Nach fast sieben Monaten ist das neue Hospiz in Göppingen-Faurndau erstmals uneingeschränkt erreichbar. Immer wieder waren Anrufer nicht durchgekommen obwohl die Leitungen frei waren.

Göppingen - Seit Donnerstag kann jeder Anrufer – egal aus welchem Netz er telefoniert – das Hospiz in Faurndau erreichen. Die vermeintliche Selbstverständlichkeit ist für den ehrenamtlichen Geschäftsführer Georg Kolb so etwas wie ein kleines Wunder. Denn seit der Eröffnung des Hauses für sterbenskranke Menschen hatte es ständig Probleme mit den Leitungen gegeben. Dass sie gerade jetzt gelöst wurden – eine Woche, nachdem die Stuttgarter Zeitung darüber berichtet hat –, bezeichnet der Telekom-Sprecher Harald Lindlar als „Zufall“. Man habe sich stets um die Lösung der Schwierigkeiten bemüht. Kolb hat allerdings andere Informationen.

 

Lindlar berichtet, sein Unternehmen habe beständig daran gearbeitet, die Verbindungsprobleme in den Griff zu bekommen. Sie seien wegen eines Fehlers eines anderen Unternehmens, nämlich des Netzbetreibers Telefónica Deutschland, zu dem unter anderem O2 gehört, entstanden.

Telekom gibt Telefónica die Schuld

Seit Wochen seien Telekom-Mitarbeiter mit dem Fall beschäftigt gewesen und hätten Telefónica immer wieder angemahnt. Der Zeitungsartikel habe die Bemühungen allenfalls etwas angetrieben. Die Mitarbeiter des Hospizes hätten von den Bemühungen leider nichts mitbekommen, weil eben nicht alle Telekom-Mitarbeiter so kommunikativ seien und Kontakt zu den Betroffenen hielten. Am Dienstag habe Telefónica den Fehler durch die Hilfe von Telekom-Mitarbeitern entdecken und aus dem Weg räumen können.

Die Behauptung, das Ende der Dauerpanne habe nicht mit dem Artikel zu tun, findet der Hospiz-Geschäftsführer Georg Kolb „schon fast wieder lustig“. Denn er hat am Dienstag einen Anruf eines Telekom-Mitarbeiters bekommen, der offenbar mit der Lösung der Schwierigkeiten betraut worden war. „Wissen Sie, da hat es einen Zeitungsartikel gegeben“, habe der Mann ihm anvertraut, erzählt Kolb. Deshalb müsse man die Probleme jetzt schnell lösen.

Ein Techniker tauchte nie auf

Seit der Eröffnung des Sterbehauses hatten die Leitungen nicht zuverlässig funktioniert. Immer wieder kamen Anrufer nicht durch, obwohl die Leitungen frei waren. Manche Familien mussten ihre Angehörigen im Hospiz mit Mobiltelefonen ausstatten, weil sie immer nur das Belegtzeichen hörten, wenn sie versuchten, sie auf dem Festnetz zu erreichen. Auch die mobilen Dienste, die in dem Hospiz angesiedelt sind, ärgerten sich mit den Telefonproblemen herum. Für sie war besonders ärgerlich, dass Rufumleitungen im Bereitschaftsdienst oft nicht funktionierten.

Kolb und die Leiterin des Hospizes, Martha Alfia, hatten immer wieder mit der Telekom gesprochen, gelöst wurde das Problem nicht. Die versprochenen Rückrufe erfolgten nie. Ein Schreiben Kolbs an die Konzernzentrale blieb unbeantwortet, ein Techniker, der sich der Probleme annehmen sollte, tauchte nie auf.

Der Telekom-Mitarbeiter ließ sich von Kolb die Schwierigkeiten schildern. Dabei habe sich herausgestellt, dass es noch ein zusätzliches Problem gegeben habe, mit dem der Mann nicht gerechnet habe, so Kolb. Zuerst habe der Mann gesagt, das würde wohl doch etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen als gedacht. Er werde die Sache einem Kollegen übergeben, weil er selbst demnächst in Urlaub gehe. „Da habe ich ihm gesagt, dass ich ja jetzt seinen Namen kenne und der dann halt auch bald in der Zeitung steht“, sagt Kolb lachend.

Daraufhin sei alles ganz schnell gegangen: Noch am selben Abend meldete sich der Telekom-Mitarbeiter erneut und kündigte an, die Telefonleitungen müssten am kommenden Tag funktionieren. Was sie dann auch getan hätten.