Sherly Zoni wurde als 14-Jährige von einem Sektenführer vergewaltigt. Nun sagt sie gegen ihren Peiniger vor Gericht aus - und löst eine Welle von Emotionen aus.

Port Elizabeth - Sein Name hat es nur noch schlimmer gemacht. Peter Daubermann heißt der Anwalt, der jetzt zu Südafrikas Buhmann wurde: Daubermann klingt wie Dobermann – jene Rasse besonders hartnäckiger Hunde, denen man unter keinen Umständen zwischen die Zähne geraten sollte. Südafrikas Star-Karrikaturist Zapiro hat Peter Daubermann bereits als Dobermann gezeichnet: Lange Schnauze, scharfe Zähne, fieses Grinsen.  Er blickt auf eine 22-jährige bildhübsche Frau, die derzeit im Zeugenstand des Landesgerichts der Hafenstadt Port Elizabeth sitzt – die erste Frau am Kap, die vor laufenden Kameras über ihre Vergewaltigung aussagt.

 

Es handelt sich nicht um einen einzelnen Vorfall. Über mehrere Jahre hinweg soll sich Timothy Omotoso über das zunächst 14-jährige Mädchen hergemacht haben. „Habe Erbarmen mit mir, mein Gott“, habe er nach vollbrachter Untat regelmäßig ausgerufen, berichtet Cheryl Zondi.   Auch Omotoso sitzt im Saal des Landgerichts. Mal in weißem Hemd mit Rüschenkragen, mal in grün schillernder Uniformjacke mit goldenen Brokat-Aufsätzen. Omotoso ist der Gründer einer südafrikanischen Kirche, der „Jesus Dominion International Church“. Die fast nur aus Frauen bestehende Glaubensgemeinschaft hat der 60-jährige Nigerianer nicht etwa gegründet, um seine Schäflein dem Allmächtigen, sondern sich selbst zuzuführen. Zuweilen scharte er in seinem Haus bei Durban bis zu 50 Mädchen um sich.

Widerwärtige Details

Für den stetigen Nachschub an Novizinnen sorgten zwei Südafrikanerinnen, die jetzt neben Omotoso auf der Anklagebank sitzen. Das Trio muss sich für insgesamt 97 Anklagepunkte verantworten – neben Vergewaltigung auch sexuelle Ausbeutung, Menschenhandel und Betrug.   Als Omotosos Treiben langsam an die Öffentlichkeit kam, suchte der Prediger außer Landes zu fliehen, wurde aber in letzter Minute auf dem Flughafen von Port Elizabeth verhaftet. Seitdem baute die Staatsanwaltschaft die Anklage gegen den Prediger auf – gestützt vor allem auf die Aussage von Chery Zondi. Sie ließ sich nicht davon abbringen, vor laufenden Kameras in den Zeugenstand zu treten: Sie wolle ein Exempel statuieren, sagt die Studentin.  

Omotosos Anwalt Daubermann muss man wohl zugute halten, dass das südafrikanische Rechtswesen ein raues ist: Anklage wie Verteidigung pflegen die gegnerischen Zeugen in gnadenlose Kreuzverhöre zu verwickeln. Dass er Cheryl Zondi als Lügnerin bezeichnete, weil sie (14-jährig!) die Übergriffe nicht ihrer Mutter erzählt habe, kann man womöglich noch der Berufspflicht des Verteidigers zuschreiben. Doch dass er sie fragte, wie weit der Kirchengründer in sie eingedrungen sei, ging selbst dem Richter zu weit.  

Ein Signal für andere Frauen

Der südafrikanischen Öffentlichkeit allemal. In den sozialen Netzwerken brach ein Shitstorm aus. Er sei ein Monster wie sein Mandant, heißt es. Die „würdelose Erniedrigung“ eines Vergewaltigungsopfers sei in Südafrika Alltag, twitterte eine Journalistin.

Gleichzeitig wurde Cheryl Zondi, die auch die unverschämtesten Fragen Daubermanns ruhig und souverän zu beantworten wusste, zu einer Heldin. „Wir salutieren Cheryl“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft: „Wir hoffen, dass nun auch andere Vergewaltigungsopfer zur Aussage bereit sind.“ Auf diese Weise hätte der Dobermann dem Land doch noch einen Gefallen getan. Am Kap der Guten Hoffnung werden täglich rund 100 Vergewaltigungen zur Anzeige gebracht, die Dunkelziffer ist noch wesentlich höher.