Die Preise für Strom sind für die Haushalte nach wie vor deutlich höher als vor der Corona-Krise. Dennoch bleiben nach Darstellung eines Vergleichsportals viele Verbraucher in zu teuren Verträgen. Das sind die Gründe.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Privathaushalte in Deutschland zahlen wegen mangelnder Bereitschaft zum Wechsel des Stromanbieters nach Darstellung des Vergleichsportals Verivox in diesem Jahr mehr als fünf Milliarden Euro zu viel.

 

Teurer Grundversorgungstarif

Noch immer beziehe ein knappes Viertel der Haushalte in Deutschland Strom über den Grundversorgungstarif des örtlichen Versorgers – die mit Abstand teuerste Tarifgruppe.

Weil sich diese rund 10 Millionen Haushalte weder um einen Stromanbieterwechsel noch um einen günstigeren Tarif beim bisherigen Versorger kümmern, zahlen sie hochgerechnet auf dieses Jahr knapp 5,5 Milliarden Euro zu viel, wie Verivox in Heidelberg weiter mitteilte.

Tarifcheck: 44,36 Cent/kWh vs 24,7 Cent/kWh

Den Grundversorgungstarif des örtlichen Stromversorgers erhalten den Angaben zufolge alle Haushalte, die sich beim Hausbau oder beim Neueinzug nicht um ein günstigeres Angebot kümmern. Der Vorteil des Grundversorgungstarifs: Er stehe allen Kunden zur Verfügung und könne jederzeit gekündigt werden.

Der große Nachteil sei, dass er sehr teuer sei. Eine Kilowattstunde (kWh) Strom im Grundversorgungstarif kostet demnach derzeit im bundesdeutschen Durchschnitt 44,36 Cent. Im günstigsten verfügbaren Tarif mit Preisgarantie liege der Preis im Bundesschnitt aktuell bei 24,7 Cent/kWh. Die Haushalte im Grundversorgungstarif könnten somit ihren Strom rund 44 Prozent günstiger beziehen.

12,4 Milliarden Euro für Strom-Grundversorgung

Im Jahr 2022 seien rund 27,9 Milliarden Kilowattstunden Strom an Haushalte in der Grundversorgung geliefert worden, schreibt Verivox unter Verweis auf den aktuellen Monitoringbericht der Bundesnetzagentur. Auf Basis dieser Verbrauchsmenge zahlen die Kunden der Grundversorgung im Jahr 2024 den Angaben zufolge rund 12,4 Milliarden Euro für Strom. Im günstigsten Tarif würden dagegen nur 6,9 Milliarden Euro an Stromkosten anfallen, was einer Ersparnis von rund 5,5 Milliarden Euro entspreche.

„Seit mehr als 25 Jahren können Haushalte in Deutschland ihren Stromanbieter frei wählen. Dass dennoch fast ein Viertel der Stromkundinnen und -kunden freiwillig im teuersten Tarif verharrt, ist erstaunlich“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.

Info: So setzt sich der Strompreis zusammen

Kostenbestandteile
Der Strompreis setzt sich aus mehreren Kostenbestandteilen zusammen:

Logistik
Kosten für Strombeschaffung, Vertrieb und Gewinnmarge (37,5 Prozent)

Steuern
Steuern (21,7 Prozent) – diese beinhalten die Mehrwertsteuer (16 Prozent) und die Stromsteuer (7 Prozent)

Nettonetzentgelt
Netznutzungsentgelt (21,5 Prozent)

Messung
Messstellenbetrieb (1 Prozent) – Entgelte für die Kosten der Abrechnung und der technisch notwendigen Mess- und Steuereinrichtungen (zum Beispiel Zähler) und für die Ablesung

Abgaben/Umlagen
Konzessionsabgabe (4,5 Prozent), Umlage nach dem Erneuerbare-Energie-Gesetz (EEG-Umlage) (10,3 Prozent),Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz KWKG (1 Prozent),Umlage nach § 19 der Strom-Netzentgeltverordnung (1,2 Prozent),Umlage für abschaltbare Lasten (0,1 Prozent)