Erst die Lockerung auf den Sportplätzen, nun das grüne Licht für die Hallen: Die Klubs im Altkreis Leonberg bieten vereinzelt wieder Übungsstunden an.

Leonberg - Vorsichtig tasten sich die Vereine an einen Sportbetrieb heran. Seit dem 11. Mai ist Breiten- und Leistungssport im Freien und unter strengen Infektionsschutzvorgaben wieder möglich. Das gleiche gilt nun auch seit dem 2. Juni für Kurse und Übungseinheiten in Sporthallen. Der Koordinierungsbedarf in den Vereinen und mit den Kommunen ist groß, wie die Umfrage bei den Klubs im Altkreis Leonberg zeigt.

 

SV Leonberg/Eltingen

Relativ gelassen, was die wochenlange Hallenschließung betrifft, ist Tobias Müller in seiner Funktion als Handball-Trainer des Württembergligisten SV Leonberg/Eltingen gewesen. „Die Saison wurde ohnehin abgebrochen und zurzeit haben wir offizielle Saisonpause. Wichtig ist aber, dass man jetzt vor allem für die Kinder etwas bietet.“ Mit seiner Mannschaft startete er in der Zeit, als alles runter gefahren wurde, eine Ausdauer-Challenge. „Die Jungs sind Sportler, die machen eh immer was“, sagt Müller, der mit Hilfe von Video-Meetings in ständigem Kontakt mit ihnen ist. „Solange wir nicht mit dem Ball und zumindest im Zweikampf trainieren können, macht das in der Halle keinen Sinn.“ Auch wird er in absehbarer Zeit nicht mit der kompletten Mannschaft ins Fitnessstudio gehen können. „Wir sind in Kleingruppen auf der Beach-Anlage, ich krieg die Jungs auch ohne Geräte gut trainiert“, sagt Tobias Müller.

In seiner Funktion als Geschäftsführer des SV Leonberg/Eltingen, der mit seinen 21 Abteilungen rund 4500 Mitglieder zählt, hat er seine Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, ist selbst aber zu hundert Prozent im Einsatz. Was das Sportliche betrifft, freut er sich mit den Mitgliedern aller Abteilungen, dass das Wetter in den vergangenen Wochen so gut mitgespielt hat. „Seit den ersten Lockerungen nutzen ganz viele unsere Außenanlagen und trainieren in Kleingruppen“, sagt Müller. Zur Verfügung stehen ihnen das Stadion, die Kunstrasenplätze, die Tennisanlagen und die Sportmöglichkeiten am Engelberg.

Wasserfreunde Leonberg

Der Sprinter-Cup der Wasserfreunde fällt zum zweiten mal in Folge aus. Foto: Andreas Gorr
Grünes Licht bekommen die Wasserfreunde Leonberg vom kommenden Montag an. Dann dürfen sie nach der Corona-bedingten Pause und wochenlangem „Trockentraining“ zuhause in das frisch sanierte Leobad. „Ich bin sehr froh, dass wir endlich wieder ins Wasser dürfen“, sagt Phan-Lam Huynh, als Technischer Leiter der Wasserfreunde unter anderem für die Koordinierung des Schwimmbetriebes zuständig. Starten wird der Verein erst einmal nur mit den älteren Leistungsschwimmern. „Mit den Hygienevorschriften und Abstandsregelungen ist das eine große Herausforderung für uns“, sagt Huynh. Statt auf sechs regulären Bahnen trainieren die Wasserfreunde auf drei Doppelbahnen, auf denen sich maximal sechs Schwimmer aufhalten dürfen. Da sie sich nicht überholen dürfen, müssen die Gruppen leistungsgerecht aufgeteilt werden. „Also müssen wir einen genauen Plan machen, wer wann ins Training kommen darf“, sagt der Technische Leiter. Ausfallen wird die 25. Auflage des Sprinter-Cups, der für das Wochenende 27./28. Juni geplant war. Schon im vergangenen Jahr musste diese Veranstaltung auf Grund der Sanierung des Leobades abgesagt werden. „Da gehen uns natürlich Einnahmen flöten“, sagt Phan-Lam Huynh.

