Calcio legt beim Tabellenführer einen mutigen Auftritt hin, unterliegt aber mit 0:2. Vor allem eines fehlt.

Lokalsport : Franz Stettmer (frs)

Mulfingen-Hollenbach - Francesco Guerra, die eine Hälfte des Trainergespanns von Calcio Leinfelden-Echterdingen, hatte sich am Ausgang als Empfangskomitee aufgebaut. Jeden seiner Spieler, der an ihm vorbeikam, klatschte er ab und redete feurig auf ihn ein: „Weiter, weiter, weiter!“ Guerras Partner Francesco Di Frisco konstatierte, 90 Spielminuten lang von den Leistungen her nicht erkannt zu haben, „wer der Tabellenführer ist und wer unser Team“. Und der gegnerische Coach Marcus Wenninger attestierte den Gästen aus den Goldäckern: „An den Einzelspielern gemessen, sind sie eine der besten Mannschaften der Liga, wenn nicht sogar die beste.“ Dass man es mit einem „spielerisch sehr starken“ Kontrahenten zu tun bekomme, das habe er von vornherein gewusst.

 

Selten einmal seit ihrer Verbandsliga-Zugehörigkeit ist auf die Fußballer von Calcio nach einem Auswärtsspiel derart viel Lob und Zuspruch eingeprasselt wie an diesem Samstag – und nur selten auch war das Ergebnis bitterer. Denn beim Spitzenreiter FSV Hollenbach stand am Ende dennoch eine 0:2-Niederlage, womit für die Echterdinger eine ärgerliche Geschichte weitergeht. Aufwand und Ertrag bleiben für sie im krassen Missverhältnis. „Dass wir nach unseren bisherigen Darbietungen nur vier Punkte auf dem Konto haben, ist eigentlich völlig verrückt“, sagt Di Frisco. Im Klassement belegen er und die Seinen nun erneut einen Abstiegsplatz.

Im Angriff ohne Punch

Das Calcio-Problem ist: im Fußball gibt es halt keine Noten für den künstlerischen Wert wie beim Eiskunstlaufen. Und es werden auch nicht wie beim Kampfsport gegebenenfalls bloße optische Vorteile zu seinem Gesamtergebnis addiert. Was zählt, sind allein Tore. Und die zu erzielen, das fällt dem Filderclub derzeit offenkundig so schwer, als befände er sich bei noch einmal einer anderen Sportart – nämlich mit der Mehrzentnerhantel im Kreuz beim Gewichtheben. Das vor Wochenfrist erzielte 4:2 gegen den Aufsteiger Rutesheim stellte zuletzt die einzige Ausnahme dar im mühsamen Tun.

Wer gedacht hatte, der berühmte Knoten wäre damit geplatzt, der wurde nun im Hohenlohischen sogleich eines anderen belehrt. 7:1 Ecken in Durchgang eins, ein klares Plus an Ballbesitz sowie ein mehrheitlich in des Gegners Hälfte gedrängtes Spielgeschehen – das alles zeugt von einem mutigen Echterdinger Auftritt. Allein, je länger die Begegnung lief, desto mehr wuchs um Di Frisco, Guerra und deren Kicker ein ungutes Gefühl: jenes, dass der Vorjahresaufsteiger sich an diesem Tag auch noch zwei oder drei Stunden hätte weiter anstrengen können, ein entscheidender Punch wäre ihm nicht geglückt.

Häcker fällt sechs Wochen aus

„Ich kann der Mannschaft gar keinen Vorwurf machen. Aber vorne fehlen uns momentan einfach die Durchschlagskraft und die Geilheit auf Tore“, sagt Di Frisco. Immer deutlicher macht sich der Ausfall der beiden Topangreifer Shkemb Miftari (noch eine Woche rotgesperrt) und Sascha Häcker bemerkbar. Um Letzteren haben sich die Befürchtungen inzwischen bestätigt. Die Diagnose: eine Einblutung in der Oberschenkelmuskulatur. Gerade erst wieder genesen, ist der 26-Jährige erneut für geschätzte sechs Wochen raus. Überhaupt kamen die Echterdinger ziemlich ausgedünnt daher. Außer dem Kapitän Gökhan Gümüssu und einem halben Dutzend anderer hatte schließlich auch noch der Keeper Henning Bortel (Gehirnerschütterung) passen müssen.

Großchancen hatte die vom erneut umtriebigen Shaban Ismaili geführte Calcio-Elf denn nur deren zwei. Josip Pranjics wuchtigen Freistoß faustete der Hollenbacher Torhüter Philipp Hörner weg (17.) – „keine Ahnung, wie er den Ball noch kriegen konnte“, ächzt Di Frisco. Und bei Tahir Bahadirs Versuch aus kurzer Distanz waren sich die Echterdinger einig, dass der Ball bereits hinter der Linie war (28.). Der Schiedsrichter allerdings winkte ab.

Gegentor aus dem Nichts

Anders war die Ausbeute des Gegners – eine Qualität, die dann eben den Unterschied ausmacht zwischen einem Spitzenteam und einem Problemteam. Das 0:1 fiel aus dem Nichts. Aber wen sollte es stören bei den Gastgebern? Jan Schreiber schob den Ball unbedrängt flach ein (18.). Und beim 0:2 kurz vor Schluss sagten die Hollenbacher noch einmal Danke. Aus einem Fehlpass von Marco Armbruster entwickelte sich ein Konter, den Fabian Czaker mit einem Kopfball vollendete. Glück für Calcio, dass der Gegner in drei weiteren Situationen den Ball jeweils freistehend übers Tor jagte.

Vielleicht hat der Hollenbacher Coach Wenninger ja mit seiner Einschätzung recht, dass Calcio „mit dieser Qualität und solchen Leistungen am Ende in der Tabelle wo ganz anders sein wird als jetzt“. Für den Moment nahm der Amtskollege Di Frisco die Worte allein süßsauer lächelnd an. Sein Gesichtsausdruck verriet eher: null Tore! Null Punkte! Zum Teufel mit den Trostbekundungen! Kaufen kann man sich dafür schließlich nichts.

FSV Hollenbach:
Hörner – Amon, Zeller, Brenner, Hofmann – Schmitt (70. Minder), Michael Kleinschrodt, Nierichlo (45.+1 Hutter), Uygun – Czaker (90.+1 Schülke), Schreiber (62. Hartwig).

Calcio Leinfelden-Echterdingen:
Özerdem – Vidic, Armbruster, Scheuring (90.+1 Zukic), Juric (78. Candan) – Avdiu, Pranjic, Joas – Ismaili, Bahadir (73. Altuntas) – Lekaj.