Der Calcio-Torjäger trifft nach seinem „Denkzettel“ dreifach und sorgt so beim 4:4 gegen den Spitzenreiter Rutesheim für einen nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn.

Echterdingen - Acht Tore, ein Platzverweis sowie ein gehaltener Foulelfmeter – es war nichts für schwache Nerven, was die Fußballer von Calcio Leinfelden-Echterdingen und des Tabellenführers SKV Rutesheim am Sonntag geboten haben. Am Ende einer beidseitigen wilden Achterbahnfahrt stand ein 4:4-Unentschieden. Kein Sieger also, wobei sich ein Team aber dennoch als solcher fühlen durfte. Die Gastgeber agierten nach Gelb-Rot gegen Timo Bäuerle die letzten 20 Minuten in Unterzahl, holten aber zweimal einen Zwei-Tore-Rückstand auf. In der Nachspielzeit sicherte Gentian Lekaj mit einem Doppelschlag den nicht mehr für möglich gehaltenen Punktgewinn. „Unsere Mannschaft verdient großen Respekt für ihre tolle Moral. Sie hat sich diesen Zähler durch eine Aufholjagd verdient“, sagte der Calcio-Coach Francesco Di Frisco.

 

Überragender Mann der Gastgeber war der erwähnte Lekaj. Der 24-Jährige traf nach seiner Einwechslung insgesamt sogar dreimal. Nachdem er in den vorangegangenen vier Punktspielen leer ausgegangen war, hatte das Echterdinger Trainergespann den Mann mit der Rückennummer 19 aus der Startelf gestrichen. „Er sollte von uns einen Denkzettel für seine durchwachsenen Trainingsleistungen erhalten“, verriet Di Frisco nach dem Spielende – weshalb Lekaj fast eine Stunde lang auf der Ersatzbank schmorte. Von dort musste er mit anschauen, wie seine Teamkollegen gegen eine starke Gäste-Formation lange Zeit auf verlorenem Posten standen.

Kurioser Patzer von Bortel

Das kickende Personal des Vorjahres-Beinaheabsteigers aus Rutesheim zeigte in den Goldäckern, dass es nicht nur tabellarisch inzwischen eine Spitzenmannschaft ist, es unterstrich dies auch durch einen entsprechenden Auftritt. Bis Mitte des zweiten Durchgangs lag das Aufgebot des Gästecoachs Rolf Kramer verdient mit 2:0 in Front. Joshua Trefz war beim Führungstreffer in der 25. Spielminute nach einem Eckstoß per Kopf zur Stelle. Und in der dritten Minute der Nachspielzeit aus Hälfte eins baute dann Noah Lulic den Vorsprung aus. Dabei profitierte er von einem kuriosen Patzer des Calcio-Schlussmanns Henning Bortel. Jener versuchte sich in einer Kopfballabwehr an der Strafraumgrenze, welche missriet. Lulic beförderte den Ball per Volleyabnahme aus gut 20 Metern Entfernung ins verwaiste Tor.

Zuvor hatte Bortel die Seinen mit einer Elfmeterparade noch vor einem frühen Rückstand bewahrt, als er nach dem strittigen Pfiff des Schiedsrichters Felix Prigan (Deizisau) den Versuch des Gäste-Kapitäns Christopher Baake abgewehrt hatte. In der Schlussphase leistete der Keeper sich aber noch einen weiteren verhängnisvollen Aussetzer. Diesmal schlug er bei einem Klärungsversuch ein kapitales Luftloch – was nach dem 2:3 von Salvatore Catanzano (85.) den Treffer zum Rutesheimer 2:4 (89.) durch den ebenfalls eingewechselten Gianluca Crepaldi begünstigte.

Lekaj zweimal per Kopf

Die Entscheidung? Das dachten wohl alle im Stadion. Aber von wegen. In der Nachspielzeit kam Lekajs großer Auftritt, nachdem ihm zwischendurch bereits das 1:2-Anschlusstor und seinem Teamkollegen Bastian Joas der 2:2-Ausgleich gelungen war. Mit zwei weiteren Treffern jeweils per Kopf sorgte er für Echterdinger Jubel. Zunächst netzte er nach einem Eckstoß ein, dann war er nach einem weiten Einwurf von Lukas Zweigle erneut zur Stelle.

Damit war das 4:4 perfekt – und Lekaj hat sich mit nunmehr neun Saisontreffern an die Spitze der Verbandsliga-Schützenliste geballert. Bitter vor allem für den Gäste-Torhüter Dennis Mangold, der kurz vor der Pause den am Oberschenkel verletzten Julian Bär ersetzte. In der Tabelle bleiben die Rutesheimer freilich auch so Erster – während der Punkt Calcio dort nicht wirklich weiterhilft. Als Elfter stehen die Echterdinger mittlerweile am Rand der Abstiegszone.

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Bortel – Bäuerle, Biljeskovic, Zweigle, Avdiu (56. Lekaj) – Vidic, Zalac, Pranjic, Candan (46. Capar) – Joas, Ismaili.

SKV Rutesheim:
Bär (39. Mangold) – Schneider, Trefz, Kogel, Wellert, Vaihinger – Müller (78. Lenhardt), Baake, Gebbert, Lulic (83. Catanzano) – Hertenstein (58. Crepaldi).