Die Liste der Unterschiede will gar nicht enden, so dass man geneigt ist zu glauben, es handele sich um zwei verschiedene Religionen. In Norddeutschland, wo sich vor fünf Jahren gleich drei evangelisch-lutherische Kirchen zusammengeschlossen haben, sah man über solche Unterschiede großzügiger hinweg. Der wirtschaftliche Leidensdruck war dabei hilfreich. Soll heißen: Solange es sich die Badener und die Württemberger leisten können, bleiben sie fein säuberlich getrennt. Das gilt im Übrigen auch für die Katholiken mit ihren beiden Diözesen Rottenburg-Stuttgart und Freiburg.

 

Auch die Bauern im Land ignorieren den Bindestrich. „Eine Fusion ist bei uns kein Thema“, sagt Werner Räpple, der Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV), der die Interessen der südbadischen Bauern, Winzer und Forstwirte vertritt. Man pflege zwar gute Kontakte zum großen Bruder in Stuttgart, dem Landesbauernverband in Baden-Württemberg (LBV), aber die Mitglieder im Schwarzwald und in der Rheinebene schätzten einfach die räumliche Nähe zu ihren Verbandsvertretern. Räpple: „Stuttgart ist einfach weit weg.“

Auch die Landwirte müssen sich ihre Unterschiede leisten können. „Fusionen passieren immer aus einer Notlage“, sagt Thomas Schnabel vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg. Vielleicht komme ja mal die Zeit, da den Kirchen und anderen Organisationen gar keine andere Wahl mehr bleibe, als zu fusionieren. Einen Wert an sich sieht Schnabel darin allerdings nicht. Warum auch? Vielfalt und Dezentralität sei doch gerade die Stärke des Landes, sagt der Historiker. „Fusionen sollte man dort machen, wo sie notwendig sind, aber nicht mit der Brechstange.“