86 Prozent der Verdi-Mitglieder votieren für den unbefristeten Ausstand bei der Deutschen Post. Trotz dieses klaren Votums will die Gewerkschaft der Unternehmensführung noch eine Chance geben.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Die Gewerkschaft Verdi hat bei der Urabstimmung ihrer Mitglieder erwartungsgemäß ein deutliches Votum für einen unbefristeten Streik bei der Deutschen Post erhalten. Mit einer Zustimmung von 85,9 Prozent der Befragten wurde die in der Gewerkschaftssatzung vorgegebene Hürde von 75 Prozent klar übersprungen.

 

Dennoch wird nun weiter verhandelt. Verdi will der Aufforderung der Arbeitgeber zu kurzfristigen neuen Gesprächen rasch nachkommen. Schon an diesem Freitag werde in Düsseldorf wieder verhandelt, teilten Post und Gewerkschaft fast zeitgleich mit.

Die Gewerkschaft wollte eigentlich schon loslegen

Verdi hatte sich davor vorbereitet, von diesem Freitag an die Streiks wieder aufzunehmen, will nun aber die bis zum Samstag geplanten Verhandlungen nicht belasten. Sollten die Arbeitgeber „nicht ordentlich was drauflegen“, werde man Anfang kommender Woche „in die Erzwingungsphase gehen“, sagte Landesfachbereichsleiter Andreas Henze unserer Zeitung. Irritiert zeigte er sich, dass die Post auch schon verkündet hat, keinen Spielraum für ein besseres Angebot mehr zu sehen.

Verdi fordert für die rund 160 000 Tarifbeschäftigten ein Entgeltplus von 15 Prozent über zwölf Monate. Das Post-Angebot enthält eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie eine Erhöhung aller tariflichen Entgelte um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024, was einem Lohnzuwachs von insgesamt 4420 Euro pro Jahr und einem deutlichen Plus für die unteren Lohngruppen entspräche, hieß es. Der Tarifvertrag hätte eine Laufzeit bis Ende 2024. Personalvorstand Thomas Ogilvie sprach von einer „annahmefähigen Grundlage für eine Einigung“.