Vereinsvorstand und Fußball-Chef Uwe Sippel Uns Uwe und der TSV Heimerdingen

Süffiger Lohn für trockene Funktionärsarbeit: Uwe Sippel (Mi.) mit den Abteilungskollegen Martin Kunder (li.) und Timo Reichardt nach dem Aufstieg der Fußballer in die Verbandsliga. Foto: privat

Uwe Sippel ist seit drei Jahrzehnten ein prägendes Gesicht des TSV Heimerdingen – weil er gerne Verantwortung übernimmt und sie aber auch delegieren kann. Aber völlig perfekt ist er nicht.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Eine feine ironische Ader kann man Uwe Sippel nicht absprechen. „Wir waren Gründungsmitglied der neuen Kreisliga C“, sagt der Fußball-Chef des TSV Heimerdingen und würzt den Satz erst mit einem Lächeln und dann mit dem Zusatz: „Da sind wir schon ein klein wenig stolz darauf.“

 

Ziemlich genau 30 Jahre ist es her, dass der Club in der Sicherheitsliga angekommen war, in der Spielklasse, aus der man nicht absteigen kann. Und im Grunde war Uwe Sippel damals froh, dass es überhaupt so weit gekommen war. Denn die Fußballer des TSV Heimerdingen standen vor der Abmeldung, nachdem der Abteilungsleiter wegen eines Unfalls nicht weitermachen konnte.

Uwe Sippel stand parat. „Die Abteilung durfte nicht sterben“, erzählt der 59-Jährige, „also habe ich die Leitung übernommen und mit drei Kumpels die Aufgaben gestemmt.“ Als Spielgemeinschaft mit Türkgücü Heimerdingen das Team im Mai 1994 zwar in die neu gegründete Kreisliga C ab, was sich im Nachhinein als nette Anekdote bieten lässt, wenngleich der wenig ruhmreiche Titel „Gründungsmitglied der Kreisliga C“ nicht auf dem Briefkopf des Clubs steht.

Im Gegensatz zu den Aufstiegen 2019 und 2024 in die Verbandsliga – unter Sippels Ägide als Fußball-Chef hat sich der TSV beharrlich nach oben gearbeitet. „Als ich Mitte der 1990er die Vision ausgegeben hatte, der TSV könne sich in der Bezirksliga etablieren“, erzählt er, ohne sich dabei im Geiste auf die Schulter zu klopfen, „wurde ich milde belächelt.“ Sippel ist das, was im Fußball elementar ist wie Wasser fürs Leben: ein Mann, der das Gen für Teamgeist in sich trägt. Der vorangeht als Kapitän, sich aber nicht über die anderen stellt und sich nicht wichtiger darstellt, als er tatsächlich ist.

Libero wie einst Beckenbauer

Einst als Kicker gab Uwe Sippel den Libero, weniger glanzvoll wie „Kaiser“ Franz Beckenbauer in den 1970ern, dennoch als wichtiger Führungsspieler und Ausputzer in der Not. Als Ausputzer hielt er die Fußball-Abteilung am Leben, als Führungsspieler trat er Ende der 1990er als Kassier in den Vorstand ein, wurde 2004 stellvertretender TSV-Chef und übernahm drei Jahre später die Kapitänsbinde im Gesamtverein.

„Als 2007 der Clubchef gesucht wurde, bot man den Posten an wie Sauerbier“, erzählt der Vater von zwei erwachsenen Töchtern, „es hat mich genervt, dass dieses Amt derart despektierlich angepriesen wurde – also habe ich das übernommen.“ Seitdem gilt seine Wiederwahl als so sicher wie die der SED in der ehemaligen DDR – aus 430 Mitgliedern wurden knapp über 1000 bis 2019; die Corona-Delle, die noch nicht ganz überwunden ist, drückte die Zahl auf aktuell 940.

„Wichtig ist“, betont Sippel, „dass die Chemie in den Gremien stimmt und eine Kontinuität herrscht.“ Beides ist beim TSV Heimerdingen der Fall, die Rädchen greifen unentwegt und gut ineinander. Und ein weiterer Grund für die Prosperität des kerngesunden Vereins liegt im Führungsstil des Vorstandes – die Chefetage gibt die Leitplanken vor, die weitgehenden Kompetenzen und die Verantwortung fürs Handeln liegen in den Abteilungen. „Die Fußball-Jugend kann ihre Bälle alleine bestellen, ich greife erst ein, wenn mir eine Rechnung für 500 Stück präsentiert würde“, umreißt der TSV-Boss seine Philosophie und schiebt einen weiteren einleuchtenden Grund nach: „Alles, was ich nicht delegiere, muss ich selber machen.“

Was dem Multifunktionär bei all seinen Aufgaben zugute kommt: Uwe Sippel hat sich im Laufe seines Lebens im beschaulichen Heimerdingen so gut vernetzt, dass er nicht unerkannt im Ort einkaufen gehen kann – irgendeinen Bekannten trifft er immer irgendwo. So wurden Bande über persönliche Freundschaften geknüpft, die seit Jahrzehnten bestehen, etwa mit den beiden Unternehmen Koppenhöfer und Tabler, die mehr als nur Sponsoren der Fußballer sind. Beim Bau des TSV-Treffs stand ein Architekt parat, örtliche Handwerker unterstützen das Projekt nach Kräften. „Was für den TSV gebraucht wird“, betont Sippel, „das bekommen wir hin.“ Und die Verbindung ins Rathaus in Ditzingen ist ebenfalls störungsfrei eingerichtet, nicht nur weil Uwe Sippel von 1999 bis 2014 im Ortschaftsrat gewesen ist.

Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg

Es vergeht kaum ein Tag, an dem der Clubchef nicht im Einsatz für den TSV ist, mal sind es nur kurze Gespräche oder Whatsapp-Botschaften, mal ausgedehnte Verhandlungen und Diskussionen über Projekte. Wie viel Zeit er für den Club verbraucht, vermag der 59-Jährige nicht zu schätzen. „Man muss das als Hobby begreifen“, betont er, „nicht als lästige Pflicht. Sonst geht es nicht lange gut.“ Für diesen unermüdlichen, ehrenamtlichen Einsatz wurde Uwe Sippel im November mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg vom Ditzinger OB Makurath ausgezeichnet. Er freute sich darüber, es hätte aber nicht sein müssen. „Ob ich die Nadel tragen werde, weiß ich noch nicht“, sagt der Geehrte und sagt schelmisch: „Ich finde ein angemessenes Plätzchen dafür.“

Ein halbes Leben für den Verein. Einziger Makel an der Vita von „Uns Uwe“ des TSV Heimerdingen: Sippel wurde 1965 in Bad Cannstatt geboren, nicht im kleinen Örtchen. Nun: Niemand ist eben völlig perfekt.

Weitere Themen