht eine andere Klientel an“, sagt er.

Bezirksbeirat widerspricht Stadträten

Aus seiner Sicht sei eine geschichtliche Einordnung gewisser Abbildungen eine Möglichkeit, aber keine Notwendigkeit. Den Stadträten von SÖS/Linke-plus, die das anders sehen, will er die Sicht des Bezirksbeirats Mitte nahebringen. Dieser hatte im vergangenen Jahr für eine Wiederholung des Festes auf dem Schlossplatz votiert. „Ich werde das Gespräch mit der Fraktion suchen“, sagt er. In der kommenden Sitzung des Bezirksbeirats Mitte könnten die Fraktionen erneut ein Zeichen des Konsenses in Sachen Historisches Volksfest senden. Die CDU wird einen Antrag einbringen, in dem die Veranstaltungsgesellschaft in.Stuttgart aufgefordert wird, in dem Gremium Stellung zu nehmen zu den Möglichkeiten einer Fortsetzung der Veranstaltung auf dem Schlossplatz. Ralph Schelle von SÖS/Linke-plus erklärt schon einmal seine Unterstützung für den Vorstoß der CDU.

Diskussion soll möglich sein

Auch Wolfgang Kaemmer, Sprecher der Grünen-Fraktion im Bezirksbeirat, fände es sinnvoll, wenn die in. Stuttgart im Bezirksbeirat Stellung nähme. Die Kritik aus dem Gemeinderat sieht der Grüne differenziert. „Ich habe persönlich kein Problem mit den Abbildungen“, sagt er. Diskussionswürdig sei eine mögliche historische Einordnung aber schon, findet er.

Für den Grünen steht aber fest, dass eine Fortsetzung des Formats mit oder ohne erklärende Schautafeln nur auf dem Schlossplatz und nicht in Bad Cannstatt infrage kommt. Kaemmer verhehlt seine persönlichen Präferenzen nicht. „Den Wasen finde ich doof“, sagt er. Eine schöne Veranstaltung wie das Historische Volksfest wolle er nicht mit dem Treiben in Bad Cannstatt vermengt sehen, meint er.