Der Esslinger Kunstverein verkauft drei Bilder des bedeutenden, aber unterschätzten Esslinger Malers Volker Böhringer. Die Stadt müsste aktiv werden, um ihren großen Vertreter der Neuen Sachlichkeit ins gebührende Rampenlicht zu stellen.
Klar, für die interessierte Öffentlichkeit ändert sich durch einen Verkauf der Esslinger Böhringer-Bilder nichts zum Schlechteren, allenfalls zum Besseren – wenn sie vom neuen Besitzer öffentlich sichtbar gemacht werden. Wenn nicht, ist es egal, ob sie in Privatbesitz hängen oder im Esslinger Kunstverein verstauben.
Trotzdem sollte es damit nicht sein achselzuckendes Bewenden haben. Denn in Esslingen hat in künstlerisch-kulturellen Dingen nicht das Klotzen, sondern das Kleckern nach einem kleinkarierten Muster aus Understatement und Banausentum Tradition. Auch wenn es erfreuliche Ausnahmen gibt: Die eigenen Lichter unter den Scheffel zu stellen, gehört seit dem Spätmittelalter zur örtlichen Folklore. Erst recht, wenn es ein paar Taler kostet. Wobei die Summe für einen Aufkauf der Böhringer-Bilder durch die Stadt, den die Stadt brüsk ablehnt, voraussichtlich überschaubar wäre. Die bereits vorhandenen Böhringer-Bestände in der städtischen Sammlung als Gegenargument anzuführen, ist grotesk: Was hat es für eine Logik, bei einem angeblich geschätzten Künstler die Chance auf eine Erweiterung des Bestands mit einem schnöden „Haben wir schon“ zu vergeuden? Die Behauptung, die drei zum Verkauf stehenden Bilder seien quasi Repliken von teils schlechterer Qualität, dürfte zumindest im Fall von „Swing Madame Swing Swing“ einer kunstkritischen Prüfung eher nicht Stand halten. Um es gelinde zu sagen.
Im Übrigen sind auch die städtischen Böhringers in der Regel unsichtbar. Esslingen müsste das Gegenteil tun: den völlig unterschätzten Volker Böhringer endlich gebührend ins Rampenlicht stellen. Durch eine abgerundete Kollektion und deren angemessene, dauerhafte Präsentation. Andere gehen anders mit ihren Lokalgrößen um. Manchmal werden Weltgrößen daraus.