Seit 125 Jahren gibt es die beliebte Veranstaltung im Schatten von Bäumen. Das Jubiläumsfest Ende Juni ist der Auftakt für fünf weitere Waldfeste in diesem Jahr. Wir blicken ins Programm – und in die Historie.

Im Wald kann man nicht nur spazieren gehen, man kann sommers im kühlenden Schatten der Bäume auch schön feiern. Dieser Gedanke ist vor 125 Jahren den Sängern des Männergesangvereins in Stuttgart-Rohr durch die Köpfe gegangen. Zum Vergnügen der örtlichen Bevölkerung riefen sie am Sonntag, 15. August 1897, das erste Waldfest ins Leben, später beteiligten sich der Musikverein und der Kleintierzüchterverein.

 

Den 1842 in der bewegten Zeit des Vormärz gegründeten Männergesangverein gibt es seit 2017 nicht mehr, die Waldfeste haben aber überlebt. Organisatorisch war alles längst in der Hand des 1946 gegründeten Vereinsrings Rohr, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feiert. Dies ist Anlass, am Samstag, 25. Juni, und am Sonntag, 26. Juni, ein großes Jubiläumswaldfest zu feiern, das am Samstag mit Frühschoppen und Fassanstich durch Stuttgarts Ersten Bürgermeister Fabian Mayer eröffnet wird.

Wann die große Zeit der Waldfeste begann

„In den Anfangsjahren der Waldfeste sammelten sich die Veranstalter und die Feierwilligen an der Steigstraße und marschierten unter Begleitung des Musikvereins die Straße hinauf zum Festplatz auf der Rohrer Höhe. Dort hat man ein Fass Bier angestochen, das damals noch aus Holz war, und es wurden Rote Würste gebraten, mehr gab es kulinarisch nicht“, erzählt der Vereinsringvorsitzende Klaus Trott.

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Die große Zeit der Waldfeste habe nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen, damals gab es fünf zweitägige Feste in Folge, die jeweils von einem Mitglied des Vereinsrings organisiert wurden. Damals habe Sepp Göck mit der prachtvoll bestickten Fahne die Prozession zum Festplatz angeführt.

Vor 1968 alle Feste unter freiem Himmel

Neben dem Jubiläumswaldfest stehen bis gegen Ende August die Waldfeste der fünf Vereinsringsmitglieder Europapokalverein, Musikverein, TSV, Skizunft und Waldhexen auf dem Rohrer Festkalender. Vor 1968 fanden alle Feste unter freiem Himmel unter den Bäume statt. „Die Veranstalter trafen sich morgens um 9 Uhr, schauten auf zum Himmel, ob es regnen wird, und legten mit den Vorbereitungen los“, erzählt der Vereinsringvorsitzende Trott. Ab 1968 habe der Liederkranz Oberaichen sein für 30 000 Mark angeschafftes Zelt für 1000 Mark im gesamten Filderraum für Sommer-, Herbst-, Wiesen- und Kirchenfeste vermietet, und 1995 habe der Vereinsring Rohr das Zelt schließlich für 6500 Mark gekauft.

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Das Aufstellen des 200 Gäste fassenden Zeltes, erinnert sich Bernhard Fiechtner, der ehemalige Vorsitzende des Kleintierzüchtervereins, der 30 Jahre lang Zeltmeister war, sei für die 20 Helfer der Vereine eine ziemliche Plackerei gewesen und habe einen ganzen Vormittag in Anspruch genommen. Für die Pfosten, deren Abstand man bei jedem Waldfest neu ausmessen musste, habe man 80 Zentimeter tiefe Löcher in den Boden gegraben, und die Zeltplane sei auf die Streben genagelt worden. Mit der neuen Zeltplanung im Jahre 2018, die vom Vaihinger Bezirksbeirat mit 8000 Euro aus seinem Budget bezuschusst worden sei, gehe alles viel einfacher.

Ein Bretterhäuschen für die Notdurft

Den Kauf eines neuen Toilettenwagens, der bald zum ersten Mal zum Einsatz kommen werde, ergänzt, Klaus Trott, habe der Bezirksbeirat mit einem Zuschuss in Höhe von 16 000 Euro ermöglicht. „Wir sind dem Gremium für seine Hilfe sehr dankbar.“ Bevor ein Toilettenwagen aufgestellt werden konnte, mussten die Festgäste ihren inneren Drang im Wald loswerden. „Die Männer hatten dafür ein mit Bändern abgegrenztes Areal, nur für die Frauen gab es ein von Vereinsmitgliedern aus Brettern zusammengenageltes Toilettenhäuschen“, erinnert sich Bernhard Fiechtner. Er verweist auch auf eine andere Tradition, die es außer Gesang und Musik der Vereine einst gegeben habe. „Sonntags hat der Kleintierzuchtverein ein Hahnen-Wettkrähen veranstaltet. Etwa 20 Hähne saßen vor einer Jury mit Strichlisten, und für jeden Kräher bekam der jeweilige Hahn einen Strich.“

Heute kräht danach kein Hahn mehr, andere Attraktionen stehen auf dem zweitägigen Programm des Jubiläumswaldfests. Am Samstagnachmittag präsentieren Gruppen des TSV Kinderturnen und Jazzdance, und von 16.30 bis 21.30 Uhr unterhält eine Band die Gäste mit Partymusik. Der Festsonntag ist von 11.30 bis 14.30 Uhr, den Anfang macht ein Frühschoppen, um 15 Uhr haben die Waldhexen ihren Auftritt, um 16 Uhr unterhält die Jugendband und von 17 bis 21.30 Uhr die Bigband des Musikvereins.

Wem all dies noch nicht reicht, und der Vereinsring hofft, dass es viele sind, der kann sich weitere Waldfesttermine vormerken. Am 10. und 11. Juli laden die Europapokalfreunde ins Zelt auf der Rohrer Höhe ein, am 24. und 25. Juli ist es der Musikverein Vaihingen-Rohr. Am 7. und 8. August bietet der TSV Rohr dort Unterhaltung, am 14. und 15. August ist das Waldfest der Skizunft und mit dem Fest der Rohrer Waldhexen am 21. und 22. August endet das Feiern unter dem Laubdach des Schönbuchs