Der TSV Harthausen will mit einer neu gegründeten Abteilung durchstarten. Die erste Resonanz ist groß – und auch ein erster prominenter Fan ist gefunden.

Harthausen - Gerade einmal sechs Wochen alt ist das jüngste „Kind“ in der vielfältigen Filderstädter Sportlandschaft. Der TSV Harthausen hat sich dabei auf ein ganz neues Terrain gewagt und die erste American-Football-Abteilung überhaupt in der Geschichte der gut 45 000-Einwohner-Stadt ins Leben gerufen. Neben den Klassikern Fußball, Gymnastik und Tischtennis wird auf den beiden Sportplätzen im Brandfeld seit Kurzem auch das aus Nordamerika stammende Spiel angeboten – und der Zulauf ist enorm. „Wir hatten in den paar bisherigen Trainingseinheiten schon 50 Neugierige da, die sich das mal anschauen und auch ausprobieren wollten. Und wir rechnen mit noch viel mehr Interesse, wenn es sich erst einmal richtig herumgesprochen hat, was wir hier jetzt haben“, sagt Patrick Brosch.

 

Empfang mit offenen Armen

Brosch ist eigentlich Leiter der Harthausener Fußballabteilung, aber auch schon länger American Football-Fan und mehrfach Gast bei Bundesligaspielen der Stuttgart Scorpions auf der Waldau gewesen. Deshalb hat er sich sofort bereit erklärt, als Bindeglied zu fungieren, als das Ehepaar Daniela und Marc Topel aus Pliezhausen im April auf den Filderclub mit der Idee zukam, die neue Sportart dorthin zu bringen. „Die beiden haben eine sehr beeindruckende Präsentation mit Schaubildern und Ideen gemacht, und wir haben sie mit offenen Armen aufgenommen“, sagt Brosch. Schließlich sei man ohnehin auf der Suche nach Wegen, den durch Corona entstandenen „erheblichen Mitgliederverlust“ im Verein wieder auszugleichen.

Zusätzlich zu den theoretischen Plänen haben die Topels praktischerweise auch gleich noch acht Spieler mitgebracht. Jene haben bei ihrem bisherigen Verein, den Bempflingen Renegades, bereits Erfahrungen in der kontaktarmen Variante der Sportart gesammelt, dem sogenannten Flag Football. „Wir bekommen seit Pfingsten täglich mehrere Anfragen von Menschen verschiedenen Alters, Geschlechts und Leistungsstands. Richtig durchstarten wollen wir dann, wenn wir unser Angebot an den Schulen der Umgebung bekannt gemacht haben“, sagt Brosch, dessen Verein mit American Football nicht nur in Filderstadt, sondern auch im weiteren Umkreis wie Leinfelden-Echterdingen und Aichtal keinerlei Mitbewerber hat. Die nächstgelegenen Clubs sind in Degerloch, Esslingen, Reutlingen und Holzgerlingen zu finden.

Der neue Name: Mustangs

Insgesamt mindestens 80 neue Sportler wollen die Harthausen Mustangs, so der Name der Abteilung, bis zum nächsten Frühjahr rekrutiert haben. Dann sollen Frauen, Männer und Jugendliche, die momentan noch gemeinsam Grundlagen üben, in getrennten Mannschaften für den Spielbetrieb der Saison 2022/23 angemeldet werden. Erste Gegner einer Männermannschaft, für die mindestens 30 bis 35 Aktive gebraucht werden, wären nach derzeitigem Stand Teams aus Bondorf bei Herrenberg, Esslingen, Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen und Backnang.

„Das Allerwichtigste ist für uns die Jugendarbeit. Damit wollen wir eine Basis schaffen, um American Football auf Jahre hinaus zu einer anerkannten Sportart in Harthausen zu machen“, sagt Brosch, der davon träumt, dass die Männer „vielleicht schon in zehn bis zwölf Jahren in der Bundesliga spielen könnten“. Die Kreisliga, in der die Mustangs anfangen müssen, ist die siebthöchste deutsche Klasse.

Prominenter Fan aus den USA

Auch wenn es bis zum ersten offiziellen Spiel also noch eine Weile dauern wird, so haben die Harthausener schon jetzt einen prominenten Fan: Jakob Johnson (26), aus Sielmingen stammender Profi, der seit zwei Jahren in der nordamerikanischen NFL bei den New England Patriots unter Vertrag steht, hat Kontakt zu den Neulingen. „Er hat Verwandte in Harthausen, die ihm von uns erzählt haben. Er hat uns alles Gute für unsere Entwicklung gewünscht“, sagt Brosch. Nur einen Vorschlag Johnsons wollten er und die Seinen nicht annehmen. Als Name Hornets, sprich Hornissen? Die Harthausener blieben lieber bei den Mustangs, den Wildpferden.

Als Zuschauer oder gar Leiter einer Trainingseinheit wäre Johnson aber in der Sommerpause im Brandfeld allemal willkommen. Zwei aktuelle Bundesligaspieler des Erstligaaufsteigers Ravensburg Razorbacks, die im Tübinger Umland wohnen, haben sich schon für die Leitung von Übungseinheiten und für Tätigkeiten im Trainerstab angeboten. „American Football boomt in Deutschland unglaublich. Und wir wollen jetzt der erste Anlaufpunkt für Interessierte von den Fildern und der näheren Umgebung werden“, sagt Patrick Brosch, der demnächst selbst ein Probetraining absolvieren möchte.

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