Noch bis Sonntagabend können Deutschtürken ihr Votum beim Verfassungsreferendum abgeben. 40,9 Prozent der Wahlberechtigten haben in Stuttgart bisher von ihrem Recht Gebrauch gemacht. Und doch waren bis zu 100 Beamte im Einsatz.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart. - Noch bis am Sonntag können wahlberechtigte Deutschtürken über die geplante Verfassungsänderung in ihrer Heimat abstimmen. Bisher ist im Wahllokal in Zuffenhausen alles ruhig verlaufen. Nur wegen des Verkehrs am Wochenende war die Polizei gefordert. Im Bezirk Stuttgart, dem größten der Republik, haben von den rund 146 000 Wahlberechtigten bis einschließlich Donnerstag 40,89 Prozent an dem Referendum teilgenommen, erklärte die Wahlkommission in Ankara laut der Nachrichtenagentur dpa.

 

Viel Verkehr an den Wochenenden

Unter der Woche gehe es recht ruhig zu in den neun Wahlräumen in dem Konsulatsgebäude an der Lorenzstraße in Zuffenhausen, sagt Mitarbeiter Ercan Demir. Weil am Wochenende deutlich mehr los ist, sind dann 14 Wahlurnen zur Stimmabgabe aufgestellt. Wegen des großen Andrangs bilden sich Schlangen vor dem Gebäude. Das dürfte auch diesen Sonntag so sein, wenn das Wahllokal letztmals bis 21 Uhr geöffnet sein wird. In der Türkei findet das Referendum am 16. April statt.

Was türkischstämmige Menschen in Stuttgart über die geplante Verfassungsänderung und Erdogan denken, sehen Sie im Video:

Auch die Polizei spricht von einem bisher ruhigen Verlauf der Abstimmung. „Es gab keine Auseinandersetzungen, auch nicht verbaler Art“, sagt Sprecher Tobias Tomaszewski. Dennoch waren im Bereich des Gebäudes zeitweise bis zu 100 Beamte im Einsatz. So am vorigen Sonntag, als Wahlberechtigte in 50 Reisebussen kamen und die Lorenzstraße von diesen zugeparkt war. Insgesamt habe sich die Stimmung innerhalb der türkischen Community wieder etwas beruhigt.

Keine Demonstration angemeldet

Allem Anschein nach wird es am Wochenende in der Sache auch keine Kundgebung in der Stadt geben. „Unser Einsatz ist abgesagt“, erklärte der Polizeisprecher. „Es gibt keine Anmeldung für eine Demonstration“, sagte Stefan Praegert, der Leiter der Versammlungsbehörde bei der Stadt, am Freitagnachmittag.

Vor einigen Tagen hatte man die Lage aufgrund „vereinzelter Äußerungen auf Facebook“ noch etwa anders eingeschätzt. Eine größere Veranstaltung müsste aber 48 Stunden vor Beginn angemeldet werden. Vorstellbar wären nun zwar noch „Spontanveranstaltungen“, sagte Stefan Praegert. Die dürften aber nur im kleineren Rahmen stattfinden.

Wie die Stimmung im Stuttgarter Wahllokal zu Beginn der Abstimmung war, sehen Sie im Video: