Der Verein Integrative Wohnformen zeigt Ehrenamtlichen, wie Defibrillatoren im Fall eines plötzlichen Herzstillstands eingesetzt werden.

Degerloch/Weilimdorf - Der plötzliche Herzstillstand gehört in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Das Herz flimmert nur noch, der Betroffene hört auf zu atmen und wird bewusstlos. „Das Hirn kommt drei Minuten ohne Sauerstoff aus, danach sterben die Hirnzellen nach und nach ab“, sagte der Notfallmediziner Michael Weinlich vor Kurzem im Wohncafé an der Mittenfeldstraße in Giebel.

 

Dorthin hatte der Verein Integrative Wohnformen die ehrenamtlichen Helfer der Treffpunkte in Degerloch, Feuerbach, Giebel und Bad Cannstatt eingeladen, um den Gebrauch von Defibrillatoren einzuüben. Der Kauf von vier Geräten war durch eine Spende der Eduard-Pfeiffer-Stiftung in Höhe von 6000 Euro möglich geworden. Eines dieser Geräte steht nun auch in dem Degerlocher Wohncafé an der Schöttle-straße 12 zur Verfügung.

Der Kurs soll Ehrenamtlichen die Scheu nehmen

„Diese Geräte können wirklich Leben retten“, betonte die Vorstandsvorsitzende der Integrativen Wohnformen Alexandra Schäfer. Der Kurs solle den Ehrenamtlichen der Wohncafés dabei helfen, ihre Scheu vor dem Benutzen von Defibrillatoren zu verlieren, um bei einem Notfall die Zeit bis zum Eintreffen eines Rettungswagens zu überbrücken. „Den Kreislauf in Schwung zu bringen ist wichtig, damit die Betroffenen ohne Hirnschaden davonkommen“, sagte Michael Weinlich.

Dafür eigne sich zum einen die Herzdruckmassage mitsamt einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Wenn ein Defibrillator in der Nähe ist, sollte das Gerät unbedingt zusätzlich benutzt werden. Es sendet einen starken Stromstoß aus, der das Herz bestenfalls wieder zum Schlagen bringt. Die Geräte sind in der Regel in öffentlichen Gebäuden, Bahnhöfen oder Banken angebracht – in den Augen von Michael Weinlich allerdings zu selten. „Eigentlich sollte neben jedem Feuerlöscher ein Defibrillator sein“, meinte der Mediziner.

Benutzen kann die sogenannten Automatisierten Externen Defibrillatoren (AED) jedermann. Im Gegensatz zu Profi-Geräten, die Sanitäter oder Ärzte verwenden, sind AED durch ihre Bau- und Funktionsweise für Laienhelfer geeignet. „Der Defibrillator redet und sagt Ihnen ganz genau, was Sie wann machen müssen“, sagte Weinlich. Trotzdem sei es hilfreich, die Geräte kennenzulernen. „Da man unter Stress vielleicht nicht mehr weiß, was zu tun ist, sollte man die Anwendung üben.“

An der Puppe kann der Ernstfall geübt werden

Die Wohncafé-Helfer übten die Notfallsituation mithilfe einer Puppe. Je nach Hersteller schaltet sich das Gerät beim Heben des Deckels oder durch einen Extra-Knopf ein. Auf den Klebe-Elektroden ist genau aufgezeichnet, an welcher Körperstelle diese angebracht werden sollen: Eine Elektrode wird oberhalb der rechten, die andere unterhalb der linken Brust platziert. Dann analysiert der AED den Herzschlag. Ist dieser in Ordnung, löst das Gerät nicht aus. „Schock nicht empfohlen“, sagt die automatische Stimme dann.

Diagnostiziert der AED hingegen Herzflimmern, sagt die Stimme „Schock erforderlich“ und fordert den Helfer auf, den Auslöseknopf zu drücken und zurückzutreten. „Man kann also überhaupt nichts falsch machen“, sagte der Notfall-Trainer Johannes Kramer.

„Kann ich den Betroffenen schädigen, wenn ich einen Schlaganfall fehlinterpretiere?“, fragte ein Mann. Kramer sagte, dass niemand Schaden zugefügt werden könne, da das Gerät dann nicht auslöse. Auch Herzschrittmacher seien kein Problem.