Die Gewerkschaft Verdi fordert 10,5 Prozent Lohnerhöhung für ihre Beschäftigen. Am Mittwoch soll wieder in Potsdam verhandelt werden. Auch dann wird in Stuttgart noch gestreikt.

In der Landeshauptstadt fällt das Großreinemachen nach dem Faschingsumzug an diesem Dienstag voraussichtlich aus. Die Gewerkschaft Verdi hat die rund 1000 Beschäftigten des städtischen Abfallwirtschaftsbetriebes (AWS) zum Warnstreik aufgerufen. Die Müllfahrzeuge werden laut Gewerkschaftssekretär Jakob Becker in den Depots bleiben, die Besen im Schrank. „Die Streikbeteiligung ist hoch, wir gehen davon aus, dass die Fahrzeuge stehen bleiben“, sagte Becker am Dienstagmorgen. Der AWS ist in Stuttgart nicht nur für die Straßenreinigung, sondern auch für die Hausmüllabfuhr, den Betrieb der Wertstoffhöfe und die Deponien zuständig. Mülltonnen bleiben damit ungeleert stehen, und zwar auch am Mittwoch, denn die Beschäftigen haben sich am Dienstag nach dem Faschingsumzug laut Becker für einen weiteren Streiktag ausgesprochen. „Es gibt einen offiziellen Aufruf dazu“, sagt der Gewerkschaftssekretär. Auch in den Depots bleiben die Zufahrtsschranken unten.

 

Normalbetrieb erst in ein paar Tagen

In der Regel dauert es einige Tage, bis bei der Müllabfuhr nach einem Streik wieder der Normalbetrieb einkehrt und die Termine gehalten werden können. Die Stadt bat am Dienstag in einer Pressemitteilung darum, auf individuelle Kundenanfragen in Bezug auf den Streik zu verzichten. Der AWS-Kundenservice könne darauf nicht eingehen. Womöglich geht am Mittwoch dort sowieso keiner ans Telefon. Der Aufruf von Verdi soll die Forderung nach einem Lohnplus von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro, unterstützen. Laut Verdi-Landessprecher Andreas Henke sind die Beschäftigten in Stuttgart landesweit die Einzigen, die zum Warnstreik aufgerufen worden sind.

Wohl weiterhin kein Angebot

Die erste Verhandlungsrunde mit den Arbeitgebern in Potsdam war am 24. Januar ohne Angebot, die nächste Runde ist für den 22. und 23. Februar angesetzt. Auch in dieser wäre ein Angebot eher überraschend, in den letzten Jahren gab es dies erst zu einem späteren Zeitpunkt. Die dritte Verhandlungsrunde haben Verdi und die Arbeitgebervertreter von Kommunen und Bund für den 27. und 28. März vereinbart. Man wolle „möglichst effektiv streiken“, sagt Becker, ohne Details zu nennen. Auch in München soll sich an diesem Dienstag bei der Straßenreinigung kein Rad drehen. Dort ist der Höhepunkt des Faschings mit dem Tanz der Marktweiber auf dem Viktualienmarkt.

Stadt: Bitte keine Kundenanfragen zum Streik

Bleibt die zweiten Verhandlungsrunde ohne Ergebnis, wolle man weitere Aktionen planen, sagt Verdi-Landessprecher Andreas Henke. AWS-Beschäftigte haben sich laut Becker am Dienstag dem Faschingsumzug „als Müllmänner verkleidet“ angeschlossenen, um ihre Botschaft unters Volks zu bringen. Becker hofft, dass ihre Arbeit wertgeschätzt wird, wenn nun der Müll auf den Straßen liegen bleibt.