Die Gewerkschaft Verdi ruft für Freitag zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen zum Warnstreik am Stuttgarter Flughafen auf. Den ganzen Tag über werde der Flugbetrieb eingestellt, teilt die Airportleitung mit.
Vier Wochen nach dem jüngsten Streik am Stuttgarter Flughafen will die Gewerkschaft Verdi an diesem Freitag erneut den Airport lahmlegen – zudem den Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden.
„Am gesamten Freitag wird deshalb kein regulärer Flugbetrieb möglich sein“, teilte eine Stuttgarter Flughafensprecherin mit. Lediglich Sicherheitslandungen, medizinische Flüge und militärische Verkehre könnten durchgeführt werden. Für den Freitag waren regulär 169 Flugbewegungen vorgesehen – von dem Streik betroffen sind somit rund 20 000 Passagiere. Diese sollen sich direkt bei der jeweiligen Airline über den Status ihres Fluges zu informieren und nicht zum Flughafen zu kommen, wird empfohlen.
20 000 Passagiere in Mitleidenschaft gezogen
Zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen sind Beschäftigte im Luftsicherheitsbereich und bei den Bodenverkehrsdiensten sowie wie eine geringere Anzahl von Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Der Ausstand soll in den frühen Morgenstunden des Freitags beginnen und in den späten Nachtstunden enden, informierte die Gewerkschaft. Schon beim ersten Streiktag am 17. Februar waren 162 Flugbewegungen gestrichen worden – auch da wurden rund 20 000 Passagiere in Mitleidenschaft gezogen.
Es handelt sich nun wiederum um eine Kombination von mehreren Tarifkonflikten: In Stuttgart wird am Freitag vor allem bei den Unternehmen Frasec und Securitas Aviation, zwei Dienstleistern bei der Fluggast- und Warenkontrolle, gestreikt. Im Bereich der Luftsicherheit wird bundesweit über neue Tarifkonditionen verhandelt. Außerdem sollen Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste sowie der Flughafenbetreibergesellschaft die Arbeit niederlegen.
Bereits am vorigen Montag hat Verdi mehrere Flughäfen in Norddeutschland lahmgelegt: den Hauptstadtflughafen BER sowie die Airports Hamburg, Hannover und Bremen. Hunderte Flüge mussten gestrichen werden – Zehntausende Passagiere waren tangiert. Nun ist der Süden an der Reihe. Für den 27. März plant Verdi zudem den Informationen unserer Zeitung zufolge einen großen Streiktag im gesamten bundesweiten Verkehrssektor inklusive Deutscher Bahn und weiteren Bahngesellschaften.
„Ohne bessere Arbeitsbedingungen finden wir nicht mehr genügend Menschen, die bereit sind, diese Berufe am Boden zu ergreifen“, begründet Hanna Binder, die stellvertretende Landesbezirksleiterin von Verdi, die Protestaktionen. „Aber ohne diese Tätigkeiten gibt es keinen sicheren und zuverlässigen Luftverkehr in Deutschland.“ Einen zweiten Chaos-Sommer könne man nur vermeiden, wenn die Arbeit deutlich attraktiver gemacht werde.
In der Luftsicherheitsbranche verhandelt Verdi seit etlichen Jahren mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) über Zeitzuschläge für Nacht-, Samstags-, Sonntags- und Feiertagsarbeit sowie eine bessere tarifliche Regelung zur Entlohnung von Überstunden. Zuletzt sei Anfang 2019 vereinbart worden, die Verhandlungen dazu fortzusetzen – sie wurden im Januar aufgenommen und im Februar 2020 fortgesetzt. Erst durch eine erneute Verabredung nach der Pandemie in der Entgelttarifrunde 2022 sei der BDLS zu Gesprächen bereit gewesen. „Die weiteren sechs Verhandlungsrunden im Jahr 2022 verliefen enttäuschend“, so Verdi. „Die Arbeitgeber haben bisher kein Angebot vorgelegt.“
Auch die Flughafenfeuerwehren sind vom Tarifkonflikt betroffen
Zu den Beschäftigten, die direkt oder indirekt von den Verhandlungen für den öffentlichen Dienst betroffen sind, gehören beispielsweise die meisten Flughafengesellschaften inklusive der Flughafenfeuerwehren und der eigenen Bodenverkehrsdienstleister. Verdi fordert in der Tarifrunde eine Erhöhung der Gehälter um 10,5 Prozent, mindestens 500 Euro monatlich mehr.