Sketche, Bescherung und Weihnachtsgeschichte im Advent? Bei den meisten Weihnachtsfeiern von Vereinen war das einmal. Statt im großen Stil gemeinsam zu feiern gehen die Abteilungen einzeln ins Wirtshaus – wenn überhaupt. Warum ist das so? Eine Spurensuche auf der Filderebene.

Filder - Nach der letzten Singstunde des Jahres zum Griechen. So hat der gemischte Chor aus dem Liederkranz Heumaden seine Weihnachtsfeier begangen. Salat und ein Viertele statt Plätzchen und Glühwein, dazu Ehrungen für Jubilare, obendrauf ein Geschenk für den Dirigenten. Alles gemütlich und unaufgeregt. So sind mittlerweile landauf, landab die meisten Weihnachtsfeiern von Vereinen.

 

Abteilungsübergreifende Partys mit Sketchen, Bescherung, Weihnachtsgeschichte, Gesang und Selbstgebackenem – das war einmal. Das ist den meisten Clubs zu aufwendig. „Ich habe vorgeschlagen, in den Gemeindesaal zu gehen. Da hieß es: Wer soll das machen?“, sagt Brunhilde Hald, die Vorsitzende. Der Altersdurchschnitt im Chor ist 75, dennoch versüßen die Sänger auf Märkten, in sozialen Einrichtungen und Firmen Zuhörern den Advent. „Das ist viel Geschäft“, für die Organisation einer eigenen Feier mit allem Pipapo fehle da die Energie.

Es gibt seit Jahren keine gemeinsamen Feiern mehr

Auch beim SV Fasanenhof gibt es seit Jahren keine gemeinsamen Feiern mehr – aber es gab sie früher, erzählt Brigitte Kaufmann aus dem Vorstandsteam. „Die waren sehr groß und beliebt. Es wurde nicht nur ein Sketch gezeigt, sondern zehn.“ Heute feiern die Abteilungen einzeln. Die Bogenschützen lassen sich im Lokal bewirten, die Tischtennisspieler trinken zusammen Kaffee und vernaschen Plätzchen, „das ist aber nicht mehr das, was viele unter Weihnachtsfeier verstehen“. Vor allem in der Tischtennis-Abteilung, wo der Altersschnitt über 60 liege, seien die Mitglieder nicht mehr erpicht auf den Trubel. „Die, die das früher organisiert haben, sind heute nicht mehr in der Lage. Sie sind sehr engagiert, aber für Extras fehlt die Kraft“, sagt Brigitte Kaufmann.

Die Jüngeren wiederum hätten keine Zeit. Strukturprobleme, die sich nicht nur bei Feiern niederschlagen. Auch beim Möhringer Weihnachtsmarkt beteiligt sich der SV Fasanenhof nicht mehr, „weil keiner da ist, der bastelt oder den Stand aufstellt“, sagt sie. Gäbe es mehr Nachwuchs, könnte man an solche Traditionen anknüpfen, gibt sie zu denken, aber stattdessen schrumpfe der Club.

Gabi Wendel, Geschäftsführerin des SV Sillenbuch, weiß: Das ist der Zeitgeist. Die Vorweihnachtszeit sei stressig, „da wollen die Leute schön essen und es sich gutgehen lassen“. Zulasten der Geselligkeit geht das ihrer Meinung nach aber nicht. Bei der Feier der Fußballabteilung etwa kämen um die 100 Leute im Vereinslokal zusammen, „und ich finde es toll, dass sich die Leute die Zeit nehmen, das ist ihre Privatzeit“. Luft, ein Programm zu organisieren, hätten aber die wenigsten. Früher gab es im SVS für so etwas ein Festkomitee. Und überhaupt: Welcher Ehrenamtliche sollte heute eine Feier für 2500 Leute auf die Beine stellen?

Adventsmüdigkeit beim feiernden Volk

Auch beim Gute-Laune-Volk schlechthin, den Faschingsvereinen, herrscht oft Adventsmüdigkeit. Die Karnevalsgesellschaft Schwarze Husaren etwa befindet sich mitten in der Kampagne. Im November war der große Auftakt, ab Ende Januar steigen die Prunksitzungen, und Anfang Dezember hat sich die Truppe beim örtlichen Weihnachtsmarkt engagiert, „da kriegen wir nichts mehr rein“, sagt Iris Seher, die Präsidentin. Weihnachten sei ein kurzer Moment des Luftholens, da freue man sich auf Geselligkeit, aber bitte unkompliziert. Einzige Ausnahme: die Adventsfeier für die Garden, also Kinder und Jugendliche. Für die gab es einen Fackellauf und Stockbrot-Backen. Actionreich und – auch das treffe Vereine zunehmend – weltlich gestaltet. „Immer mehr Kinder sind nicht christlich erzogen. Man muss schauen, dass man alle einbindet“, sagt Iris Seher.

Aber es gibt sie noch, die Weihnachtsfans, die Mühen nicht scheuen. Uschi Platz ist so jemand, die Herzsport-Abteilungsleiterin beim SV Möhringen. „Ich möchte es besinnlich und unterhaltsam haben“, sagt sie und dafür hat sie mit der Übungsleiterin Susanne Stark Glühwein, Deko und Geschenke organisiert und einen Weihnachtsmann gebucht. Auch Weihnachtslieder, -geschichten und ein -spiel wurden vorgetragen. Stunden hatte das Duo im Internet recherchiert und alles vorbereitet. Uschi Platz (65) macht so etwas Spaß, wie sie sagt, und sie betont dabei: „Mir ist wichtig, dass das nicht abhandenkommt.“