Homöopathische Mittelchen oder lieber solides Antibiotika? Selbst wer auf Naturheilkunde schwört, hat bestimmt noch nicht viel über Conrad Johann Glückselig gehört. Folkmar Schiek klärt nun auf.

Vaihingen - Nicht einmal im Verein Historisches Vaihingen auf den Fildern wusste man, dass es im Stadtbezirk einst einen Paracelsus-Forscher gab. Dabei beruht auf seinen Bemühungen der Erfolg eines heute international tätigen Unternehmens. Conrad Johann Glückselig hatte sein Labor ungefähr dort, wo heute der Parkplatz des Filderhofs ist. Folkmar Schiek, Vorsitzender des ortshistorischen Vereins, hat sich auf Spurensuche gemacht und das Leben von Conrad Johann Glückselig auf 288 Seiten verewigt.

 

„Anderthalb Jahre Arbeit“, sagt Folkmar Schiek und sieht stolz sein Buch an, „die haben Spaß gemacht“. Ende 2016 bekam er einen Anruf von der Firma Phönix Laboratorium, die Arzneimittel verkauft. Wo Conrad Johann Glückselig begraben wurde, wollten sie wissen. Schiek, selbstständiger Bestatter, konnte das bis heute nicht herausfinden. „Irgendwie ist das ganze Leben von ihm mystisch, geheimnisvoll“, sagt er. Trotzdem fand Schiek ganz schön viel über den Forscher heraus.

Durch und durch Paracelser

Zwei Dinge haben Conrad Johann Glückselig interessiert: Paracelsus und die Theosophie. Diese Kombination war zu jener Zeit „gar nicht so unüblich“, sagt Schiek. Glückselig wurde 1864 geboren und lebte von 1906 bis zu seinem Tod 1934 in Vaihingen. Dort forschte er an Naturheilpraktiken wie sein Vorbild Paracelsus von Hohenheim. Über ihn und seine Arbeit erkämpfte sich Glückselig allerlei Informationen aus Archiven und studierte regelrecht den Forscher. „Er war durch und durch Paracelser“, sagt Schiek. Bei seiner Arbeit ging es Glückselig darum, den Menschen aus der Natur heraus helfen zu können. „Die Familie hat ihre Wehwehchen zuhause immer selber geheilt“, sagt Schiek.

Vieles von seinem Wissen ging verloren

Glückselig war so mit seiner Forschung beschäftigt, dass er seine Arbeit nicht auch noch publik machen konnte. Dafür hatte er zwei Heilpraktiker an seiner Seite, die ihn unterstützten. „Die haben ihn zeit seines Lebens begleitet“, sagt Schiek. Und das war auch gut so, denn: „1934 ist Glückselig völlig unerwartet gestorben und hat fast sein ganzes Wissen mit ins Grab genommen“, sagt Schiek. Aufgeschrieben hatte er nämlich wenig. Also haben seine Bekannten, die auch nur ein wenig von seiner Forschung mitbekommen haben – seine beiden Begleiter und seine Frau – mühsam nachvollzogen, was Glückselig in seinem Labor in den vergangenen Jahren gemacht hatte.

„Sie mussten dann schauen, ob sie das Labor weiterführen wollen“, sagt Schiek. Nachdem sie sich dafür entschieden hatten, bestand das Labor erst weiter in Vaihingen und dann in Rohr, bevor es als Unternehmen nach Bondorf bei Herrenberg zog, wo die Firma Phönix Laboratorium bis heute ihren Sitz hat.

Noch heute eine besondere Atmosphäre

„Es ist einfach spannend, über welche Stationen Glückselig nach Vaihingen kam und welche Begegnungen es in seinem Leben gab“, sagt Schiek. Die Biografie über Conrad Johann Glückselig ist das vierte Buch in der Reihe „Blätter zur Vaihinger Geschichte“ des ortshistorischen Vereins. Aufgrund der Recherchen hat sich eine kleine Freundschaft zwischen Phönix und Folkmar Schiek entwickelt. Er sagt, dass auf dem Grundstück des Unternehmens eine ganz besondere Atmosphäre herrscht: „Es ist, als würde die Figur Glückseligs über allem schweben.“