In der Schützengilde Musberg sind 60 Prozent der Mitglieder unter 60 Jahre alt. Das jüngste Mitglied ist zwölf und bereits sehr erfolgreich.

Musberg - Es war reiner Zufall, dass Leena Arpatzis ihr außergewöhnliches Talent entdeckt hat. An einer Schießbude in Griechenland wollte die damals Elfjährige ein Kuscheltier für ihren Bruder gewinnen. Auf Anhieb hat sie alle drei Ziele getroffen. „Alle waren erst einmal baff“, erzählt Leena, „mein Vater hat dann gesagt, wenn wir wieder zu Hause sind, müssen wir gucken, ob man das hier irgendwo machen kann“.

 

So ist das Mädchen zur Schützengilde Musberg gekommen. Bei einem Turnier konnte Leena wegen der Coronakrise bisher nicht mitschießen, aber sie hat es auf Anhieb in die Schülergruppe des Verbandskaders geschafft – eine Ehre, die nur wenigen sehr guten Schützen zuteil wird.

Sie ist nicht alleine in ihrer Altersgruppe

In dem Musberger Schützenverein ist Leena Arpatzis mit ihren zwölf Jahren zwar das jüngste Mitglied, aber bei Weitem nicht alleine in ihrer Altersgruppe. „Bei uns steht die Jugend ganz oben“, sagt Manuela Schulz, die Vorsitzende der Schützengilde. Sie hat jüngst eine Altersauswertung ihrer gut 100 Mitglieder gemacht und war erstaunt: 60 Prozent sind jünger als 60 Jahre. „Wir haben ein spezielles Jugendtraining, und unsere Trainer engagieren sich sehr für die jungen Mitglieder“, sagt Schulz und sieht darin einen möglichen Grund, warum der Nachwuchs gerne zu ihr in den Verein kommt.

Leena Arpatzis findet es gut, dass sie bei der Schützengilde mit Jungen und Mädchen in ihrem Alter trainieren kann. Vor allem geht es ihr aber um den Sport – den würde sie auch in einem Verein mit älteren Mitgliedern ausüben. Für andere dagegen steht die Gemeinschaft im Vordergrund, berichtet Manuela Schulz. „Viele schätzen es, dass wir ein familiärer Verein sind und das Soziale weit oben steht“, sagt sie, „Training ist bei uns immer Teamsache“.

Trainiert wird auch daheim

Das stimmt in Zeiten von Corona freilich nicht so ganz. Leena muss als Mitglied des Verbandskaders zweimal pro Woche mit ihrer Luftpistole trainieren – das macht sie mit einem Trainer vor Ort. Zusätzlich muss sie sich ganz alleine zu Hause fit halten: zweimal pro Woche für mindestens 30 Minuten Fahrrad fahren für die Ausdauer und sogenannte Halteübungen, damit sie genug Kraft hat, die 700 bis 1000 Gramm schwere Waffe zu halten.

Der Sport nimmt mittlerweile einen großen Teil von Leenas Leben ein. „Davor wusste ich nicht einmal, dass es diese Sportart gibt“, sagt Leena und lacht. Anfangs sei es ein komisches Gefühl gewesen, zu schießen, sie habe großen Respekt davor gehabt. Aber sie konnte die Waffe schon immer gut handeln: Auf Anhieb ist sie Jugend-Schützenkönigin geworden bei einem vereinsinternen Wettstreit unter Mitgliedern bis 20 Jahren.

Der Verein will sich digitaler aufstellen

Wegen ihres außergewöhnlichen Talents durfte Leena bereits mit elf Jahren zur Luftpistole greifen. Normalerweise sind unter zwölf Jahren nur ein Lichtgewehr oder eine Lichtpistole erlaubt. Man kann aber eine Ausnahmegenehmigung anfordern. Zu Kleinkalibern darf man mit Erlaubnis der Eltern frühestens ab 14 Jahren übergehen.

Weil die Schützengilde Musberg so viele junge Mitglieder zählt, ist die Digitalisierung im Vorstand ein wichtiges Thema. „Das gehört heute einfach dazu“, meint Manuela Schulz. Eine Website und E-Mail-Adresse habe der Verein schon sehr lange. Nun möchte Manuela Schulz eine Cloud aufbauen, in der für die Mitglieder alles digital zugänglich ist: Kalender, Fotos, News, eigene Aufgaben und persönliche Daten. Die Jugend möchte außerdem einen Instagram-Kanal starten und eigenverantwortlich betreiben. „Das ist noch in der Planung, aber ich wüsste nicht, was dagegen spricht“, sagt Schulz. Ältere Mitglieder würden trotz allem ihre Unterlagen noch per Post bekommen. Außerdem gibt es einen Seniorenstammtisch – die Schützengilde kümmert sich also nicht ausschließlich um die Jugend.