Für rund 35 Millionen Euro entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Kreismülldeponie in Leonberg eine neue Vergärungsanlage für Biomüll. Die alte Anlage ist 2019 einem Großbrand zum Opfer gefallen.

Leonberg - Der Anfang ist gemacht. Mit dem Richtfest am Mittwoch für das neue Betriebsgebäude startet auf dem Gelände der ehemaligen Kreismülldeponie in Leonberg der Neubau der zukünftigen Vergärungsanlage der Bioabfallverwertung GmbH (BVL). Deren Gesellschafter sind die Landkreise Böblingen und Esslingen.

 

Das Vorhaben wird eine der größten Baustellen des Landkreises in den nächsten Jahren werden, nachdem am 11. September 2019 ein Großbrand die ehemalige Vergärungsanlage auf dem Gelände oberhalb der Autobahnen 8 und 81 komplett zerstört und einen Millionenschaden verursacht hat.

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Und so war auch dieses Datum für den Böblinger Landrat Roland Bernhard der Einstieg in seine Begrüßungsrede am Richtfest. Die Partnerschaft mit dem Landkreis Esslingen sei kaum unter Dach und Fach gewesen, als der verheerende Brand ausgebrochen sei. „Da hat sich gezeigt, was eine wahre Partnerschaft ist, und es hat uns imponiert, dass wir in dieser schwierigen Lage Hilfe bekommen haben“, sagte Roland Bernhard, der sich bei seinem Esslinger Amtskollegen Heinz Eininger bedankte. Dieser hat es sich nicht nehmen lassen, bei dem Richtfest für den Start des gemeinsamen Projekts dabei zu sein.

Kosten: Geschätzte 35 Millionen Euro

Rund 35 Millionen Euro wird die neue Anlage kosten. Weil das bisherige Betriebsgebäude zu klein für die künftig rund 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist, die die Anlage steuern werden, muss ein neues her. Das Gebäude hat nun auch getrennte soziale Räume und ist barrierefrei hergestellt. Schwäbisch-sparsam wurde der Neubau auf der Bodenplatte des Altbaus hochgezogen.

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Die geschätzten Baukosten für die zukünftige Leitzentrale des Gärungswerks liegen bei 1,5 Millionen Euro. Doch Handwerkermangel, Corona, Lieferverzug – allein das Bauholz kam zwei Monate später als erwartet – lassen den Landrat Vorsicht walten. Der Ersten Bürgermeisterin Josefa Schmid dankte Roland Bernhard für die zügige Baugenehmigung der Stadt Leonberg für das zweigeschossige Betriebsgebäude. „Dies ist ein Projekt, das in der Region geplant und von Firmen und Handwerkern aus der Region verwirklicht wird“, zeigte sich auch Wolfgang Bagin, der Geschäftsführer des Abfallwirtschaftsbetriebs des Landkreisen Böblingen, zufrieden.

Regierungspräsidium ist am Zug

Die Baugenehmigung für die neue Vergärungsanlage steht allerdings noch aus und verspätet sich, denn sie wurde bereits im September erwartet. Die muss nämlich das Regierungspräsidium Stuttgart erteilen, weil es sich bei der Vergärungsanlage um ein Verfahren des Immissionsrechtsschutzes handelt. „Ist die Genehmigung erteilt, können wir zügig starten, die Ausschreibungsunterlagen liegen in der Schublade bereit.“ sagte der Böblinger Landrat.

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Zunächst sollen die Vergärungsgewerke und parallel dazu die Arbeiten an den Anlagen für die Umwandlung des Biogases in Methan vergeben werden. Im Januar kann sich der Aufsichtsrat der Bioabfallverwertung GmbH Leonberg auf einen Bewerber festlegen, der den Auftrag bekommt. Je nach favorisierter Technologie wird sich auch die Zukunft des rund 25 Meter hohen Fermenters der alten Anlage entscheiden – der war als einziges vom Feuer verschont geblieben und ist weiterhin aus dem Umland zu sehen.

Eine Entscheidung, wie mit dem beim Gärungsprozess gewonnenen Biogas verfahren wird, steht noch aus. Soll es als Methan in das bundesweite Gasnetz eingespeist werden? Soll in einem Pilotprojekt Wasserstoff für die Fahrzeugflotte des Abfallwirtschaftsbetriebes hergestellt werden? Fest steht: In einem Blockheizkraftwerk wird nur noch elektrischer Strom für den Eigenbedarf der Anlage erzeugt.

Zügige Ausschreibungen

Zügig sollen auch die Arbeiten für das Gebäude der neuen Anlage sowie für die Anlieferungshalle des Biomülls ausgeschrieben werden. Ebenso ist eine neue Aufbereitungshalle für die Endprodukte aus der Vergärungsanlage notwendig, damit diese im Spezialwerk in Kirchheim zu hochwertigem Kompost verarbeitet werden können.

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Läuft alles nach Plan, dann soll die neue Vergärungsanlage der Bioabfallverwertung GmbH Leonberg im Herbst 2024 in Betrieb gehen – ein Wunschzeitpunkt Roland Bernhards und seines Esslinger Amtskollegen Heinz Eininger: Die Inbetriebnahme der neuen Vergärungsanlage wäre dann ein krönender Abschluss für die zweite Amtsperiode von Roland Bernhard (64) und für die dritte von Heinz Eininger (65).

Den Richtspruch am Rohbau des Betriebsgeländes sprach Zimmermeister Klaus Bohnet vom gleichnamigen Handwerksbetrieb aus Mötzingen.