Freizeitteams befinden sich seit Ende Oktober im Stand-by-Zustand, die Ligen in den großen Sportarten ruhen. Die Verbände kämpfen um die Rückkehr in den Spielbetrieb, es bleiben nur noch wenige Wochen.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Stuttgart - Die Bälle schlafen in den Schränken, die Netze hängen traurig in den Toren und Körben, keine Hartgummischeibe fliegt übers Eis – der Amateursport befindet sich im Zwangswinterschlaf des allgemeinen Corona-Lockdowns. Doch bei den großen Mannschaftssportarten haben Verbandsfunktionäre des Landes den Ehrgeiz, die im Herbst begonnenen Runden zu einem sportlichen Ende zu bringen, um Aufsteiger zu küren und Absteiger zu benennen. Wir geben einen kleinen Überblick.

 

Fußball: Die Stuttgarter Kickers wollen unbedingt spielen, sie haben den Aufstieg in die Regionalliga zum Ziel. Auf Platz zwei stehen die Blauen, seit die Saison Ende Oktober Corona-bedingt stillgelegt wurde – um sportlich eine Etage höher zu klettern, müsste mindestens die Halbrunde abgeschlossen werden. Aktuell haben die Oberligisten zwölf oder 13 der nötigen 20 Partien absolviert. „Uns liegt daran, möglichst viele Pflichtspiele durchzuführen“, sagt Heiner Baumeister vom Württembergischen Fußball-Verband (WFV), „die Planungen sehen verschiedene Szenarien vor, die Saison zu einer möglichst gerechten sportlichen Wertung für den Auf- und Abstieg zu führen.“ Von der Oberliga bis in die Kreisligen.

Das favorisierte Szenario: Die Hinrunde wird abgeschlossen, dann wird in der Tabelle in der Mitte ein Strich gezogen – wer drüber steht, spielt die Aufstiegs-Play-offs, wer drunter liegt, muss in die Abstiegs-Play-downs. Die meisten Clubs begrüßen die Lösung. Jedoch müsste im März der Ball rollen, damit die Freizeit-Kicker bis Juni nicht in einer Terminflut ertrinken. Schließlich soll vor dem Neustart jedem Team drei Wochen Vorbereitungszeit zugestanden werden. Verfügt die Politik ein Sportverbot bis April, ist die Play-off-Lösung in größeren Staffeln vom Tisch, dann würde die Hinrundentabelle über Auf- und Abstieg entscheiden. „Das wäre die Notlösung aus unserer Sicht“, sagt Kickers-Sportdirektor Lutz Siebrecht, „aber es wäre immer noch besser als ein Saisonabbruch.“ Maßgeblich für die möglichen Varianten ist die Staffelgröße. „Bei kleinen Staffeln, wie teilweise auf Bezirksebene, könnte die Austragung einer vollständigen Runde möglich sein“, sagt Baumeister.

Handball: Auch die Handballer im Land würden gerne die Hinrunden in den Ligen zu Ende spielen, um dann sportlich Clubs zu Aufsteigern und Absteigern erklären zu können. Auch hier tickt die Uhr. Da der Handball-Verband Württemberg (HVW) mit den Clubs beschlossen hat, jedem Team mindestens drei Wochen Vorbereitung zu gewähren, sollte spätestens Ende Februar Training möglich sein – bis Mitte März müssten die Ligen aus dem Winterschlaf geweckt werden, sonst wird die Zeit bis Sommer zu knapp. „Wir wollen keine verlorene Saison“, sagt HVW-Manager Thomas Dieterich, „wenn es zeitlich nicht reicht, könnte es auch eine Spielzeit ohne Auf- und Absteiger geben.“ Dabei kommt es auch darauf an, ob und wie die dritte Liga im März die Runde fortsetzt, weil davon abhängt, ob überhaupt ein Team aus der Baden-Württemberg-Oberliga aufsteigt. „Wir warten ab, was passiert“, sagt Dieterich, „dann entscheiden wir weiter.“

Basketball: Der Basketball-Verband Baden-Württemberg (BBW) plante vorausschauend und kalkulierte eine Corona-Zwangspause von Beginn an mit ein. Die Ligen waren in zwei Gruppen geteilt worden, eine Auf- und Abstiegsrunde im Anschluss sollte das Sportliche regeln. „Das bekommen wir aber wohl zeitlich nicht mehr hin“, sagt BBW-Vizepräsident Sebastian Boschert, „wir fahren auf Sicht und warten die Entwicklung ab.“ Bis Ende Februar ist der Spielbetrieb bereits ausgesetzt. Sollte er im April starten dürfen, wird die Hauptrunde fertig gespielt, es folgen Auf- und Abstiegsrelegation. Ist Amateursport erst noch später wieder erlaubt, soll lediglich die Hinrunde ausgetragen werden, danach sollen Entscheidungsspiele Auf- und Abstieg regeln.

Volleyball: Auch die Volleyballer sind keine Träumer, die Saison ist bis 28. Februar unterbrochen – Martin Walter, Präsident des Landesverbands (VLW), rechnet damit, dass frühestens im März in den Hallen gebaggert und geschmettert wird. „Wir plädieren dafür, die Hinrunde zu Ende zu spielen“, sagt Walter, auch wenn manche Clubs die Saison am liebsten sofort abhaken möchten. Wird das Sportverbot im März (aber spätestens Anfang April) aufgehoben, könnte die Halbsaison durchgezogen und Auf- sowie Absteiger ermittelt werden. Dabei würden die verbleibenden Spieltage komprimiert, so dass stets jeder gegen jeden antreten müsste.

Eishockey: Im Eissport-Verband Baden-Württemberg (EBW) sieht der Fachwart wenig Grund zu Optimismus. „Wir haben zwar Pläne für die Saisonfortsetzung in der Schublade“, sagt Guntram Lüdemann, doch im Grunde rechnet er nicht damit, dass es für die Clubs einen Neustart gibt. An vielen Orten wurde das Eis aus Kostengründen abgetaut. Auch bei Regionalligist Stuttgart Rebels herrscht ernüchternder Realismus. „Es gibt keinen Spielraum mehr in der aktuellen Lage“, sagt Vorstandsmitglied Philipp Kordowich, „wir hoffen, dass wir diesen Winter wenigstens noch ein paar Freundschaftsspiel bestreiten können.“

Schwimmen: Beim Schwimmverband Württemberg (SVW) rechnet Geschäftsführer Emanuel Vailakis nicht damit, dass bald wieder Wettkämpfe stattfinden. „Stand heute gehen wir davon aus, dass wir mit Schwimmwettkämpfen im gewohnten Umfang erst zur Freibadsaison starten können“, sagt er, „bis dahin planen wir gemeinsam mit unseren Vereinen Vergleichswettkämpfe im kleinen und genehmigten Rahmen durchzuführen.“ Ähnlich verhält es sich mit dem Spielbetrieb im Wasserball, auch wenn dort an einem Spieltag wesentlich weniger Akteure (Sportler, Betreuer, Kampfrichter) im Einsatz sind. Die Saison ruht bis auf weiteres, eine Fortsetzung steht in den Sternen.