Rinder zappeln am Haken und werden mit Elektorschockgeräten behandelt: Nach der Schließung eines Schlachthofs in Tauberbischofsheim, der die Fastfoodkette McDonald’s beliefert, geraten nun auch die Behörden unter Druck.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Tauberbischofsheim - Wegen offenbar katastrophaler Missstände in einem Schlachthof in Tauberbischofsheim (Main-Tauber-Kreis) hat die Staatsanwalt Mosbach Ermittlungen eingeleitet. Am Donnerstag wurde der Schlachthof von der Polizei durchsucht. Im Verlauf des Verfahrens werde auch die Rolle des Veterinäramtes zu prüfen sein, kündigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Florian Sommer, an. Zuvor hatte das RTL-Fernsehmagazin „Stern TV“ schockierende Bilder gezeigt. Rinder wurden mit Elektroschockern getrieben und an den Schlachthaken gehängt, obwohl die vorgeschriebene Betäubung bei manchen sichtbar nicht angeschlagen hatte.

 

Das Landratsamt des Main-Tauber-Kreises habe mittlerweile eigene Aufnahmen des Betreibers gesichtet und in Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium die sofortige Schließung des Schlachthofs verfügt, erklärte eine Sprecher. Vor einer Wiedereröffnung müsse der Betreiber ein Konzept vorlegen, wie die Mängel behoben würden. Die Tierrechtsorganisation Soko Tierschutz, auf deren Recherchen der Stern-TV-Bericht beruht, erhob aber auch massive Vorwürfe gegen die Veterinärbehörde. Demnach hätten die Verstöße unter den Augen des zuständigen Amtstierarztes stattgefunden. Beim Aufsichtspersonal wirke eine Abstumpfung und „lokale Korrumpierung“, sagte der Tierschützer Friedrich Mülln.

Das Agrarministerium versprach „eine akribische Aufarbeitung“. Dabei werde auch möglichen Verfehlungen durch amtliches Personal nachgegangen. „Wir werden konsequent disziplinarische und arbeitsrechtliche Maßnahmen prüfen“, erklärte ein Sprecher des Landratsamtes.

McDonald’s erstattete ebenfalls Anzeige gegen Schlachthof-Betreiber

In dem Schlachthof werden täglich 200 Rinder geschlachtet. Ein Großteil geht an McDonald’s. Die Fast-Food-Kette erstattete am Mittwoch ebenfalls Anzeige gegen den Schlachthof-Betreiber. Tierschützer Mülln sprach von einem „billigen Manöver“. Erst im Dezember hatte die Soko Tierschutz bei einem McDonald’s-Lieferanten in Düren (Nordrhein-Westfalen) ähnliche Verstöße aufgedeckt. Daraufhin waren in Tauberbischofsheim vom Betreiber Kameras installiert und die Mitarbeiter geschult worden. Doch das neue Konzept sei offenbar nur Fassade gewesen, urteilte Mülln. Offensichtlich setze McDonald’s bei seinen Lieferanten auf ein „System, das auf die Ausbeutung von Mensch und Tier gerichtet“ sei.