Diese Informationen führten anscheinend auch zu direkten Aktionen der Polizei. In einer ersten Stellungnahme der SDS-Hochschulgruppe ist von einer Hausdurchsuchung bei einem männlichen Mitglied der Gruppe die Rede, die aufgrund der Angaben von Simon B. erfolgt sei. Der habe im Nachhinein selbst eingeräumt, die Aktion sei völlig überzogen gewesen.

Folgen der Bespitzelung nicht absehbar


Andere Gruppen bestätigen die Geschichte, beim SDS will man sich derzeit nicht mehr zu dem Vorfall äußern. Was mit den Daten nun passiert, das möchten aber alle Gruppen gerne wissen. Der SDS fordert eine vollständige Aufklärung und die Löschung der Daten, schließlich habe man doch länger mit Simon B. in Kontakt gestanden "Wir sind auch privat oft mit ihm unterwegs gewesen, zur Maidemo nach Berlin sind wir alle in seinem Auto mitgefahren", sagt Axel Malsch von der SDS.

Die Folgen einer solchen Bespitzelung seien nicht absehbar, würde nicht alles offengelegt werden, sagt Theresia Bauer von den Grünen "Das ist in Heidelberg ein Thema und die betroffenen Leute fragen sich, was nun mit ihren Daten passiert", sagt die Landtagsabgeordnete. So sei Simon B. beispielsweise auch im Bus des Kreisverbands der Grünen mit zu einer Demonstration nach Biblis gefahren.

Inzwischen ist klar, dass weder die Verantwortlichen der Universität noch das Wissenschaftsministerium von dem ihnen untergeschmuggelten falschen Studenten wussten. In einer Stellungnahme des Rektors der Universität Heidelberg, Bernhard Eitel, heißt es, Simon B. sei nach Vorlage von Personalausweis und Abiturzeugnis immatrikuliert worden.

Private Daten des enttarnten Spitzels sind im Internet zu finden


Die bisherigen Antworten des Innenministeriums sind den Landtagsfraktionen von Grünen und SPD aber noch zu schwammig. Zu viel sei unbeantwortet geblieben, sagt Bauer. Nämlich gerade die Frage, auf welche möglichen Straftaten es Hinweise gegeben hätte, und eben, was mit den Daten geschehe. Die Fraktionen wollen nun Antworten – und das mit einem klaren Ziel: dem Innenausschuss am 16. Februar. Dort will dann auch die SPD den Innenminister zu beiden Einsätzen von verdeckten Ermittlern zur Rede stellen.

Weitere Brisanz erhält der Fall, da die linken Kreise nun nach der Devise: "Wie du mir, so ich dir" handeln. Im Internet finden sich inzwischen die realen Daten des Spitzels, der auch mit wirklichem Namen Simon heißt. Wer möchte, gelangt relativ problemlos an seine Privatadresse, erfährt Konto- und Handynummer sowie die E-Mail-Adresse. Auch alle Vereinsmitgliedschaften und zahlreiche Bilder werden aufgeführt. Zusätzlich heikel dürfte sein, dass auch Name und Beruf von Vater und Bruder genannt werden. Es ist die komplette Enttarnung. Beim LKA will man sich dazu nicht äußern.

Nur so viel: die notwendigen Maßnahmen würden getroffen werden. "Man muss sich schon Sorgen um seinen Schutz machen", sagt Johannes Stober, Landtagsabgeordneter der SPD. Unter den Veröffentlichungen finden sich dann auch Kommentare wie "Verrat ist kein Spiel. Simon B. wird die Konsequenzen seines Handelns tragen müssen." In Heidelberg erwägen einige Studenten nun eine Klage. Die linke Szene in Heidelberg vermutet mindestens zwei weitere Spitzel in ihren Reihen.