Vor den in dieser Woche in Belek stattfindenden Verhandlungen wächst beim VfB Stuttgart der Unmut über Bruno Labbadia. Der Trainer ziert sich mit seiner Vertragsverlängerung.

Sport: Heiko Hinrichsen (hh)

Belek - Dass eine kurze Nacht mit lediglich zwei Stunden Schlaf im Hotelzimmer hinter ihm liegt, ist Fredi Bobic bei seinem ersten Auftritt in Belek überhaupt nicht anzusehen. Mit einem Becher Kaffee in der Hand steht der VfB-Manager am Geräteschuppen neben dem Trainingsplatz und schaut den Profis mit wachem Blick bei ihren Übungen zu. Erst um 3.30 Uhr am Montagmorgen ist Bobic mit dem Flugzeug in Antalya eingeschwebt. Zuvor ist er zwei Tage in geheimer Mission im Ausland auf Stürmersuche gewesen. Mit welchem Ergebnis? „Kurz vor der Landung hat es durch die heftigen Windböen ganz schön gewackelt“, sagt Bobic – mehr ist ihm über seine Dienstreise nicht zu entlocken.

 

Eine frische Offensivkraft, für deren Anschaffung der Club drei bis vier Millionen Euro auf die hohe Kante gelegt hat, befindet sich aber nicht in Bobic’ Reisegepäck. Noch, versichert der Manager tapfer, sei aber auf dem Wintertransfermarkt, der bis zum 31. Januar geöffnet ist, alles möglich.

Bei der aktuell wichtigsten Stuttgarter Personalie verhält es sich ganz ähnlich: Immerhin lässt die Vertragsverlängerung des Trainers Bruno Labbadia, dessen Kontrakt im Juni ausläuft, weiter auf sich warten. Das nervt Bobic zunehmend – auch wenn er bemüht ist, sich das nicht anmerken zu lassen. „Es ist legitim vom Club, diese Personalie zeitnah abschließen zu wollen“, sagt der Manager, der die Hand in Richtung Labbadia schon länger ausgestreckt hält. Weil dieser aber bis jetzt nicht einschlagen will, hat sich Bobic nun eine Frist gesetzt. Im Januar soll die Personalie vom Tisch sein, „weil sonst die Aufregung bei allen Beteiligten im Umfeld noch mehr wächst“, sagt der Manager.

Labbadia vermisst offenbar Wertschätzung

Schließlich registrieren inzwischen auch die Spieler die zögerliche Haltung ihres Trainers. „Wir wissen nicht, welche Gedanken in Sachen Zukunftsplanung in seinem Kopf sind“, sagt etwa Tamás Hajnal. Bobic ist zudem nicht entgangen, dass Labbadia zuletzt mit seinen Chancen kokettiert und sozusagen Bewerbungen für andere Vereine abgegeben hat. Über die Reize der Trainertätigkeit im Ausland redete er unlängst; und dann ist da noch der FC Schalke, der für Sommer einen neuen Coach als Nachfolger für die Interimslösung Jens Keller sucht. Labbadia sei interessiert, heißt es, er halte viel vom ehemaligen VfB- und aktuellen Schalke-Manager Horst Heldt. Ob diese Zuneigung aber auf Gegenliebe stößt, ist fraglich.

Bobic ist in der Szene gut vernetzt – und hat all dies natürlich registriert. „Einige Dinge kann man so oder so bewerten“, sagt der Manager nüchtern, während es Labbadia auch nach dem Weihnachtsurlaub im Kreise der Familie, als Zeit zum Nachdenken war, alles andere als eilig hat. „Mir entlockt dieses Thema fast schon ein Schmunzeln“, sagt der 41-Jährige. Er findet, die Vorbereitung der Mannschaft auf die Rückrunde genieße Priorität. „Der VfB kann doch froh sein, einen Trainer zu haben, der nicht gleich nach einem neuen Vertrag giert“, sagt Labbadia.

Nach wie vor vermisst der Trainer offenbar die Wertschätzung seiner Arbeit – auch innerhalb des Clubs. In der Tat gibt es auch da Personen, die bezweifeln, ob Labbadia der Richtige ist, um das Konzept mit der Förderung der Nachwuchsspieler umzusetzen. Dass der VfB jetzt in Maza einen gestandenen Nationalspieler abgab und ihn in der Innenverteidigung „nur“ durch den Jungprofi Benedikt Röcker ersetzte, hat den Coach zusätzlich verärgert.

Der Ausgang der Gespräche ist völlig offen

Klar ist andererseits, dass der VfB nicht bedingungslos auf die Karte Labbadia setzt. So liegt dem Trainer nach StZ-Informationen auch noch kein unterschriftsreifer Vertrag vor, sondern lediglich eine Absichtserklärung, sich grundsätzlich eine weitere Zusammenarbeit vorstellen zu können. Parallel dazu existiert beim VfB überdies ein Plan B ohne Labbadia und mit einer konkreten Alternative für ihn.

Da trifft es sich gut, dass Gerd Mäuser am Dienstag im Trainingsquartier erwartet wird. So kann der Präsident seinem Trainer noch einmal die Richtlinien des Clubs erläutern, die im Kern besagen, dass vom VfB auch künftig keine gewaltigen Investitionen in frisches Personal zu erwarten sind. Der Ausgang der Gespräche ist völlig offen.