Die Veranstaltungsbranche ist von der Corona-Krise hart getroffen. Das Bündnis „Alarmstufe Rot“ hat am Mittwoch in Stuttgart gegen die drohende Insolvenzwelle demonstriert und erneut einen Austausch mit der Politik gefordert.

Stuttgart - Diese Demonstration ist ein flammender Appell, ein Hilferuf unserer Branche”, sagte Amnon Harman der Firma „d&b Audiotechnik“ am Mittwoch auf dem Karlsplatz. In Stuttgart versammelten sich rund 300 Beschäftigte aus der Event- und Veranstaltungsbranche, um gegen die ihrer Meinung nach unzureichenden Hilfsangebote der Landesregierung zu demonstrieren. Bereits zum fünften Mal hatte das Aktionsbündnis „Alarmstufe Rot” im Vorfeld zur Landesdemonstration aufgerufen.

 

Ihre Branche leide schließlich schon seit März massiv unter der andauernden Krise und dem damit verbundenen Veranstaltungsverbot, erklärte der Mitorganisator Patrick Fischer. Messebauer, Veranstaltungstechniker, Eventagenturen und Musiker - viele von ihnen beklagten Umsatzeinbußen von bis zu hundert Prozent. Und seit das Land das Verbot von Großveranstaltungen nochmals bis Ende des Jahres ausgeweitet hat, fürchteten viele von ihnen die kommenden Herbst- und Wintermonate.

Existenzbedrohende Lage

„Die Lage ist für die meisten Unternehmen existenzbedrohend, da die Umsätze bei zahlreichen Firmen gegen null gehen”, weiß auch Walter Rogg, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart. Online-Angebote wie Live-Streams erhöhten zwar kurzfristig die Sichtbarkeit der Kultur- und Kreativbranche, seien aber selten kostendeckend.

Die größte Herausforderung sieht Rogg in den kommenden Monaten vor allem in der andauernden Unsicherheit. Niemand könne voraussagen, wann ein normaler Veranstaltungsbetrieb wieder möglich sein wird. Unklar sei auch, ob die Branche lediglich die kommenden Monate finanziell überbrücken müsse, oder sich womöglich grundlegend verändern sollte.

Rogg rät Selbstständigen und Unternehmern aus der Branche deshalb, unbedingt die Unterstützungsangebote von Bund und Land zu nutzen. Doch genau diese kritisiert die Initiative „Alarmstufe Rot” scharf. Unter anderem seien die Kurzarbeiterregelungen zu unflexibel, die Kreditprogrammlaufzeiten zu kurz und das Überbrückungsprogramm massiv überreguliert.

„Uns hilft jetzt nur eins – und das ist finanzielle Unterstützung“, betonte auch Patrick Fischer vom Aktionsbündnis. Er ist selbst Unternehmer im Bereich Veranstaltungstechnik und habe nun seine Rücklagen aufgebraucht. „Wir wollen uns nicht bereichern, wir wollen lediglich überleben“, sagte Fischer.

Großdemonstrationen in Berlin am 9. September

Der Kritik der Initiative stellte sich der Landtagsabgeordnete Claus Paal (CDU) bei der Demonstration auf dem Karlsplatz. Bevor er sich mit Vertretern der Initiative im Landtag zusammensetzte, lobte er auf der Bühne die bisherigen Maßnahmen der Landesregierung: „Was Corona-bedingte Hilfsleistungen angeht, stehen wir weltweit an der Spitze”. Er vermutet, dass viele Selbstständige und Unternehmer nicht ausreichend über die vorhandenen Hilfsangebote informiert seien. „Gerade deswegen ist mir der direkte Dialog so wichtig”, sagte Paal.

Das Bündnis “Alarmstufe Rot” fordert schon lange einen Austausch mit der Politik, hat deshalb auch zu einer Großdemonstration in Berlin nächste Woche aufgerufen. Die Branche sei zu kleinteilig und breit gefächert – und deshalb unsichtbar für die Politik, vermutet Amnon Harman. „Wir haben jahrelang im Hintergrund gearbeitet, uns nicht um Lobbyarbeit gekümmert”, erklärte der Geschäftsführer einer Firma.

Unsichtbar waren die 300 Demonstrierenden am Mittwoch sicherlich nicht. Mit Trillerpfeifen, roten Schildern und rollenden Transportboxen zogen sie im Anschluss an die Kundgebung durch die Stuttgarter Innenstadt, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen.