Die EU will, dass beim Shoppen im Internet die Kunden in Zukunft ihre Bonität nachweisen müssen. Das hätte allerdings ungeahnte Folgen.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Der Online-Einkauf auf Rechnung ist eine äußerst praktische Sache. Der Kunde bestellt ein Produkt im Internet und bezahlt erst, wenn er die Ware in Händen hält. Doch nun droht diesem eingespielten Verfahren das Aus. Grund dafür ist die geplante Verbraucherkredit-Richtlinie der EU. Die soll eigentlich zum Schutz der Verbraucher dienen, nun zeigt sich aber, dass sie einige nicht beabsichtigte Nebenwirkungen hat.

 

Vorrangiges Ziel der Regelung ist es, besonders Haushalte mit niedrigem Einkommen vor Überschuldung und finanziellen Schwierigkeiten zu schützen. So müssen nach dem Willen der EU die wichtigen Informationen über Kredite besonders klar und verständlich gemacht werden – etwa wie viel es kostet, sich Geld zu leihen.

Bonitätsprüfungen könnten zum Problem werden

Diese sinnvolle Bonitätsprüfung könnte nun zum Problem werden. Denn im Grunde muss ein Unternehmen nun alle Kunden strenger überprüfen, die bei ihm Ware im Internet bestellen. Das könnte zur Folge haben, dass der äußerst beliebte Kauf auf Rechnung ein Ende hat. Dabei gilt er bei Online-Shoppern als sicherster Schutz vor unseriösen Anbietern. Studien von Handelsverbänden belegen, dass in Deutschland fast jeder sechste Kunde diese Variante der Bezahlung wählt. Auch die Unternehmen sind damit zufrieden, denn bei anderen Methoden wie Paypal fallen für sie relativ hohe Kosten an.

Händler sehen die Richtlinie sehr skeptisch

Die Händler sehe die angestrebte Regelung natürlich skeptisch. „Nach dem letzten öffentlich gewordenen Stand zur EU-Verbraucherkreditrichtlinie wäre es für viele Unternehmen so gut wie unmöglich, den Kauf auf Rechnung weiterhin anzubieten“, sagt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des deutschen Einzelhandelsverbands HDE. Und er warnt vor einer paradoxen Situation: „Mit der Richtlinie soll eigentlich die Verschuldungsgefahr für Verbraucherinnen und Verbraucher durch Kredite verhindert werden. Der Kauf auf Rechnung aber ist ja gerade die ideale Möglichkeit für alle, die ihre Ausgaben unter Kontrolle behalten wollen.“

Auch die FDP-Europaabgeordnete Svenja Hahn fordert, dass die Richtlinie nachgebessert wird, da sie „weder im Interesse der Verbraucher noch der Unternehmen“ sein könne. Denn: „Wer seine Jeans bei Zalando oder Otto per Rechnung bezahlen will, muss seinen kompletten finanziellen Hintergrund gegenüber dem Händler offenlegen. Das will weder ich als Käufer noch können das die Unternehmen leisten.“

Auch Ärzte wären von der Regelung betroffen

Der CDU-Parlamentarier Andreas Schwab erinnert daran, dass von der Richtlinie nicht nur Online-Händler, sondern auch zum Beispiel Ärzte betroffen wären. So müsste etwa auch ein Mediziner nach einer Behandlung eines Privatpatienten die Kreditwürdigkeit seines Kunden prüfen und dies auch dokumentieren – oder der muss im Extremfall die Untersuchung sofort bezahlen. Die übliche Abrechnung über die Krankenversicherung wäre in Zukunft kaum mehr machbar. Ähnlich wie seine FDP-Kollegin Svenja Hahn ist auch der CDU-Mann Schwab der Überzeugung, dass diese Richtlinie, die eigentlich zum Schutz der Verbraucher ersonnen wurde, nun dringend korrigiert werden müsse.