Der Internetgigant hat zu seinem 15. Geburtstag nach eigenen Angaben die Analysemethoden bei den Suchergebnissen weiter verfeinert. Seit einem Monat gelten neue Bewertungskriterien – die das Unternehmen erst jetzt enthüllt hat.

Stadtentwicklung & Infrastruktur: Andreas Geldner (age)

Stuttgart - Google hat seiner Suchmaschine ein noch besseres Verständnis der normalen menschlichen Sprache beigebracht. Bei einer Veranstaltung zum 15. Geburtstag des Unternehmens präsentierte der Internetgigant eine neue Auswertungsmethode, mit der die Resultate von Suchanfragen besser sortiert und gewichtet werden sollen. Hummingbird (auf deutsch: Kolibri) nennt der Suchmaschinenbetreiber den neu strukturierten Algorithmus, also die voll automatisierte, mathematische Methode, mit der die Inhalte von Internetseiten analysiert und gewichtet werden. Der Name Kolibri sei ein Symbol dafür, dass die Suche „präzise und schnell“ über die Bühne gehe.

 

Das Unternehmen spricht vom größten Umbau der Suchfunktion seit dem Jahr 2000 – nannte allerdings wie immer keine Details. Die auch nach 15 Jahren der Konkurrenz weit überlegene Analyse von Suchanfragen ist der Schlüssel zum Unternehmenserfolg der Amerikaner. Weltweit kommt Google auf einen Marktanteil von mehr als 90 Prozent – die auf Platz zwei liegende Suchmaschine Bing von Microsoft erreicht gerade einmal 3,4 Prozent.

Ein Umbau bei laufendem Motor

Ohne dass dies öffentlich angekündigt wurde, arbeitet die Suchmaschine schon seit etwa einem Monat nach den neuen Kriterien. Für die Nutzer ist es deshalb nicht möglich, die Ergebnisse vor und nach der Umprogrammierung direkt zu vergleichen. Dieser stillschweigende Wechsel sei für sich allein schon eine große technische Leistung, sagt Danny Sullivan von der auf Suchmaschinen spezialisierten US-Webseite Searchengineland: „Als Google den Wechsel zu Hummingbird vollzogen hat, war das so, als ob man aus einem Auto den alten Motor ausgebaut und einen neuen montiert hat. Das haben sie so schnell getan, dass niemand es gemerkt hat.“

Das Unternehmen präsentierte einige Beispiele für die Veränderungen. Wer beispielsweise bisher den Namen einer Bank und das Stichwort „Überweisungen“ eingab, erhielt als erstes Resultat in der Regel die allgemeine Homepage der Bank – nun soll die Suchmaschine den Nutzer unmittelbar auf die exakte Seite verweisen, die zu seiner Suchanfrage passt. Vor allem aber soll der Computer den Sinnzusammenhang von Sätzen genauer erkennen als bisher. Bei einer Frage wie „Was ist der nächste Ort, wo ich ein Smartphone der Marke XY kaufen kann?“ soll der Suchmaschine klar sein, dass mit „Ort“ ein Laden gemeint ist und dass das Wort „nächste“ verlangt, dass die Suchergebnisse in der Nähe des Aufenthaltsorts des Nutzers liegen müssen – was aber nur dann funktioniert, wenn man Google den Zugriff auf die eigenen Aufenthaltsdaten erlaubt hat.

Google schreibt damit eine seit längerem eingeleitete Entwicklung fort, den Nutzern ohne weitere Klicks möglichst konkrete Antworten zu geben. Dank des bereits im vergangenen Jahr eingeführten Knowledge Graph („Schaubild des Wissens“) präsentiert Google bei manchen Fragen nicht mehr nur eine Auswahl von Webseiten, sondern versucht, selbst Antworten zu geben. Wer etwa „Angela Merkel“ eintippt, erhält biografische Daten bis hin zur Körpergröße sowie aktuelle Fotos.

Google reagiert damit auch auf die Konkurrenz von Suchmaschinen wie Wolfram Alpha die Fragen ohne Umwege beantworten wollen – ohne dass man zuerst auf andere Webseiten klicken muss. Auch das Aufkommen von Spracherkennungsprogrammen wie Apples Siri hat den Trend zu Suchanfragen verstärkt, die als ganz normale Sätze formuliert werden. Der aktuelle Umbau ist deshalb der Versuch, die Spitzenstellung bei den Suchanfragen zu verteidigen – und es für den Nutzer noch attraktiver zu machen Daten wie den Aufenthaltsort mit Google zu teilen.

Googles Geheimformel

Algorithmus
– Das ist ein rechnerisches Verfahren, mit dem Google den Inhalt von Webseiten analysiert und gewichtet. Anstatt wie die ersten Suchmaschinen sozusagen mechanisch nach Stichworten zu suchen, hat Google ausgefeilte Sortiermechanismen entwickelt, um Wichtiges von Unwichtigem zu trennen.

Trefferliste –
Für Google ist es wichtig, dass diese Kalkulationen geheim bleiben – nicht nur um sich Konkurrenten vom Leib zu halten, sondern auch um die Manipulation von Suchergebnissen zu erschweren. Es ist nämlich in vielen Fällen lukrativ, sich in der Liste der Treffer möglichst weit nach vorne zu arbeiten.