Trotz Zwei-Tore-Führung und Überzahl kommt Calcio gegen den FC Wangen nur zu einem 2:2.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Echterdingen - Es war eine Szene abseits des Rasens, doch eine ziemlich aussagekräftige. Die zweite Spielhälfte war erst wenige Minuten alt, als Francesco Di Frisco seine Jacke von sich warf. Während unter den Zuschauern ob der winterlichen Temperaturen Kapuzen, Schals und hochgeschlagene Krägen angesagt waren, stieg im Trainer der Verbandsliga-Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen die Hitze auf. Und das hatte eine für die Gastgeber recht unerfreuliche Ursache.

 

Verflixt und zugenäht! Konnte das noch sein? Einen Zwei-Tore-Vorsprung hatten Di Friscos Kicker bereits herausgeschossen gehabt. Nach einem Platzverweis für ihren Kontrahenten agierten sie über einen beträchtlichen Teil der Begegnung mit elf gegen zehn. Und dann doch erneut das! Auch diesmal wurde für die Echterdinger ihr Angstgegner zum Stolperstein. Am Ende stand gegen den FC Wangen nur ein 2:2 – die Allgäuer bleiben die einzige Mannschaft der Staffel, gegen die Calcio noch nie ein Punktspiel gewonnen hat. „Das ist ärgerlich. Denn wir haben die Partie gegen einen praktisch bereits toten Gegner aus der Hand gegeben“, sagte Di Frisco.

„Befürchtungen“ beim Gegner

Nach sechs direkten Duellen lautet die Statistik aus Sicht des Filderclubs nun: zwei Unentschieden, vier Niederlagen. Aus dem Vorhaben, sich für das peinliche Hinspiel-0:4 zu revanchieren, ist nichts geworden – auch wenn dem Di-Frisco-Pendant Adrian Philipp zwischendurch Übles geschwant war. Sprich: dass es diesmal umgekehrt für die Seinen in ähnliche Ergebnisdimensionen gehen könnte. „Nach den ersten 20 Minuten hatte ich schon gewisse Befürchtungen“, räumte Philipp ein. Doch sollte sich das als Irrtum herausstellen – ebenso wie Di Friscos Annahme, „dass wir alles im Griff haben“.

Durchgang eins von Calcio, keine Frage, war gut. Das eigene Pressing nahm dem Gegner die Luft. Und die Treffer zur 2:0-Pausenführung waren vor den Augen des voraussichtlich neuen Sportdirektors Angelo Vaccaro sehenswert herausgespielt. In beiden Fällen glänzte ausgerechnet Ugur Capar als Wegbereiter. Ausgerechnet, weil Di Frisco den Dribbler diesmal eigentlich gar nicht für die Startelf vorgesehen gehabt hatte – bis Endrit Syla krankheitsbedingt ausfiel. So kam Capar doch zu seinem Einsatz und legte prompt für seinen Teamkollegen Diamant Avdiu auf, der aus zentraler Position traf (10.). Und auch beim zweiten Echterdinger Streich war der 26-Jährige maßgeblich beteiligt. Mit vier schnellen Pässen schnitt Calcio durch die Abwehr der Gäste, ehe Lukas Zweigle als letztes Glied der Kombinationskette den Ball nur noch über die Linie drücken musste (45.).

Zweigle und Joas patzen

Die Vorentscheidung? Dachten wohl die meisten im Stadion. Es schien jedenfalls ein entspannter Nachmittag für den Favoriten zu werden. Betonung auf „schien“. Tatsächlich kam es nach dem Seitenwechsel ganz anders. Vielleicht weil sich die Echterdinger bereits zu sicher fühlten? Womöglich weil sie die drei Punkte gedanklich schon auf ihr Konto gestapelt hatten? „Schwer zu sagen“, ächzte Di Frisco hinterher, nachdem er hatte mit ansehen müssen, wie zwei individuelle Schnitzer innerhalb von nur vier Minuten den erarbeiteten Vorsprung kosteten. Erst schlug Zweigle beim Klärungsversuch ein Luftloch. Den folgenden Schuss von Okan Housein wehrte der Calcio-Keeper Henning Bortel zwar noch bravourös ab, gegen den anschließenden Versuch von Yannick Huber war er aber chancenlos (47.). Dann rang Bastian Joas den Torschützen ohne jede Not im Strafraum zu Boden (50.). Den fälligen Elfmeter verwandelte Steffen Friedrich zum plötzlichen Ausgleich.

Bei diesem Spielstand sollte es bis zum Schluss bleiben. Trotz Calcio-Überzahl von der 51. Spielminute an – der Wangener Jan Gleinser sah umstritten Gelb-Rot. Während die Gäste einen weiteren Strafstoß forderten, entschied der Schiedsrichter auf Schwalbe und schickte den zuvor bereits verwarnten Akteur vom Feld. Trotz daraus resultierender klarer Echterdinger Feldvorteile. Und trotz immerhin einer weiteren dicken Torchance von Avdiu (64.).

Mangel an Kreativität

Gescheitert ist das Filderteam schließlich zum einen an sich selbst. Kreativität und Durchschlagskraft, um die gegnerische Defensive zu knacken, fehlten. Zum anderen war da eben eine Wangener Zehn, die in kämpferischer Hinsicht alles in die Waagschale warf. „Mentalitätsmäßig eine sensationelle Leistung von uns. Einfach überragend“, befand der Coach Philipp, dessen Mannschaft damit weiter am erhofften „Wunder“ arbeitet. In der Hinrunde waren die Wangener vermeintlich schon ausgesichtslos abgeschlagen. Aus ihren ersten neun Saisonspielen hatten sie nur einen einzigen Punkt geholt. Nun stehen sie als Zehnter auf einem Nichtabstiegsplatz.

Dank dafür sei auch dem Lieblingsgegner Calcio – bei dem Di Frisco nach dem Abpfiff übrigens seine Jacke wieder an hatte. War halt doch ziemlich frisch.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Bäuerle, Biljeskovic, Zweigle – Vidic, Avdiu, Ismaili, Gerber (71. Carfagna) – Joas (90. Offei), Häcker (71. Lekaj), Capar.

FC Wangen:
Hinkel – Eninger, Schumacher, Friedrich – Huber, Basar, Schwarz (76. Hartmann) – Gleinser, Demircan (67. Müller), Housein – Vila Boa (90.+1 Kling).