Der Generalbundesanwalt Frank hat Zweifel an der Schuld des festgenommenen Pakistaners bestätigt. Der Berliner Polizeipräsident Kandt sagte: „Es könnte sein, dass die Ermittlungen noch sehr offen sind.“

Berlin - Am Tag nach dem Anschlag in Berlin sind die Hintergründe der Tat noch völlig offen. Generalbundesanwalt Peter Frank bestätigte am Dienstag die Zweifel an der Schuld des festgenommenen Pakistaners. Die Ermittler müssten sich „mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Festgenommene eventuell nicht der Täter war oder zur Tätergruppe gehörte“. Unklar sei auch, ob es einen oder mehrere Täter gebe.

 

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Ob gegen den Festgenommenen Haftbefehl beantragt werde, sei „noch nicht abschließend geklärt“, sagte Frank. Das müsse in den nächsten Stunden geschehen. Eventuell müsse davon ausgegangen werden, „dass es nicht der Richtige ist“, fügte er hinzu. „Wir gehen derzeit von einem Anschlagsgeschehen mit terroristischem Hintergrund aus“, sagte der Generalbundesanwalt zugleich.

Frank verglich den Hergang mit dem islamistischen Anschlag im französischen Nizza vom Sommer. Ein Bekennervideo gebe es allerdings bislang nicht, insofern könnten zur Hintergrund des Verbrechens „noch keine endgültigen Aussagen“ gemacht werden.

Der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt sagte bei einer gemeinsamen Pressekonferenz der Ermittlungsbehörden: „Es könnte sein, dass die Ermittlungen noch sehr offen sind.“ Derzeit werten die Ermittler Videoaufnahmen vom Tatort sowie ein aufgefundenes Handy aus.

Am Montagabend war ein Lastwagen in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt an der Berliner Gedächtniskirche gerast. Dabei wurden elf Menschen getötet, zudem wurde ein Mann erschossen in der Fahrerkabine aufgefunden. Weniger als eine Stunde nach der Tat nahm die Polizei in der Nähe des Tatorts einen Pakistaner fest.

Polizeipräsident Kandt räumte nun ein, dass der Verdächtige vom Verlassen des Lkw bis zu seiner Festnahme im Bereich Tiergarten „nicht lückenlos“ gesehen worden sei. „Deswegen ist diese Unsicherheit da“, sagte er.

Der Chef des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, sagte, die Tatwaffe, mit der der Mann in der Fahrerkabine des Lkw getötet wurde, sei nicht gefunden. „All das führt dazu, dass wir natürlich hochalarmiert sind und in alle Richtungen ermitteln.“

Bei der Tat am Montagabend starben einschließlich des in der Fahrerkabine gefundenen Toten zwölf Menschen. Die Zahl der Verletzten gab Frank mit 45 an, davon 30 Schwerverletzte. Zuvor war von 48 Verletzten die Rede gewesen. Sechs der Toten wurden laut BKA bislang identifiziert, sie seien alle deutsche Staatsbürger.