In der Kasse fehlen mehrere tausend Euro

KSG Gerlingen

Die Verantwortlichen der KSG Gerlingen haben noch keinen Überblick, welche Abteilungen zu welchem Zeitpunkt in der Halle loslegen wollen. Klar ist dabei jedoch, dass es ein übergeordnetes zwischen Hauptverein und Stadt abgestimmtes Konzept geben wird, an das sich alle halten müssen. Der Geschäftsführer Werner Vogel geht davon aus, dass der Sportbetrieb in den Hallen von Mitte Juni an möglich ist. Die Schwierigkeit dabei: „Es ergeben sich ja fast von Tag zu Tag Änderungen, auf die wir reagieren müssen.“

Bislang hat der Verein die Krise gemeistert. Und der Geschäftsführer ist überzeugt: „Wir überleben das.“ Den Optimismus bezieht er vor allen Dingen daraus, dass die KSG, nicht so wie andere Vereine, abhängig ist von einzelnen Veranstaltungen oder den Einnahmen aus ihren Anlagen. Die Sportkultur Stuttgart beispielsweise, ein Club mit rund 3000 Mitgliedern, sechs teils sanierungsbedürftigen Vereinsheimen, einer öffentlichen Golfübungsanlage und einer Tennishalle, beziffert ihren monatlichen Verlust auf rund 75 000 Euro.

In Gerlingen ist das Sportheim sowieso seit mehr als zwei Jahren geschlossen, im Haushalt sind also auch keine Pachteinnahmen eingestellt. Seit Anfang Juni gilt auf der Geschäftsstelle Kurzarbeit, die Mitglieder halten dem Verein die Treue. Die Austritte lassen sich fast an zwei Händen abzählen. Tragischer, so Vogel, sei jedoch, dass es so gut wie keine Neueintritte gebe. Normalerweise seien es im Jahr zwischen 80 und 100. „Es kommen schon einige tausend Euro zusammen, die uns fehlen“, sagt der Geschäftsführer des Vereins mit rund 2400 Mitgliedern.

SpVgg Renningen

Die Renninger müssen ohne ihr Beach-Turnier über die Runden kommen. Foto: Andreas Gorr
Bei der SpVgg Renningen sind mittlerweile die Leichathleten wieder im Rankbachstadion aktiv. In der letzten Maiwoche haben die Fit&Gesund-Stunden im SVR-Stadion begonnen. Um die Maßgaben einzuhalten, ist die Teilnehmerzahl auf 30 begrenzt. Und nun öffnen auch wieder die Hallen. Jürgen Widmann, Abteilungsleiter der Handballer, kann dem noch nicht ganz so viel Positives abgewinnen: „Was soll ich mit zehn Mann in der Halle? Keine Zweikämpfe und anderthalb Meter Abstand voneinander – damit können wir nicht viel anfangen. Und dann müssen wir alles, was wir angefasst haben, sofort desinfizieren und den Hallenboden sauber machen.“ In der Abteilung ist man überein gekommen, mit den Aktiven-Mannschaften in dieser Woche zunächst im Freien zu beginnen. Ein Belegungsplan für die Sportplätze liegt vor. „Ich glaube, wir müssen noch ein paar Wochen warten, ehe wir mit dem Betrieb in den Hallen beginnen können“, sagt Widmann.

Die Absage des Beach-Turniers sowie die fehlenden Einnahmen aus den nicht absolvierten Heimspieltagen der vorzeitig abgebrochenen Saison haben ein großes Loch in die Abteilungskasse gerissen. Es fehlt ein fünfstelliger Betrag. Die Leichtathleten mussten auf ihr landesoffenes Sportfest am 1. Mai verzichten, bei den Fußballern fällt das Vorbereitungsturnier aus. Silke Bächtle, die die Geschicke der SVR (rund 2000 Mitglieder) bis zur auf September verschobenen Delegiertenversammlung zusammen mit Birgit Schnegotzki leitet, sieht die Verluste derzeit aber noch nicht als existenzbedrohend an. Sie hat bislang viele positive Rückmeldungen bekommen. „Die Abteilungen haben ihre eigenen Initiativen gestartet. Alle haben gesagt, dass wir jetzt zusammen halten müssen.“

Jubiläums-Festakt muss warten

SpVgg Mönsheim

Zusammen halten ist das passende Stichwort für die SpVgg Mönsheim. Dort hat der Spartenleiter der AH-Fußballer, Walter Götz, eine Spendenaktion für den 500 Mitglieder starken Gesamtverein initiiert. Sehr zur Freude des Vorsitzenden Gerhard Wolf sind 1100 Euro zusammen gekommen. „Das ist eine super Aktion gewesen“, sagt der Vereinschef. Einnahmen fehlen aus dem Marktplatzfest und dem Maibaumstellen. Die Zukunft zumindest bis zum Jahresende sieht Wolf jedoch als gesichert an. Im Februar laufen dann wieder die Mitgliedsbeiträge ein.

In Sachen Sportbetrieb gibt der Klub noch kein grünes Licht. Die Sportanlage auf dem Appenberg bleibt weiterhin für Mannschafts- und Gruppensport gesperrt. „Wenn man nur in Fünfer-Gruppen trainieren kann, alles dokumentieren und die Hygienevorschriften beachten muss, dann ist der Aufwand organisatorisch und finanziell einfach zu hoch. Zumal noch gar nicht klar ist, wann es überhaupt weitergeht mit dem Mannschaftssport“, sagt Gerhard Wolf. Aus diesem Grund wird in Mönsheim auch noch abgewartet, welche Bestimmungen von der Kommune in Sachen Hallensport kommen. Vorstellbar für den Vereinsvorsitzenden ist, dass Tischtennis, Badminton-Einzel oder Frauengymnastik möglich sind.

TSF Ditzingen

Mit einem blauen Auge, so sieht es der Vorsitzende Uli Meireis, werden es die 2400 Mitglieder starken TSF Ditzingen aus der Corona-Krise schaffen. „Es wird zwar nicht die Null sein, doch unsere finanziellen Einbußen halten sich glücklicherweise in Grenzen, weil wir viel über das Ehrenamt machen und nur wenige feste Mitarbeiter haben, die wir nicht in Kurzarbeit schicken mussten.“ Ausgefallen sind das Vereinsfest sowie das 100-Jahr-Jubiläum der Faustball-Abteilung. Weggefallen sind einige Sponsorengelder, Anzeigen-Einnahmen für die Vereinsbroschüre oder Verzehrumsätze bei Sportveranstaltungen. Vereinsaustritte habe der Verein bisher nicht zu verzeichnen. „Die Mitglieder halten die Treue und haben großes Verständnis für die Einschnitte. Jetzt freuen wir uns aber, dass der Sportbetrieb nach und nach wieder losgehen kann“, sagt Uli Meireis, der auch eine Chance in der Krise sieht. „Wir haben die Zeit für Projekte nutzen können, beispielsweise für die Renovierung des Fitnessstudios.“

SKV Rutesheim

Eine große Party mit dem Hofbräu-Regiment hätte die SKV Rutesheim am 10. Oktober feiern wollen – anlässlich der Vereinsgründung vor 75 Jahren. Mit 150 geladenen Gästen wäre der offizielle Festakt über die Bühne gegangen. „Das müssen wir nun auf das kommende Jahr verschieben“, sagt der Vereinsvorsitzende Volker Epple, der froh darüber ist, dass der Sportbetrieb langsam wieder starten darf. Die Abteilungen des 1900 Mitglieder starken Vereins haben auch schon kundgetan, dass sie – trotz der strengen Hygienevorschriften – endlich wieder in die Sporthallen möchten. Das geplante Fleckenfest fällt in diesem Jahr aus – damit fehlen dem Verein gut 3000 Euro Einnahmen. Entgegengekommen ist die SKV Rutesheim dem Pächter der Vereinsgaststätte, der einige Wochen schließen musste.