Bei der von der Stiftung Geißstraße und der Stuttgarter Zeitung getragenen Veranstaltungsreihe Stadtspaziergang geht es dieses Mal ums Einkaufen – allerdings abseits der großen Shoppingmalls.

Stuttgart - Shoppen ist am Samstag bei der von der Stiftung Geißstraße und der Stuttgarter Zeitung getragenen Veranstaltungsreihe Stadtspaziergang erlaubt gewesen. Veronika Kienzle, Bezirksvorsteherin in Stuttgart-Mitte, führte die 40 Teilnehmer unter dem Motto „Shoppen für die Zukunft“ allerdings zu ungewöhnlichen, und nachhaltigen Einkaufszielen in der City – abseits von Gerber, Milaneo und Co.

 

„Trotz großer Filialketten, trotz Internet mit Amazon und Zalando gilt es, den Einzelhandel in der Stadt zukunftsfähig zu gestalten“, betonte sie. Der Vormarsch der Ladenketten mache Fußgängerzonen austauschbar. „Die Städte werden immer gleicher“, kritisierte die Bezirksvorsteherin, die diese Entwicklung nahezu täglich in der City erleben muss. Es gebe bei den Bürgern längst eine Sehnsucht nach Quartieren mit Läden um die Ecke, nach der Renaissance individueller Geschäfte. „Hofflohmärkte sind dafür ein Zeichen“, sagte Kienzle.

Die erste Station war die Mall Fluxus – die frühere Calwer Passage. Dort präsentieren 17 Mieter unter anderem ausgefallene Mode nach eigenen Entwürfen und direkt importierte bäuerliche Erzeugnisse aus Portugal, deren Produzenten faire Preise erhalten. „Die Fluxus-Mall ist eine bis Ende des Jahres begrenzte Sonderzone, wir hoffen aber auf eine Verlängerung“, erklärte der Initiator Hannes Steim. Das Experiment sei dank günstiger Bedingungen möglich, die ansonsten üblichen Ladenmieten von 6000 bis 11 000 Euro im Monat könne keiner der Anbieter zahlen. „Das können nur große Ketten“, so Steim. „Deshalb sehen die Städte auch so aus, wie sie aussehen.“ Um diesen Trend zu stoppen, müsse es eine Mietbremse für Gewerbebauten geben. „Die Stadt sollte bei Geschäftsbauten einen Mix fordern, der Vielfalt bringt,“ verlangte ein Spaziergänger.

Ehrenamtliche verkaufen hochwertige Spenden

Auch für Reiner Steegmüller, Inhaber der Traditionsbuchhandlung Steinkopf am Rotebühlplatz, ist das Geschäft härter geworden. In der Nachbarschaft seien viele Einzelhändler verschwunden, das Umfeld problematischer geworden. „Zu mir kommen plötzlich auch Leute, die Schreibgeräte kaufen wollen, seitdem es Haufler am Marktplatz nicht mehr gibt.“ Das zeige, dass gut sortierte Fachgeschäfte fehlten. Steegmüller hat eine Initiative gegründet, um den Einzelhandel zu retten. „Sagen Sie Ihrem Buchhändler, dass Ihr Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hat“, verkündet ein Plakat in seinem Geschäft.

Der Oxfam-Shop in der Langen Straße bietet dem standardisierten Kommerz seit acht Jahren die Stirn. „Wir verkaufen mit 64 ehrenamtlichen Mitarbeitern gespendete Bekleidung und Haushaltswaren zu Gunsten von Hilfsprojekten“, sagt Shopleiterin Elisabeth Hagemüller. Der Oxfam-Buchshop in der Marienstraße arbeite nach dem gleichen Konzept.

Weltladen an der Planie wird von der Stadt unterstützt

Kreatives aus der Region finden die Spaziergänger im Laden an der Stein-/Nadlerstraße. Die Kooperative hofft, dass sie nach dem Umbau des Geschäftshauses die Miete noch bezahlen kann. Besser geht es dem Weltladen an der Planie, den die Stadt unterstützt. „Darüber sind wir froh“, sagt Geschäftsführer Helge Gumpert. Sonst sei das große Angebot an ökologischen und fairen Produkten gar nicht möglich.

„Ich wünsche mir mehr kleine Läden mit interessanten Angeboten“, meint Constanze Staub am Ende des Spaziergangs, der viele nachdenklich gemacht hat. Auch Katrin Thomae möchte verhindern, „dass kleine Geschäfte sterben“. Dafür müssten aber auch die Käufer mehr tun.