Vier Vereine rund um Dürnau und Bad Boll haben sich zusammengetan. Sie vermarkten ihr Kursprogramm gemeinsam. Wann wird mehr daraus?

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen Kooperation ist nicht nur ein Zauberwort, sie ist im Vereinsleben wahrscheinlich überlebensnotwendig. Während sich in manchen Kommunen die Vereine noch misstrauisch gegenseitig beäugen, schauen andere bereits über den Tellerrand hinaus und gehen neue Partnerschaften ein, von denen alle profitieren. Druckfrisch haben beispielsweise vier Sportvereine in den Voralbgemeinden im Kreis Göppingen erstmals eine Broschüre vorgelegt, in der sie Angebote für alle Altersstufen anpreisen.

 

Gemeinsame Broschüre fürs Kursprogramm

Auf 30 Seiten finden sich Klassiker wie Aerobic und Nordic Walking genauso wie die neuesten Trends bei Tanzworkouts, Pilates und im Seniorensport. Die Broschüre ist eigentlich ein Versuchsballon. Die vier beteiligten Vereine in Heiningen, Dürnau, Bad Boll und Eschenbach haben sich kurz entschlossen auf einen gemeinsamen Weg gemacht, weil zwischen den Vorsitzenden die Chemie stimmt.

Vision: ein Geschäftsführer für vier Vereine

Martin Sauer, Vorsitzender vom Gesang- und Sportverein Dürnau, ist überzeugt, dass die benachbarten Vereine viele Schnittstellen haben. Er könnte sich sogar vorstellen, die Geschäftsführung der vier Vereine einem hauptamtlichen Profi in die Hand zu geben. Als Präsidiumsmitglied im Turngau Staufen, dem größten Sportfachverband im Kreis Göppingen, wirbt er für professionelle Konzepte, die das Überleben der Vereine durch attraktive Sportangebote und ein professionelles Management sichern sollen. Sauer beobachtet den Wandel der Vereinslandschaft mit Sorge – es fehle an Personal.

Was tun gegen den Mitgliederschwund?

Immer weniger Menschen seien bereit, ihre Freizeit in den Dienst der Mitmenschen zu stellen. An die Stelle lebenslanger Mitgliedschaften trete das zeitlich befristete Engagement für fest umrissene Projekte. Da sei es auch kein Wunder, dass Führungspositionen an der Spitze der Vereine immer häufiger vakant bleiben.

Vereine gehen neue Partnerschaften ein

Aber nicht nur die zunehmende Individualisierung und die schnell wechselnden Moden bei den Trendsportarten, auch die Veränderungen in der Schullandschaft bieten den Sportvereinen neue Chancen und Herausforderungen. So buhlen die Kommunen um die Vereine und ihre Übungsleiter, weil sie Honorarkräfte für ihre Ganztagsschulen brauchen. Das Beispiel der vier Voralbvereine zeigt auch, dass sich Krankenkassen dort Wettbewerbsvorteile ausrechnen, wo sie sich in den Vereinen nach neuen Kunden umschauen können. Konkret: die AOK hat die Druckkosten übernommen.

Workshops fürs Führungspersonal der Vereine

Im Kreis Göppingen macht sich der Turngau für die Professionalisierung des Vereinsmanagements als Ausweg aus der Krise stark. Gleich drei Funktionäre hat der Turngau zu sogenannten Vereinsentwicklern ernannt. Sie beraten die Vereine individuell bei ihrem Sprung in die Zukunft. Dazu bietet der Turngau spezielle Workshops für die Führungskräfte und Übungsleiter der Vereine an. Martin Sauer würde sich Impulse für diesen neuen Weg auch dringend vom kreisweiten Dachverband, dem Sportkreis Göppingen, wünschen.