In der Fortsetzung des Porsche-Prozesses gegen Ex-Chef Wendelin Wiedeking ist der erste Zeuge aufgetreten. Er gab einen Überblick über den Gang des Verfahrens. 

Stuttgart - Im Prozess gegen den einstigen Porsche-Chef Wendelin Wiedeking spielt dessen angespanntes Verhältnis zum früheren VW-Patriarchen Ferdinand Piëch für die Anklage eine eher untergeordnete Rolle. Dies sagte Staatsanwalt Aniello Ambrosio am Donnerstag, dem zweiten Prozesstag, vor dem Landgericht Stuttgart.

 

Als erster Zeuge in dem Verfahren wegen Marktmanipulation wurde der damalige Chefermittler des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) aus. Er berichtete, dass der einstige VW-Aufsichtsratschef Piëch in dem Ermittlungsverfahren nicht als Zeuge gehört worden sei. Auch die anderen Mitglieder des Porsche-Vorstands seien nicht vernommen worden.

Kritische Nachfragen zu dem Einstieg von Porsche bei Volkswagen habe es am Anfang im Aufsichtsrat nur von der Arbeitnehmerseite gegeben, sagte der LKA-Mann mit Verweis auf entsprechende Protokolle weiter. Fragen habe Betriebsratschef Uwe Hück gestellt. Ihm sei es darum gegangen, die Eigenständigkeit des Autobauers zu erhalten. Auch im Vorstand von Porsche sei die schrittweise Erhöhung der Beteiligung einstimmig erfolgt. Ihm sei nicht aufgefallen, dass es entsprechende Nachfragen zu dem Tagesordnungspunkt gegeben habe, sagte der Zeuge.

Vorwürfe energisch zurückgewiesen

Der Anwalt des mitangeklagten Ex-Finanzchefs Holger Härter, Sven Thomas, kritisierte, dass sich die Ermittler rasch auf den früheren Finanzchef und Wiedeking fixiert hätten. Die beiden früheren Top-Manager sollen 2008 verschleiert haben, beim Branchenriesen VW eine Dreiviertelmehrheit für Porsche anzustreben. Wiedeking und Härter weisen die Vorwürfe energisch zurück.

Die Anklage wirft den beiden früheren Porsche-Managern vor, sie und ihre Sprecher hätten zwischen März 2008 und Oktober 2008 in Pressemitteilungen, Zeitungsinterviews und Statements gegen besseres Wissen dementiert, die Aufstockung der Anteile an VW auf 75 Prozent anzustreben. Die Porsche-Führung hatte die Übernahmepläne Ende Oktober 2008 öffentlich gemacht. Eine entsprechende Pressemitteilung war aus Sicht der Staatsanwaltschaft aber unvollständig, weil sie große finanzielle Risiken nicht enthielt. Staatsanwalt Ambrosio sagte, seine Behörde gehe weiter davon aus, dass die finanzielle Lage von Porsche damals sehr angespannt gewesen sei.

Die geplante Übernahme, für die extra die Porsche-Dachgesellschaft gegründet wurde, war krachend gescheitert. VW drehte den Spieß um und machte den Sportwagenbauer zu seiner Konzerntochter. Die Porsche-Dachgesellschaft wiederum hält heute 52 Prozent der Anteile an Europas größtem Autobauer.