Die seit mehreren Jahren andauernde gute Wirtschaftslage macht sich für die Chefs der 30 größten Börsenkonzerne auch im Gehalt bemerkbar.

Frankfurt - Die gute Wirtschaftslage macht sich auch bei den Gehältern der Vorstandsvorsitzenden der deutschen Unternehmen bemerkbar. So sind zwar die Grundvergütungen für die Chefs der Dax-Konzerne im vergangenen Jahr nur um durchschnittlich 0,9 Prozent gestiegen und die einjährigen Bonuszahlungen auf Basis des Ergebnisses von 2018 sogar gesunken. Rechnet man aber die auf mehrere Jahre angelegten Boni hinzu, liegt das Plus der Gesamtvergütungen bei 3,6 Prozent. Das sei angesichts der mageren Gewinnentwicklung eine moderate Steigerung, sagte Regine Siepmann, Partnerin des Beratungsunternehmens HKP, bei der Vorlage der Studie über die Vorstandsvergütung der Chefs der 30 Konzerne, die im deutschen Leitindex Dax notiert sind. Durchschnittlich erhielten die Vorstandschefs für 2018 eine Gesamtvergütung von rund 7,5 Millionen Euro, wobei die Zahlen der Dax-Unternehmen Wirecard und Linde noch nicht vorliegen.

 

Anreize für lang angelegte Entscheidungen

Seit fünf Jahren würden vor allem die langfristigen Vergütungen sowie die Ausgaben für Altersversorgung zulegen, ergänzte HKP-Partner Michael Kramarsch. Dies sei Ziel der 2014 eingeführten neuen freiwilligen Veröffentlichungen der Vorstandszahlungen aufgrund einer Empfehlung des Deutschen Corporate Governance Kodex. Die Manager sollen einen Anreiz für nachhaltig angelegte Entscheidungen bekommen. Zusammen machen diese beiden Komponenten rund 60 Prozent der Bezüge aus. Allerdings gibt es Bestrebungen, die Vergütungsveröffentlichungen erneut zu ändern, wobei vor allem die längerfristigen Elemente nicht mehr so transparent wären, wie HKP-Partner Kramarsch kritisierte. Schon jetzt gebe es deutliche Unterschiede zwischen den gesetzlich vorgeschriebenen Veröffentlichungen nach dem Handelsgesetzbuch (HGB) und dem freiwilligen Ausweis nach dem Kodex. Sollten die auf EU-Ebene vorgesehenen Regelungen umgesetzt werden, würde es die aktuell international führende, hochtransparente Sicht auf die Vorstandsvergütungen in deutschen Unternehmen nicht mehr geben, sagte HKP-Partnerin Siepmann. Deutschland könne sich dadurch wieder in die „Transparenzsteinzeit“ zurück entwickeln, befürchtet Kramarsch. Dabei hätten die börsennotierten Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Vergütungsberichte spürbar verbessert. Es gebe fast doppelt so viele Grafiken wie noch 2016.

Boni aus sieben Jahren erhalten

Wie bedeutend die langfristigen Anteile sein können, zeigt sich in der Aufstellung für 2018 bei Stefan Heidenreich, dem Chef von Beiersdorf. Seine Gesamtvergütung betrug 23,45 Millionen Euro, ein absoluter Spitzenwert für ein Dax-Unternehmen. Dies liegt jedoch daran, dass er Ende 2018 aus seinem bis Ende 2019 laufenden Vertrag ausgeschieden ist und er die Boni aus sieben Jahren erhalten hat. Auch Allianz-Chef Oliver Bäte, der mit 10,3 Millionen Euro auf Platz zwei des Rankings liegt, hat für drei Jahre Bonuszahlungen erhalten. Ohne diese mehrjährigen Entlohnungen wäre 2018 keiner der Vorstandschefs über der Marke von zehn Millionen Euro geblieben, die von Aktionärsvertretern als kritisch angesehen wird, betonte Kramarsch. Auf dem dritten Platz landete der Spitzenreiter von 2016 und 2017, SAP-Chef Bill McDermott, mit 9,97 Millionen. Die „Schlusslichter“ in dieser Tabelle bilden die Vorstandschefs von Fresenius, Infineon und RWE. Auffallend seien die Gehaltsrückgänge in der Autobranche, sagte Kramarsch. Die Chefs von Daimler und BMW, Dieter Zetsche und Harald Krüger, mussten Millionen-Einbußen hinnehmen.

Abschied mit 17,8 Millionen Euro Abfindung versüßt

Nicht berücksichtigt wurden die Bezüge von Vorstandschefs, die nicht das ganze Jahr im Amt waren. Das sind zum Beispiel Kurt Bock und Martin Brudermüller, die sich im Mai 2018 an der Spitze der BASF abwechselten. Bock hatte bis dahin eine Gesamtvergütung von gut drei Millionen Euro bekommen, Brudermüller für den Rest des Jahres knapp vier Millionen. VW-Chef Herbert Diess ist erst seit April im Amt und kassierte mit 8,5 Millionen weniger als sein Vorgänger Matthias Müller. Diesem wurde der Abschied mit 17,8 Millionen Euro Abfindung versüßt.

Insgesamt lägen die Bezüge der Dax-Chefs weiterhin deutlich unterhalb des europäischen und des amerikanischen Niveaus. Allerdings wird nicht nur bei den Konzernen der ersten Börsenliga gut bezahlt. „Die Spitze der Unternehmen in der zweiten Reihe kann durchaus mit der Spitze im Dax mithalten“, sagte Kramarsch. Das zeige der Modehändler Zalando aus dem Nebenwerteindex M-Dax. Zalando-Vorstand Rubin Ritter erhielt im vergangenen Jahr fast 20 Millionen Euro.