Mit seiner Initiative zum Erhalt ausgestorbener Gemüsesorten ist der Wissenschaftler Roman Lenz erfolgreich. Jetzt kümmert sich ein Verein eigenständig um das Genbänkle.

Kreis Esslingen - Alte, als ausgestorben geltende Kulturpflanzen wie der „Ulmer Spargel“, die „Nürtinger Hockerbohne“ oder die „Rote Kugelbohne“ sind über das Projekt Genbänkle vermehrt und wiederentdeckt worden. Nun wird das Projekt, das der Wissenschaftler Roman Lenz von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen angestoßen hat, von dem gleichnamigen Verein in Eigenregie weitergeführt.

 

Bislang hat die Nürtinger Hochschule den Verein unterstützt. Nun steht das Team, dessen Vorsitzender der Landschaftsökologe Roman Lenz ist, nach erfolgreicher Aufbauarbeit auf soliden Beinen und will in Eigenregie weitermachen. Dafür haben der Wissenschaftler und seine Mitstreiter sehr gute Strukturen geschaffen.

Zugang zu regionalem, samenfestem Saatgut

Das sogenannte Genbänkle hat zum Ziel, Initiativen und Organisationen, die sich mit alten und seltenen Gemüsesorten beschäftigen, in Baden-Württemberg aufzulisten, zu vernetzen und sichtbar zu machen. In einer ersten Phase wurde eine Liste verschiedener Akteure in Baden-Württemberg erstellt, die sich für den Erhalt ausgestorbener Sorten einsetzen. „Sie dient als Grundlage für eine Sortendatenbank und eine Online-Landkarte“, bringt Roman Lenz das Ziel auf den Punkt. Somit werde interessierten Menschen der Zugang zu regionalem, samenfestem Saatgut alter und seltener Gemüsesorten erleichtert. Dabei wurde das Genbänkle auch durch das Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Baden-Württemberg (MLR) unterstützt. Das „Genbänkle“ verschaffte somit – neben der Vernetzung zahlreicher Akteure – dem MLR einen Überblick sowie eine Bündelung der Aktivitäten im Bereich des Schutzes dieser genetischen Ressourcen.

Aufbauend auf den anfänglichen Ergebnissen haben die Experten die Ansätze in einer zweiten Projektphase vertieft und durch weitere Themenbereiche ergänzt. Dazu zählten der Aufbau einer Gefriersammlung für Regionalsorten oder die Kampagne „Sortendetektive“. Auch die Digitalisierung von historischer Gartenliteratur, das Angebot regelmäßiger Sprechstunden, der „Genbänkle“ Newsletter und das Projekt „Schwabenbohnen“ haben die Macher ausgebaut.

Das Saatgutset „Wachsende Begeisterung“ bietet Gartenraritäten

Über Vorträge, Berichte, Führungen, kulinarische Bestimmungsübungen und Informationsstände gelang es, viele Menschen für die Sortenvielfalt zu sensibilisieren. Die Organisation und Begleitung von Saatgutmärkten ermöglichte es, direkten Zugang zum Saatgut der Regionalsorten zu schaffen.

Projekte wie die Kampagne „Sortendetektive“, in der sich interessierte Personen und Gruppen an der Suche nach verschollenen Gemüseschätzen beteiligen, werden auch weiterhin ein Schwerpunkt der Arbeit des Vereins bleiben. „Immer wieder werden da spannende Regionalsorten ausfindig gemacht, die der Verein dann sichert“, beschreibt Roman Lenz die Arbeit. Dann versuche man, Sortenfunde bekannt zu machen. Bereits seit zwei Jahren bietet der Nürtinger Verein Genbänkle dafür das Saatgutset „Wachsende Begeisterung“ mit alten Gartenraritäten an.

„Geisenheimer Frühtomate“ und „Rote Hagnauer Bohne“

Roman Lenz wünscht sich, dass viele kleine Genbanken – auf schwäbisch Genbänkle – in den Gärten entstehen. Als nächstes sollen sieben alte Gemüsesorten wieder verbreitet werden: der Rettich „Hilds blauer Herbst und Winter“, die Fleischtomate „Geisenheimer Frühtomate“, die Zuckererbse „Schweizer Riesen“, der Rosenkohl „Rubine“, die Buschbohne „Rote Hagnauer Bohne“, die Zucchini „Cocozelle von Tripolis“ sowie die Zwiebelsorte „Filderzwiebel“.

Geschichten zu den sieben Sorten, sowie vielen weiteren finden sich unter www.genbaenkle.de