Im Fluxus widmet sich eine Veranstaltungsreihe den Themen Design und Medienkunst. Den Auftakt macht am Donnerstagabend die Fuck Up Night, bei der Stuttgarter ihre Hosen herunterlassen und von ihren größten Niederlagen berichten.

Stuttgart - Aus Fehlern wird man klug, heißt es, und wahrscheinlich stimmt das sogar. Trotzdem mag kaum einer über Niederlagen sprechen. Sich mit Erfolgsgeschichten zu schmücken macht deutlich mehr Spaß. Doch wer gleitet schon mühelos auf einer Erfolgswelle durchs Leben? Keiner zumindest, der etwas wagt und etwas erreichen möchte. „Der Versuch ist der erste Schritt zum Scheitern“ wusste schon der weise Homer Simpson. Wer viel versucht, wird auch häufig auf die Schnauze fallen. Trial and Error, irgendwann wird’s schon was mit dem großen Durchbruch, mit der großen Idee.

 

Um eine bessere Fehlerkultur zu etablieren, wurden vor einigen Jahren die sogenannten Fuck up Nights ins Leben gerufen, bei denen vor allem Start-Up-Gründer vor Publikum von ihren Niederlagen berichten. Eine manchmal schmerzhafte, sehr oft aber auch äußerst lustige Angelegenheit. Eine internationale Bewegung, die auch schon in Deutschland angekommen ist. Und am Donnerstag darf man auch im Fluxus einigen schönen Geschichten über Misserfolge lauschen. „Wir können alles außer Hochdeutsch“? Neben einer gern verwendeten alternativen Grammatik fallen den Teilnehmern noch zwei, drei andere Dinge ein, die sie in der Vergangenheit nicht so gut konnten.

Selbstironie hilft beim Scheitern

Hannes Steim hat die Fuck up Night organisiert. Der Chef der alternativen Einkaufspassage lädt um 20 Uhr in den Aktionsraum ein. „Looser-Runde“ sagt er dazu liebevoll. Er darf das, schließlich ist er selbst ein Teil davon. Weshalb? „Anfangs wollte keiner mitmachen.“ Womit wir wieder beim Anfang wären: Die Hürde über die eigenen Unzulänglichkeiten zu sprechen ist hoch. Deshalb hat Steim beschlossen, auch selbst ans Mikrofon zu treten. Mit ihm stehen unter anderen Dieter Hofmann von der Blickfang und Johannes Graf Strachwitz vom 0711-Büro auf der Bühne.

Eine Aura des Misserfolgs umgibt Steim und die anderen Teilnehmer nicht gerade. Im Fluxus läuft’s, wie kürzlich bekannt wurde sogar länger als geplant. Trotzdem sind sie alle auf ihrem Weg mindestens einmal gestolpert. „Das Scheitern muss eine Weile zurückliegen, bevor man darüber reden kann. Man muss wieder auf die Beine gekommen sein“, sagt Steim. Eine große Portion Selbstironie gehört an diesem Abend dazu: "Man muss die Hose runter lassen, aber man muss sie mit Stolz runter lassen." Die österreichische Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach hat es ihrerzeit anders formuliert: „Eine stolz getragene Niederlage ist auch ein Sieg.“ Den Teilnehmern der Fuck up Night darf also gerne gratuliert werden.

"Es soll ein inspirierender Abend werden, an dem man im Anschluss diskutieren kann", sagt Steim. Das gilt auch für die anderen Abende. Die Fuck up Night ist Teil der Veranstaltungsreihe "Diagonal", ein Gemeinschaftsprojekt von Farbeweiss und Bürovier der Brüder Timo und Simon Schillings. Von Donnerstag bis Samstag möchte die Reihe einen Dialog zwischen Stuttgarter Kreativen ermöglichen. Durch die Fuck up Night genauso wie mit den übrigen Abenden. Am Freitag geht es um die Gestaltung einer modernen und kreativen Arbeitsumgebung unter dem Titel "How we work" unter anderem mit Thorsten Weh von Pulsmacher und Mike Letzgus vom Fraunhofer Institut. Am Samstag endet "Diagonal" mit vier Vorträgen zum Thema Design und schließlich mit einem Live-Set von Zeitverschiebung. Damit beim Diskutieren und Austauschen keiner auf dem Trockenen sitzt, versorgt die Transit Pop Up Bar mit kühlen Drinks.

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