Die Schauspielerin Natalia Wörner gibt Einblicke in ihr Verständnis von Heimat und stimmt damit auf die Veranstaltungsreihe zum Thema Flucht, Vertreibung und Neubeginn in Waldenbuch ein.

Waldenbuch - In Waldenbuch beginnt der Sommer in diesem Jahr am 5. Juni – zumindest was das kulturelle Angebot betrifft. Die Stadt, die Stadtbücherei, das Stadtarchiv und das Museum der Alltagskultur starten an diesem Tag mit einem prominenten Gast in den Literatursommer 2016. Natalia Wörner, Schauspielerin und Autorin des Buches „Heimat-Lust“, führt im Gespräch mit dem Museumsleiter Thomas Brune in die Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Fremde.Heimat.Waldenbuch“ ein.

 

Es geht um Flucht und Neubeginn, es geht um Heimat und Identität, es geht um Waldenbuch. „Wir wollen diese Aspekte aus ganz unterschiedlichen Sichtweisen beleuchten und mehr über die Flüchtlinge unter uns erfahren“, sagt die städtische Mitarbeiterin Nicole Klenk, bei der die Fäden zusammenlaufen. Anders als 2012, als der literarische Sommer bei Lesungen und in einer Schreibwerkstatt Blüten trug, arbeitet man diesmal mit ganz unterschiedlichen Darstellungsformen. Sie reichen vom Interview, über Erlebnisberichte, musikalischen Darbietungen, Theater und Film bis hin zu einer Ausstellung.

40 plätze sind schon belegt

Der Zufall kam den Waldenbucher Organisatoren zur Hilfe: Erst kürzlich hat Natalia Wörner in der neuen TV-Politreihe „Die Diplomatin“ groß aufgespielt. Als Gefährtin von Bundesjustizminister Heiko Maas ist die Aktrice derzeit zudem in den bunten Blättern dauerpräsent. Mangelndes Interesse müssen die Veranstalter bei ihrer Auftaktveranstaltung deshalb nicht befürchten. „Wir haben 100 Plätze. 40 Anmeldungen sind schon eingegangen“, berichtet Nicole Klenk.

Nach dem Talk mit der Schauspielerin gehört die große Bühne zwei Wochen später der Geschichtsgruppe, die unter Federführung der Stadtarchivarin Debora Fabriz seit September Lebensgeschichten und Erinnerungen der Vertriebenen nach 1945 in Waldenbuch nachgespürt hat. „Wir haben mit Menschen gesprochen, die ihre Heimat verlassen haben und neu anfangen mussten. Es kommen aber auch Waldenbucher Bürger zu Wort, die schildern, wie man die Situation gemeinsam gemeistert hat“, berichtet Fabriz. Zeitzeugen-Berichte werden durch literarische und biografische Zeugnisse ergänzt. „Wir hoffen, ein Gesamtbild vermitteln zu können, das dabei hilft, Lösungen für die aktuelle Flüchtlingssituation abzuleiten“, sagt Fabriz.

Schlusspunkt am 24. Juli

Wenn die Waldenbucher in den großen Ferien noch einmal richtig Sonne tanken, ist der Literatursommer 2016 in der Schönbuchstadt bereits wieder beendet. Den Schlusspunkt setzt am 24. Juli das Museum der Alltagskultur. Unter dem Motto „Fluchtpunkte. Flucht-Stücke“ werden im Eingangsbereich des Schlosses persönliche Gegenstände von Flüchtlingen gezeigt, die jeweils für eine ganz individuelle Geschichte stehen. Parallel dazu werden die Themen Flucht, Vertreibung und Ankommen an vier Stationen durch die Genres Theater, Lesung, Film und Musik lebendig.

„Die Darbietungen dauern zehn bis 15 Minuten und werden vier Mal wiederholt, so dass jeder die Gelegenheit hat, an ihnen teilzunehmen“, sagt Nicole Klenk. Auch der Geschmackssinn wird in die Erlebniswelten einbezogen. Zum Abschluss kann man im Schlosshof zwischen einem schwäbischen, einem orientalischen und einem italienischen Eintopf wählen. Oder sich – ganz multikulti – einfach gleich durch alle Gerichte schlemmen.

Der Literatursommer 2016

Sonntag, 5. Juni, 18 Uhr:
Gespräch mit Natalia Wörner über Heimat und Identität. Eine Anmeldung ist erforderlich per E-Mail an nicole.klenk@waldenbuch.de, unter Telefon 0 71 57/12 93-25 oder über das Online-Formular auf www.waldenbuch.de.

Sonntag, 19. Juni, 18 Uhr: Lebensgeschichten und Erinnerungen der Vertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg. Erlebnisschilderungen untermalt von literarischen und biografischen Zeugnissen. Wer noch etwas zu den Ergebnissen der Arbeitsgruppe beitragen möchte, ist bei ihrem nächsten Treffen am Dienstag, 24. Mai, 17 Uhr, im Trauzimmer des Rathauses herzlich willkommen.

Sonntag, 24. Juli, 16 Uhr: Fluchtpunkte. Flucht-Stücke. Ausstellungseröffnung und thematische Kulturveranstaltung in Form eines Wandelkonzerts mit den Genres Lesung, Theater, Film und Musik. Objekte für die Ausstellung können noch bis Sonntag, 3.:Juli im Museum mit der damit verbundenen Geschichte abgegeben werden. Fragen zur Ausstellung beantwortet Maike Lange, Telefon 89 53 52 27, maike.lange@landesmuseum-stuttgart.de.

Alle Veranstaltungen finden im Waldenbucher Schlosses statt. Die Reihe wird von der Baden-Württemberg Stiftung finanziell unterstützt.