Marco Trotta hat über die Jahre hinweg eine gewisse Gelassenheit entwickelt, was Deadlines betrifft. Er ist Teil des Kernteams des nicht-kommerziellen Kunst- und Kulturprojekts Contain’t, das aktuell auf dem Gelände der Stuttgarter Wagenhallen zuhause ist. Der seit 2022 von der Stadt geförderte Verein blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück. Wobei man „bewegt“ wörtlich nehmen darf, denn es gab viele Ortswechsel.
Seine Wurzeln hat der Verein in den ausgemusterten Waggons am Nordbahnhof. Dort waren die Gründungsmitglieder von Contain’t bereits seit 2004 aktiv. Nach einem kurzen Zwischenstopp in der Landschaftsgärtnerei Jakob ging es dann weiter nach Bad Cannstatt. Von 2011 bis Ende 2015 bespielte der Verein dort einen Platz direkt hinter dem Zollamt. „Dort hatten wir eine ähnliche Situation wie jetzt: Wir sind ungefähr viereinhalb Jahre im Bauantragsverfahren festgesteckt und die Bau- und Nutzungsgenehmigung kam am Ende ungefähr einen Monat bevor der Mietvertrag ausgelaufen ist“, erzählt Marco. 2016 zog der Verein dann schließlich in die Container bei den Wagenhallen.
Räumen oder nicht räumen, das ist hier die Frage
Die Container City, wie das Areal bei den Wagenhallen genannt wird, wird von verschiedenen einzelnen Künstler:innen aber auch größeren Projekten bespielt. Aktuell gehören dazu vor allem der Kunstverein Wagenhalle, Contain’t, Stadtacker, die Waggongs und der Skatepark Nordi.
Doch auch die Zeit an dem jetzigen Standort ist für Contain’t und die anderen Akteur:innen begrenzt: Bereits zweimal hieß es, dass das Areal geräumt werden müsse, um Platz zu machen für den Interimsbau der Oper. Letztes Jahr im Oktober hätte es das erste Mal soweit sein sollen. „Räumen!“, hieß es vonseiten der Stadt. Eine Woche vor der Deadline dann doch nicht. Die Frist wurde um ein Jahr verlängert. Dieses Jahr kam die Verlängerung um ein weiteres Jahr frühzeitiger. „Zum Glück. Das hat bei uns für große Erleichterung gesorgt.“ Contain’t sei zwar durch die Container so modular, dass es recht flexibel an einer Stelle ab- und an einer anderen Stelle aufgebaut werden könne, doch die vielen Umzüge und spontanen Planänderungen seien sehr kräftezehrend. Marco ist inzwischen der letzte im Verein, der seit den Anfängen von 2011 durchgängig dabei ist, die Fluktuation im Verein sei aufgrund der vielen (Orts-)Wechsel hoch.
Mittwochs in die Neue Oper
Dass die Nachfrage nach Konzepten wie dem von Contain’t bei den Stuttgarter:innen aber groß ist, zeigen die gut besuchten Veranstaltungen des Vereins. Das Format Neue Oper bietet beispielsweise jeden Mittwochabend eine Bühne für Nachwuchs-Produzent:innen, DJs und Bands. Von 18.30 bis 23.30 Uhr wird dann im, auf und vor dem Container zusammengesessen und getanzt. „In Stuttgart gibt es so viele Künstler:innen, die eine Bühne suchen. Alleine im Bereich Techno gibt es in Stuttgart mittlerweile um die zwanzig jungen neuen Kollektive, die dringend Räume brauchen“, sagt Marco. Die Anfragen-Situation für die Flächen von Contain’t sei „völlig crazy“. Bedarf ist also sowohl bei den Künstler:inne als auch bei den Besucher:innen da.
Die Stadt hat diesen Bedarf erkannt und will Contain’t – wenn denn ein neuer Standort gefunden wird – mit über 600 000 Euro beim Umzug und Aufbau an einem neuen Ort unterstützen. Jetzt muss nur noch ein neuer Ort gefunden werden, was gar nicht so einfach ist und viel Zeit in Anspruch nimmt. Doch Marco klingt zuversichtlich: „Unsere Devise ist: Wir schaffen Tatsachen. Wir sind es gewohnt, kaum Planungssicherheiten zu haben.“
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