Die Gewerkschaften laufen Sturm gegen CDU-Pläne zur Änderung des Arbeitszeitgesetzes. Darin vorgesehen ist auch ein Arbeitstag von 12 Stunden. Der Einladung von Verdi, das in einem Dienstleistungsberuf auszuprobieren, folgen bislang wenige.

Stuttgart - Die ersten Politiker lassen sich auf die Einladung der Gewerkschaft Verdi ein, einmal 12 Stunden in einem Dienstleistungsberuf zu arbeiten. Der Landtagsabgeordnete Alexander Salomon (Grüne) will Anfang März bei den Verkehrsbetrieben in Karlsruhe anheuern, der SPD-Politiker Martin Rivoir plant einen Tag in der Stadtreinigung, wie die Gewerkschaft auf Anfrage mitteilte. Verdi-Landeschef Martin Gross hatte als Reaktion auf die von der CDU geplante Änderung des Arbeitszeitgesetzes Mitglieder der Landesregierung und Landtagsabgeordnete aufgefordert, selbst einmal in einer von seiner Gewerkschaft betreuten Branchen zu arbeiten.

 

„Zwölf Stunden bei der Müllabfuhr, in der Pflege oder einer Kita sind etwas ganz anderes als zwölf Stunden Politik“, hatte Gross bei der Einladung Ende Januar gesagt. Eine Hand voll Politiker habe bislang zugesagt, so ein Verdi-Sprecher, allerdings nur von Seiten der SPD und der Grünen.

CDU-Politiker melden sich bisher nicht

Hintergrund ist ein Vorstoß von Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU). Darin ist eine tägliche Höchstarbeitszeit von zwölf Stunden vorgesehen - bislang sind zehn erlaubt. Die wöchentliche Höchstarbeitszeit soll auf 54 Stunden festgesetzt werden - über einen längeren Zeitraum sollen es aber nicht mehr als 48 Stunden sein. Die CDU will auf der Basis eine Bundesratsinitiative für eine Gesetzesänderung ins Rollen bringen. Dafür braucht es allerdings noch eine Einigung mit dem Koalitionspartner im Land. Gewerkschaften und SPD laufen Sturm gegen die Pläne.

Ein CDU-Politiker hat sich bislang laut Verdi allerdings nicht gemeldet, um sich vor Ort ein Bild von den Arbeitsbedingungen in Dienstleistungsberufen zu machen. Auch Wirtschaftsministerin Hoffmeister-Kraut lehnte ab. Sie will sich stattdessen auf einer Reise durch verschiedene Betriebe im Frühjahr ein Bild machen und den Austausch mit Beschäftigten suchen.

Verdi-Chef Gross sagte: „Wir sind sehr gespannt auf die Praxistermine, spüren aber bereits jetzt eine deutliche gestiegene Nachdenklichkeit und Skepsis gegenüber den Plänen des Wirtschaftsministeriums, insbesondere bei den Grünen.“ Zwölf Stunden Arbeiten als Regel lässt sich seiner Meinung nach nie mit dem Gesundheitsschutz vereinbaren.