Fritz Kuhns Reaktion auf die Opernpläne des Vereins Aufbruch überrascht in ihrer Deutlichkeit. Aber sie ist verständlich. Und berechtigt, meint Lokalchef Holger Gayer.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Selten hat ein Oberbürgermeister den Plänen ebenso engagierter wie prominenter Bürger einen solchen Glattstrich erteilt wie Fritz Kuhn dem Verein Aufbruch. Und selten war eine so harsche Reaktion so berechtigt wie in diesem Fall. Dabei geht es keineswegs darum, dass sich Experten wie der Architekt Arno Lederer oder Öffentlichkeitsarbeiter wie der Moderator Wieland Backes keine Gedanken machen dürften. Derartiges Einmischen ist generell zu begrüßen; es bereichert die Debatte über die Frage, wie Stuttgart künftig aussehen soll. Aber die unbequemen Geister müssen, wenn sie ernst genommen werden wollen, auch mit Fakten operieren, die einer Prüfung standhalten. Und sie sollten erkennen, wann es Zeit ist, demokratisch gefasste Beschlüsse zu akzeptieren, weil sonst gar nichts vorangeht – auch das nicht, was man selbst sich so sehnlich wünscht.

 

Grundregeln eines fairen Streits missachtet

Diese Grundregeln hat der Verein Aufbruch missachtet. In seinen jüngsten Plänen zum Kulturquartier hat der Verein wesentliche Fakten ausgeblendet – dass die Schulgemeinschaft eines vierzügigen Gymnasiums wie des Königin-Katharina-Stifts nie und nimmer Platz in einem maroden Gebäude finden wird, das bisher die zweizügige Neckar-Realschule beherbergt hat, zum Beispiel. Und das ist nur ein Detail von vielen.

Auf einer so dünnen Basis einen städtebaulichen Wettbewerb auszuloben, der belegen soll, dass die eigenen Ideen besser sind als die bereits verabschiedeten, erweckt zudem den Anschein, dass daraus auch ein konkreter Bebauungsplan entstehen könnte. Einen solchen aber kann nur der von den Stuttgarter Bürgern gewählte Gemeinderat fassen, nicht ein einzelner Verein – auch wenn dessen Mitglieder noch so prominent und engagiert sind.