Zwei Frauen werfen dem Trainer der Bietigheim Steelers sexuelle Belästigung vor. Die Vereinsverantwortlichen wussten früh von den Vorwürfen, behalten Alexander Dück aber unter Vertrag.

Sport: Marius Gschwendtner (mgs)

Am 1. Mai steht Alexander Dück auf der Bühne an der Ege-Trans-Arena und präsentiert den Meisterpokal der Oberliga. Die Mannschaft steht Arm im Arm hinter dem Trainer, der sie nach dem Absturz in die Drittklassigkeit wieder in die DEL2 geführt hat. Die Fans vor der Bühne machen Fotos und jubeln ihm zu. Doch die Idylle trügt. Zu diesem Zeitpunkt brodelt es im Verein schon seit geraumer Zeit.

 

„Am 21. März ergaben sich erste Hinweise auf ein möglicherweise strafbares Verhalten“, teilt die Staatsanwaltschaft Heilbronn auf Anfrage unserer Zeitung mit. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts der sexuellen Belästigung. Zwei Frauen haben die Vorwürfe gegen den Coach erhoben.

Vorwürfe kamen im November auf

Der Anfang der Affäre liegt aber noch weiter zurück: Laut den Informationen unserer Zeitung sollen die Verantwortlichen der Bietigheim Steelers bereits einige Stunden vor dem Topspiel gegen Deggendorf am 19. November mit den Vorwürfen konfrontiert worden sein.

Unter anderem habe es sich dabei um unangebrachte Nachrichten gehandelt, die Dück an zwei Physiotherapeutinnen des Vereins geschickt haben soll. „Wir haben einzelne Screenshots, die zu einem Word-Dokument zusammengefasst waren, vorgelegt bekommen“, teilt Gregor Rustige, Geschäftsführer der Bietigheim Steelers, mit. „Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde unverzüglich eine interne Prüfung eingeleitet. Es wurde eine Abmahnung gegenüber Alexander Dück ausgesprochen“, teilt der Anwalt der Bietigheim Steelers, Jörg Müller von der Kanzlei Cavada & Partner, mit.

Von den folgenden staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurde der Verein jedoch offensichtlich überrascht. Denn erst bei dem ersten von zwei Güteterminen vor dem Arbeitsgericht Ludwigsburg am 15. Mai wurde der Verein vom Anwalt der Gegenseite darüber informiert. Vor dem Arbeitsgericht laufen zwei Verfahren, die unabhängig von den strafrechtlichen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind und den arbeitsrechtlichen Umgang der Bietigheim Steelers mit der Situation behandeln. Rüdiger Plewe, der die beiden Physiotherapeutinnen vertritt, wollte sich auf Anfrage zu den beiden getrennt laufenden Verfahren der Klägerinnen nicht äußern.

Der Verein hat mittlerweile auch mit dem Mannschaftsrat und dem gesamten Team die gegen den Trainer erhobenen Vorwürfe besprochen. Die Gerüchte, dass insbesondere die Führungsspieler der Mannschaft die Entlassung des 45-Jährigen gefordert hätten, konnte Steelers-Anwalt Müller nicht bestätigen. „Diese Forderung ist mir nicht bekannt“, teilt der Arbeitsrechtler mit.

Steelers veröffentlichen eine Stellungnahme

Die Steelers selbst verkündeten zunächst in einer Stellungnahme auf ihrer Homepage, dass sie die Vorwürfe sehr ernst nehmen. „Zum Schutz aller Beteiligten und zur Wahrung der Integrität des laufenden Verfahrens können wir uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern. Der Verein kooperiert vollumfänglich mit den zuständigen Behörden, wird das Ergebnis der Ermittlungen abwarten und entsprechend handeln“, heißt es weiter. Weitere Informationen sollen „zu gegebener Zeit und im Einklang mit dem laufenden Verfahren“ veröffentlicht werden.

Die Reaktionen der Fans auf den dazugehörigen Post in den sozialen Netzwerken fallen gemischt aus. Neben einigen Beiträgen, die für Dück bis zum Abschluss des Verfahrens die „Unschuldsvermutung“ fordern und sich teilweise sogar mit ihm solidarisieren, mischen sich auch viele, die die Steelers direkt kritisieren. „Das ist keine Stellungnahme, das ist eine halbseidene Aussage, dass man nichts sagen kann. Eine Stellungnahme sieht anders aus. Zu spät und zu wenig“, heißt es dort unter anderem. Auch die sofortige Trennung von Dück wird von mehreren gefordert.

Diesbezüglich hat der Verein wegen der laufenden Ermittlungen noch keine Entscheidung getroffen. „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und werden alle Optionen sorgfältig prüfen, um die richtige Entscheidung im besten Interesse der Beteiligten, des Vereins und der Mannschaft zu treffen“, so Geschäftsführer Rustige. Am 3. Mai hatte der Verein im Rahmen der Meisterfeier noch die Vertragsverlängerung mit Dück bekannt gegeben. Ein reiner PR-Move, da Dück im vergangenen Jahr einen Zweijahresvertrag unterschrieben hatte, der also grundsätzlich auch die kommende Saison umfasst.

Der Trainer selbst wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung „aus Respekt vor den Ermittlungen nicht äußern“, wie Dück schriftlich mitteilte. „Ich habe jetzt eine anwaltliche Vertretung beauftragt, die sich gerade um die Einsicht in die Akte bemüht und die Vorwürfe sorgfältig prüfen wird“, so Dück weiter.