Veranstaltung in Sindelfingen OB-Kandidaten stellen sich Fragen zum Goldberg

Markus Kleemann, Max Reinhardt und Lukas Rosengrün (von links) treten im bevölkerungsreichsten Stadtteil Sindelfingens auf. Foto: /Stefanie Schlecht

Auf dem Goldberg präsentieren sich die drei aussichtsreichen OB-Kandidaten Sindelfingens. Welche Ideen haben sie für Parken, Nahversorgung oder die Nutzung des Wasserturms – dem Symbol des Stadtteils?

Böblingen: Martin Dudenhöffer (dud)

2001, 2009, 2017 – dreimal, wenn Sindelfingen einen Oberbürgermeister gewählt hat, stand in der Kandidatengruppe vor den Wählerinnen und Wählern Bernd Vöhringer. Aus jeder dieser Wahl ging der CDU-Politiker als Sieger hervor. Diesmal wird es anders sein. Weil Vöhringer nach 24 Jahren nicht mehr antritt, wird der OB voraussichtlich einer aus dem Trio Markus Kleemann (CDU), Lukas Rosengrün (SPD) oder Max Reinhardt (FDP) sein. Alle drei präsentierten sich am Mittwochabend auf einer Diskussionsveranstaltung auf dem Goldberg.

 

Eingeladen zu der Veranstaltung im mit 8000 Einwohnern bevölkerungsreichsten Stadtteils Sindelfingens hatte der Bürgerverein Goldberg. Rund 50 Menschen waren gekommen. Für die meisten wird Max Reinhardt, seit 2019 Stadtrat, das bekannteste Gesicht gewesen sein. Der 25-Jährige misst sich bis zur Wahl am 11. Mai mit Markus Kleemann, 45 Jahre und seit zehn Jahren Bürgermeister der Gemeinde Oberstenfeld im Kreis Ludwigsburg, und Lukas Rosengrün, 40 Jahre und seit 2020 Bürgermeister von Ehningen.

Ein Großteil lebt gerne auf dem Goldberg

Wie schon 2014 und 2019, befragt der Bürgerverein Goldberg aktuell wieder die Stadtteilbewohner, was sie am Goldberg schätzen, wo der Schuh drückt und was sie sich wünschen. Teile der Umfrage, die noch bis zum 30. Juni läuft, wurden im Beisein der OB-Bewerber vorgestellt. Ein Hauptergebnis: Dreiviertel der Bewohner leben gerne oder sehr gerne auf dem Goldberg. Dennoch gibt es aus Sicht der Menschen einige Stellschrauben, an denen eine neue Stadtverwaltung drehen müsste, um das Quartier lebenswerter zu machen. Besonders wichtig sind die Themen Verkehr, Sauberkeit, Einkaufen und Wohnen.

Im Stadtteil stehen mit der Gemeinschaftsschule, der Realschule und dem Goldberg-Gymnasium gleich drei Bildungseinrichtungen. Dementsprechend bedeutend ist die Frage, wie die Kinder zur Schule kommen. Hier spielt das Reizthema Elterntaxis eine Rolle. „Man muss die Gründe, warum Eltern ihre Kinder lieber fahren, statt sie laufen zu lassen, herausfinden“, sagt Kleemann. Werde ein Sicherheitsproblem identifiziert, könne man mit Zebrastreifen Abhilfe schaffen. Eine andere kreative Idee habe sich in Oberstenfeld bewährt: „Wir haben farbige Fußdapper auf den Boden geklebt. Die Kinder wissen dadurch, dieser Weg ist sicher.“ Auch Lotsen könnten helfen. Ebenfalls zielführend sei die Einführung eines Sammeltreffpunkts gewesen. „Dieser ist für Eltern gut anfahrbar. Von dort aus laufen die Kinder gemeinsam“, so Kleemann.

Wie die Verkehrssicherheit erhöhen?

Der Verkehr in Sindelfingen ist nicht nur zu den morgendlichen Stoßzeiten für viele eine nervliche Probe, auch insgesamt gebe es nach Meinung vieler Handlungsbedarf bei den Themen Tempo 30 und Parken. Jurist Max Reinhardt dämpft bei der Frage, ob man nicht stadtweit 30 einführen könne, die Wünsche vieler Bürger: „Das ist rechtlich nicht möglich. Wir können aber da einschreiten, wo Gefahrensituationen sind. Tempo 40 kann helfen und das ist einfacher einzusetzen. Damit wäre auch der Verkehrsfluss nicht zu sehr gedrosselt.“ Zudem, so Reinhardt ironisch: „In Sindelfingen kann man wegen Verkehr und Baustellen ohnehin oft nicht mehr als 30 fahren.“ Um die Parksituation zu verbessern, schlägt Reinhardt ein Quartiersparkhaus vor.

Ob im Hinterweil, dem Eichholz oder auf dem Goldberg – überall bewegt die Menschen die Frage, ob die Nahversorgung vor allem durch Supermärkte gewährleistet ist. Lukas Rosengrün, selbst in Sindelfingen aufgewachsen, hält einen Wochenmarkt am Berliner Platz aufgrund des sozio-ökonomischen Mittelpunkts auf dem Goldberg für nicht die beste Lösung. „Grundsätzlich kann man schon darüber diskutieren. In Darmsheim und Maichingen funktionieren die Wochenmärkte. Aber ich denke, wir müssen die Einkaufsmöglichkeiten eher durch Supermärkte und Discounter näher an die Menschen bringen. Auch oben auf dem Goldberg könnte es zum Beispiel durch einen Netto oder Norma eine Nahversorgung geben. Das sollte möglich sein.“

Was passiert mit dem Wasserturm?

Zwei Stunden rege Diskussionen zwischen den drei Rathauschef-Kandidaten sollte nicht zu Ende gehen, ohne auch über die mögliche Nutzung des Wahrzeichens des Sindelfinger Stadtteils zu reden – dem Wasserturm. „Ich könnte mir ein Bürgercafé darin vorstellen. Dafür müssten aber Voraussetzungen wie Brandschutz geschaffen werden“, sagt Max Reinhardt. Lukas Rosengrün glaubt: „Es wäre letztlich eine Abwägungssache für den Gemeinderat, ob man dafür Mittel bereitstellen würde. Die Debatte allein lohnt sich auf jeden Fall.“ Und Markus Kleemann findet: „Der Turm ist das Symbol des Goldbergs. Man sollte das nicht außer Acht lassen. Aber auch hier sollte man sich am Ende die Frage stellen: Was ist realistisch?“

OB-Wahl in Sindelfingen

Wahltermin
Am 11. Mai wählt Sindelfingen einen neuen Oberbürgermeister oder eine Oberbürgermeisterin. Bewerbungsende ist am 14. April.

Kandidatenkreis
Zehn Personen haben bisher ihre Bewerbung eingereicht, darunter Lukas Rosengrün, Max Reinhardt, Markus Kleemann, Harald Manfred Beutler, Klaus Gerhard Anton Frank, Aleksander Skudnik, Norbert Weiss, Fridi Miller, Cengiz Karakas und Andreas Ankele.

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