Dieter Zetsche verdient mehr als alle anderen Dax-Vorstände, wie die Unternehmensberatung HKP ermittelt hat. Der Daimler-Chef verdiente im vergangenen Jahr weit mehr als zehn Millionen Euro. Der Manager auf Platz zwei ist weniger bekannt.

Frankfurt - Der Erfolg des Stuttgarter Autobauers Daimler hat sich nicht nur für die Aktionäre ausgezahlt, die zusammen für das vergangene Jahr die höchste Dividende bekommen haben, sondern auch für Konzernchef Dieter Zetsche. Mit rund 14,4 Millionen Euro floss Zetsche im vergangenen Jahr so viel Geld zu wie keinem anderen der insgesamt 30 Chefs der Dax-Konzerne.

 

Die Zahlen beziehen sich auf den Bruttobetrag, der 2015 tatsächlich bei den Topmanagern und auf deren Betriebsrenten-Konten landete – also einschließlich der für vorhergehende Jahre ausgezahlten Langfrist-Boni. Diesen Wert müssen börsennotierte Unternehmen erst seit drei Jahren im Geschäftsbericht ausweisen. Die auf Vergütungsthemen spezialisierte Unternehmensberatung HKP hält dies jedoch für den Wert, der am meisten darüber aussagt, was die Topmanager verdienen, und der am besten eine Vergleichbarkeit herstellt.

Transparenz sei für die Aktionäre, aber auch für die Öffentlichkeit ein wesentlicher Faktor, um die jeweilige Leistung beurteilen zu können, meint Michael Kramarsch, Partner bei HKP. Im Durchschnitt erhielten die Dax-Vorstandschefs für das vergangene Jahr 5,86 Millionen Euro, etwas weniger als im Vorjahr, als der Schnitt noch bei 5,9 Millionen lag.

Beim Blick auf die Gesamtvergütung, die die theoretischen Maximalbeträge der Bonuszusagen einbezieht, ergibt sich für 2015 laut HKP durchschnittlich sogar ein Rückgang um neun Prozent auf knapp fünf Millionen Euro. Da auch die Jahresüberschüsse der Dax-Konzerne um 8,8 Prozent zurückgegangen sind, meint Kramarsch: „Da stimmt das Verhältnis von Erfolg und Vergütung.“ Die ausgewiesene Gesamtvergütung weicht im Einzelnen oft von den tatsächlich ausgezahlten Grundgehältern und Boni ab.

Zetsche ist auch der Bonus-König

Daimler-Chef Zetsche war angesichts des Rekordjahres auch der Bonuskönig unter den Dax-Chefs. Er übertraf seine Bonusziele um mehr als das Doppelte, ebenso wie Heidelberg-Cement-Chef Bernd Scheifele. Dieser landete unter den bestbezahlten Firmenlenkern im Dax mit 9,7 Millionen Euro auf Platz drei hinter Fresenius-Chef Ulf Schneider (13,9 Millionen). Commerzbank-Chef Martin Blessing musste sich mit 1,12 Millionen Euro mit dem letzten Platz begnügen.

Der vom Skandal um manipulierte Abgaswerte erschütterte Autobauer Volkswagen fehlt in der Statistik ebenso wie vier Unternehmen, die 2015 ihren Chef auswechselten. An der Grundtendenz ändere das aber nichts, sagte Kramarsch – auch wenn der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn die Gehaltsliste im Dax seit Jahren angeführt hatte. Dass die Firmen die Vorstandsgehälter seit zehn Jahren im Geschäftsbericht einzeln aufführen und Aufsichtsräte sich dafür vor den Aktionären rechtfertigen müssen, habe „reinigende Wirkung“ gehabt, sagte Kramarsch.

Von einer Explosion der Vorstandsgehälter im Dax könne keine Rede sein, betonte der Vergütungsexperte. Während die Gesamtvergütungen der Vorstände seit 2006 um 15 Prozent erhöht wurden, seien die Tariflöhne im Schnitt um 27 Prozent gestiegen. Jährliche Boni seien gleichzeitig zu Gunsten von langfristigen Anreizprogrammen auf dem Rückzug. Im internationalen Vergleich hinken die deutschen Spitzenmanager ihren Kollegen ohnehin nach wie vor hinterher.

Nach Vorlage von 37 Geschäftsberichten der 76 größten börsennotierten europäischen Unternehmen zeichnet sich in Europa für 2015 ein deutlicher Zuwachs bei den Direktvergütungen der Vorstandsvorsitzenden von rund 25 Prozent auf durchschnittlich rund 7,26 Millionen Euro ab. Im Vergleich dazu steigt die durchschnittliche Direktvergütung im US-amerikanischen Dow Jones Industrial Index gegenüber 2014 um 13 Prozent auf rund 15,79 Millionen Euro.